Auch eine Woche nach dem Anschlag auf den jüdischen Friedhof in der Schulzstraße in Essen fehlt von den Tätern jede Spur. Auf rund 30 Grabsteine sind in der Nacht vom 20. auf den 21. April Hakenkreuze mit gelber und grüner Farbe geschmiert worden, bestätigte Polizeisprecher Peter Elke. »Die Kollegen haben unverzüglich die Ermittlung aufgenommen, aber noch keine Erkenntnisse«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen. Der jüdische Friedhof grenzt unmittelbar an den großen Parkfriedhof im Stadtteil Huttrop.
Schmierereien Die Jüdische Gemeinde zeigte sich entsetzt. Seit 20 Jahren habe er nicht mehr einen solch massiven Angriff auf jüdische Einrichtungen in der Stadt erlebt, betont Vorstandsmitglied Hans-Hermann Byron. »Bislang gab es nur Schmierereien auf der Außenmauer, aber nie auf dem Friedhof. Zum ersten Mal haben sie Grabsteine zerstört, und dann auch noch die besonders alten«, sagt sein Vorstandskollege Jewgenij Budnizkij. »Anscheinend gelangten die Täter durch ein Loch im Zaun auf das Grundstück«, ergänzt er. Ein Angestellter der Gemeinde hatte den Schaden bemerkt und sofort den Vorstand alarmiert.
Auch Oberbürgermeister Reinhard Paß zeigte sich bestürzt. »Die offensichtlich rechtsradikalen Täter versuchen, mit solchen destruktiven Aktionen das friedliche Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen zu zerstören. Das dürfen wir nicht zulassen«, sagte er der Zeitung Der Westen.
Wie in jeder größeren Ruhrgebietsstadt gäbe es auch in Essen »geistig Verwirrte, die Termine wie etwa den Geburtstag Adolf Hitlers zum Anlass für ihre Schmierereien nehmen«, meint Peter Elke. »Die Schändung von Gräbern und das Umwerfen von Steinen ist relativ einfach, die Entdeckung schwierig, wenn keiner die Schuldigen dabei beobachtet hat«, sagt Elke. »Wir hätten daher gern lieber weniger Publizität, damit sich die Täter nicht noch rühmen können, in den Medien Beachtung zu finden.«
Die Ermittler hoffen nun auf Hinweise durch die Bevölkerung. Wer entsprechende Beobachtungen, konkret in der Nacht zum 21. April, gemacht hat, kann sich an das Polizeipräsidium Essen unter der Telefonnummer 0201/8290 wenden.