Am Sonntag der vorvergangenen Woche starb Wolfgang Nöth im Alter von 77 Jahren. Er war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Münchner Kulturlebens – und das über Jahrzehnte hinweg.
Wolfgang Nöth wurde als Sohn jüdischer Eltern im Oktober 1943 in der Nähe von Würzburg geboren. Beide Eltern verlor er kurz nach seiner Geburt, wobei seine Mutter an den Folgen ihrer KZ-Haft zerbrach. Er wuchs zunächst im Waisenhaus von Mönchberg in Unterfranken und dann bei Pflegeeltern auf. Bereits mit 13 Jahren begann er eine Lehre und arbeitete unter anderem als Bauarbeiter und Dachdecker.
familiengeschichte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die ihn und seine Familiengeschichte gut kennt, hat einerseits seine ständige Umtriebigkeit im Blick, die Power, die ihn auszeichnete. Was sie jedoch genauso beeindruckte, war seine klare Orientierung, die sich an den familiären Wurzeln orientierte. »Er hatte das Herz am richtigen Fleck«, sagte die IKG-Präsidentin, als sie von seinem Tod erfuhr.
Mit Mitte 30 orientierte Nöth sich neu und wurde Veranstalter und Gastronomie-Unternehmer. Angetrieben von eisernem Willen, unendlichem Arbeitseinsatz und Fleiß sowie dank seines kämpferischen und unbeugsamen Verhandlungsgeschicks wurde er zu der prägenden Persönlichkeit der Kultur- und Konzertszene.
München wurde dank Wolfgang Nöth in den 90er-Jahren für lange Zeit die Klub- und Partyhauptstadt.
1980 ging es los mit dem Theater im Fraunhofer; dann eröffnete Nöth 1983 in Unterföhring die legendäre Theaterfabrik, die durch ihre Konzerte schnell überregional bekannt wurde Es folgten die Alabamahalle und das Nachtwerk. Bands und Künstler wie Bad Religion, Rammstein, Nirvana oder Marc Cohn begeisterten dort das Publikum.
millionenpublikum 1992 bekam Nöth den Zuschlag für die Nutzung des Geländes am Alten Flughafen in Riem. Es folgten der Kunstpark Ost, der mit rund 30 Diskotheken, Bars, Restaurants, rund 60 Künstlerateliers, Konzerthallen wie dem Metropolis und der Tonhalle sowie Kunst- und Antiquitätenflohmärkten ein Millionenpublikum anzog.
Nicht zu vergessen auch die Kulturfabrik, die Optimolwerke, die Georg-Elser-Hallen, Spiegelzelt, Kesselhaus und Zenith – zeitweise bildeten seine Hallen sowie Klubs wie »Milchbar« und »Harry Klein« die größte Ausgehmeile Europas.
München wurde dank Wolfgang Nöth in den 90er-Jahren für lange Zeit die Klub- und Partyhauptstadt. Die Presse nannte ihn ehrfürchtig den »Hallenmogul«. Dabei blieb er zeitlebens überaus bescheiden, durch und durch ehrlich und voller Tatendrang, zugleich ein Original, ein beseelter Macher und Visionär. Er suchte nie das Rampenlicht und schirmte sein Privatleben stets ab.
Für die Zeit nach der Pandemie hatte Wolfgang Nöth jede Menge Ideen, das Kulturleben der Stadt wiederaufblühen zu lassen. Dazu kommt es jetzt nicht mehr. Die Beisetzung findet am 4. Februar im engsten Familienkreis statt. Er hinterlässt seine Frau Karin und Tochter Laila.