Die Feier zu Israels Unabhängigkeitstag hat in Frankfurt eine lange Tradition. In diesem Jahr gelang es der Jüdischen Gemeinde, die bislang größte Party auf die Beine zu stellen. Dank der Mitwirkung von Makkabi Frankfurt, der Young WIZO, dem Jugendzentrum Amichai und der Lichtigfeld-Schule war es auch die abwechslungsreichste Veranstaltung. Erstmals fand das Fest im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum statt.
Bereits am Nachmittag startete dort das bunte Programm. »Wir haben den Veranstaltungsbeginn für die Kinder vorgezogen«, sagte Jennifer Marställer, Direktorin der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Und die Rechnung ging auf: Es wuselten deutlich mehr Kinder herum als in den vergangenen Jahren. Es gab Popcorn und Eis, die Kleinen konnten Buttons gestalten, Friedenstauben basteln oder im großen Hof toben und spielen.
An den »Marktständen« gab es Gerichte der verschiedenen Einwanderernationen, die Israel geprägt haben – wie Polen, Äthiopier oder Russen. Flyer informierten darüber, wie viele Menschen aus den jeweiligen Ländern nach Israel eingewandert sind und welche Rolle sie für den Staat spielen.
Die jüdische Tradition des Staates stand besonders im Fokus. Dies zeigte sich auch darin, dass die Vertreter verschiedener Institutionen erstmals zwölf Kerzen für die Stämme Israels anzündeten und der neue Frankfurter Kantor, Yoni Rose, das Gebet für den Staat vortrug.
Lebensfreude Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), der nach eigenem Bekunden »nicht von Amts wegen«, sondern »weil ich es will« gekommen war, lobte die Feier – insbesondere den Auftritt des Chors und des Orchesters der Lichtigfeld-Schule – als »besondere Freude«. Er spüre, dass das Fest nicht nur ein Ritual sei, sondern Lebensfreude und Verbundenheit mit Israel ausstrahle: »Wir dürfen nicht einfach zuschauen, wie das Existenzrecht Israels nicht nur infrage, sondern ganz offen in Abrede gestellt wird.« Deutschland habe Israel gegenüber eine besondere Verantwortung – und auch den deutschen Juden gegenüber.
»Dass jüdische Menschen in Deutschland wieder eine Heimat gefunden haben, beglückt uns«, sagte Bouffier. Dieses Vertrauen sei auch eine Verpflichtung, sehr wachsam zu sein gegenüber allen Bestrebungen, bei denen »der alte Geist« wieder aufkomme. Dies unterstrich auch Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, indem er betonte: »Ich stehe klar für das NPD-Verbot!«
Es gibt keine Israel-Veranstaltung, die nicht auch politisch wird. »Die Freundschaft zu Israel hat dieser Tage auch besonders viel Bedeutung«, dankte Salomon Korn, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, den Vertretern von Stadt und Land.
Einen knappen Kilometer vom jüdischen Gemeindezentrum entfernt traf man sich am Montag zum dritten Deutsch-Israelischen Freundschaftstag der Stadt Frankfurt im Palmengarten. Auch hier betonten die Redner vor allem ein Wort: Freundschaft. Zu der Feier im Gesellschaftshaus waren auf Einladung von Peter Feldmann und des israelischen Generalkonsuls Dan Shaham-Ben Hayun mehr als 300 Gäste gekommen.
Darunter waren der Generalkonsul der Republik Türkei, Ufuk Ekici, Ilan Fluss vom israelischen Außenministerium, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, Vertreter von Landes- und Stadtpolitik, die Präsidentin der Goethe-Universität, Birgitta Wolff, und die Schoa-Überlebende Trude Simonsohn. Im Foyer präsentierten Organisationen und Vereine ihre Arbeit.
Städtepartner Es gebe gleich drei Anlässe für diese Feier, sagte Feldmann zur Begrüßung: 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, 35 Jahre »Städtefreundschaft« zwischen Frankfurt und Tel Aviv, die in der vergangenen Woche endlich in eine offizielle Partnerschaft gemündet sei, und den israelischen Unabhängigkeitstag. All dies sei nicht selbstverständlich, so Feldmann. »Heute sind die Juden wieder in Frankfurt zu Hause – und welch ein Glück für unsere Stadt«, sagte er unter Applaus.
Die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland entwickelten sich immer weiter, sagte Feldmann und verwies auf den Jugendaustausch zwischen Frankfurt, Tel Aviv und dem türkischen Eskisehir sowie geplante Austauschprojekte von Gewerkschaftern, Unternehmern und Kommunalpolitikern. Dennoch gebe es auch in Frankfurt noch Ewiggestrige und Hass aus der Mitte der Gesellschaft. »Kritik am Staat Israel ist legitim, die Infragestellung des Existenzrechts ist es nicht«, betonte der OB. »Wir stehen an der Seite Israels, nicht aus Staatsräson, sondern aus Überzeugung.«
Vertrauen Die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland sei »nicht nur ein Begriff, sondern eine Realität«, sagte Shaham auf Deutsch, bevor er für seine Rede ins Englische wechselte. »Wir mussten Vertrauen wiederherstellen«, beschrieb er den Beginn der diplomatischen Beziehungen. Deren Zukunft liege in einem von einer moralischen Vision begleiteten Pragmatismus. »Das ist die Basis für die nächsten 50 Jahre.«
Derzeit sei etwa eine israelische Delegation der Israel Garage Association in Deutschland, um sich mit der KFZ-Innung über E-Mobilität auszutauschen, in Frankfurt träfen sich aber auch deutsche und israelische Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, um gemeinsame Projekte zu beraten – auch der von Feldmann erwähnte Jugendaustausch sei ein Beispiel. Wenn Deutschland und Israel Seite an Seite stünden, könne die Welt sagen: »Versöhnung ist tatsächlich möglich.«
Erleben Drei Studentinnen berichteten von ihren Erfahrungen während des Austauschs. »Jeder kann Vorurteile haben – der beste Weg, sie zu überwinden, ist, zusammen zu sein«, sagte die 24-jährige Bugçe Baybas aus der Türkei über ihre Zeit in Tel Aviv.
Das Jugend-Kammerensemble der Kinder- und Jugend-Aliyah spielte zum Abschluss der Veranstaltung die Hatikwa und die deutsche Nationalhymne. Feldmann und Shaham eröffneten danach die Ausstellung »Art Works«, die im Palmengarten noch bis zum 10. Mai Werke von 165 israelischen Künstlern zeigt.