Es ist der erste Aufenthalt in München für den langjährigen Bürgermeister der in den letzten Jahrzehnten aufblühenden Wüstenstadt Beer Sheva. Ruvik Danilovich verbrachte mit seiner Delegation vier Tage in der bayerischen Landeshauptstadt und lernte dabei auch die jüdische Gemeinde kennen.
Der Besuch ist Ausdruck der Partnerschaft, die die beiden Städte seit 2021 verbindet und die nun intensiviert werden soll. Die Initiative, sich mit einer israelischen Kommune zu verbinden, war damals vom Münchner Stadtrat ausgegangen. Noch bevor jedoch viele Projekte beginnen konnten, wurde Münchens jüngste Städtepartnerschaft vom Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 schwer getroffen. Beer Sheva war damals Ziel von intensivem Raketenbeschuss.
Ziel der Reise
Der erste Weg in Deutschland führte die israelische Delegation direkt nach der Landung daher in diesen schwierigen Zeiten zur Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, in deren Gemeindezentrum IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch die sieben Teilnehmer zusammen mit der stellvertretenden israelischen Generalkonsulin Kasa Bainesai-Harbor in Empfang nahm. Das Ziel der Reise war für die israelischen Gäste klar: Unterstützung für die jüdische Gemeinde zeigen und den Austausch in innovativen Bereichen wie Klima- und Umweltschutz, Sport und Bildung verstärken.
Als Gastgeschenk überreichte Ruvik Danilovich Charlotte Knobloch eine Chamsa-Hand, ein Schutzsymbol, das er aus Israel mitgebracht hatte. Der Bürgermeister hatte indes auch viele Fragen und erkundigte sich unter anderem nach der Situation der jüdischen Gemeinschaft in München und in Deutschland. Sein Ziel, so Danilovich, sei es, dass Kinder in den Schulen von Beer Sheva mehr über die Geschichte der ehemaligen »Hauptstadt der Bewegung« erfahren. Der alljährliche Jom Haschoa biete dabei einen Anlass, gemeinsam an die Vergangenheit Münchens zu erinnern, künftig aber auch die heutige Situation der jüdischen Gemeinde in den Blick zu nehmen.
Gerade die modernen Bauten der Kultusgemeinde hatten es den Gästen angetan. Auch für die Gastgeberin fand das Stadtoberhaupt von Beer Sheva lobende Worte: »Sie verkörpert den lebendigen Geist des Volkes Israel«, so Danilovich über Charlotte Knobloch, »ich habe ihre Verbindung zur jüdischen Gemeinschaft und zu Israel gespürt.« Die Gemeindepräsidentin hatte zuvor die zahlreichen Initiativen der IKG für Israel dargelegt. Dazu zählte etwa eine erfolgreiche Spendensammlung für einen gepanzerten Krankenwagen, aber auch die enge Kooperation verschiedener Gemeindeorganisationen mit Partnern in Israel.
»Am Rathaus und draußen an unserer neuen Hauptsynagoge ›Ohel Jakob‹ sehen Sie israelische Flaggen gehisst«, erklärte Knobloch. Diese wehten nicht nur wegen des hohen Besuchs, sondern bis auf Weiteres: »Sie sind ein Zeichen der engen Verbundenheit und der Solidarität mit Israel und Beer Sheva, die wir als Münchner Bürger und als jüdische Gemeinde dieser Stadt besonders seit dem 7. Oktober für alle sichtbar demonstrieren.«
Cyber-Hauptstadt Israels
Auch einzelne Bereiche der Zusammenarbeit wurden näher besprochen, etwa als Adi Wolfson, Professor am Sami Shamoon College of Engineering, die Bedeutung des akademischen und wirtschaftlichen Austausches betonte. Beer Sheva gilt mittlerweile als Cyber-Hauptstadt Israels, insbesondere bei Entwicklungen im Bereich der digitalen Sicherheit.
Die Partnerschaft, die seit 2021 besteht, soll nun intensiviert werden.
Nach dem Empfang bekam die Delegation einen Eindruck von der Hauptsynagoge, wobei die Hausherrin persönlich die Gruppe führte. Vor der erhaltenen Schlusssteinkapsel der 1938 zerstörten Münchner Hauptsynagoge berichtete Charlotte Knobloch etwa, wie erst vor einem Jahr aus der Isar Trümmerstücke mit hebräischen Schriftzeichen geborgen werden konnten. Wie sich herausstellte, gehörten diese Steine zum damaligen Toraschrein.
Der aktuelle Toraschrein mit den darin enthaltenen Sifrei Tora war vor dem Hintergrund des historischen Kontrasts für die Mitglieder der israelischen Delegation ein besonderer Anblick. »Es ist eine echte Freude«, fasste Danilovich seine Gefühle zusammen. »Die jüdische Gemeinschaft hier gibt mir große Hoffnung. So wie wir hier empfangen wurden, wollen wir auch Vertreter der Münchner Gemeinde bei uns als Ehrengäste empfangen.«
Knobloch unterstrich ihrerseits die enge persönliche und institutionelle Verbindung mit Israel: »Unser Zusammenhalt wird bleiben – auch wenn die Fahnen einmal wieder eingeholt werden, wenn alle Toten begraben und alle Entführten heimgekehrt sind.« Im Rahmen der Partnerschaft wünsche sie sich »viele weitere inspirierende, glückliche Begegnungen zwischen den Menschen unserer Städte«.
Das Programm der Delegation wurde nach dem Besuch in der Israelitischen Kultusgemeinde mit einem Treffen bei Oberbürgermeister Dieter Reiter fortgesetzt. Anschließend traf Danilovich auch mit dem zweiten Bürgermeister Dominik Krause und der dritten Bürgermeisterin Verena Dietl zusammen. In den folgenden Tagen nahm die Delegation zahlreiche weitere Termine zu wirtschaftlichen und energiepolitischen Themen in München wahr und nutzte schließlich auch die Gelegenheit, das EM-Spiel Dänemark gegen Serbien in der Allianz-Arena zu verfolgen.