Ein Liebespaar auf einer Bank am Elbufer. Die morbide Schönheit des historischen Jüdischen Friedhofs Königstraße in Altona. Ein Bananenverkäufer auf dem Fischmarkt, eine jüdische Familie vor Schabbateingang. Und immer wieder Sigmund Freud. Der Begründer der Psychoanalyse wählte den Hamburger Lichtbildner Max Halberstadt zu seinem Porträtfotografen, die geschäftliche Beziehung wurde privat, im Januar 1913 heiratete Max Halberstadt Freuds Tochter Sophie.
Heute ist Max Halberstadt vergessen. »Zu Unrecht«, sagt Wilfried Weinke, Literaturwissenschaftler, Publizist und Kurator geschichtlicher Ausstellungen. Jetzt hat er die Schau Der Fotograf Max Halberstadt. »… eine künstlerisch begabte Persönlichkeit« im Museum für Hamburgische Geschichte kuratiert, ein Beitrag zum Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Wilfried Weinke hatte für ein Buch über jüdische Fotografen recherchiert und einen vom NS-Terror vertriebenen und bislang vergessenen Fotografen entdeckt.
Tochter Angehörige Halberstadts halfen dabei. Während seiner Suche traf Weinke auf Eva Spangenthal aus Johannesburg, die ihn fragte, warum er eine Ausstellung über jüdische Fotografen der 20er-Jahre konzipiere, in der ihr Vater Max Halberstadt nicht erwähnt werde. »Ohne die Leihgaben aus dem Nachlass wäre diese Ausstellung nie entstanden«, sagt Weinke heute dankbar.
»Die Familie ist so glücklich, dass ihre Geschichte jetzt in der Ausstellung präsentiert wird«, freut sich Weinke.
Halberstadt war in den 20er-Jahren einer der bekanntesten Porträtfotografen. Seine Aufnahmen von Sigmund Freud werden bis heute weltweit publiziert. Buchverlage, Zeitungen, Zeitschriften und Magazine drucken die Halberstadt-Fotos, ohne nach dem Urheber zu fragen. Als Halberstadt 1936 vor den Nazis nach Johannesburg floh, sorgten diese dafür, dass er in Vergessenheit geriet. »Heute sucht man Max Halberstadt in Fotografenlexika vergeblich«, bedauert Wilfried Weinke.
Johannesburg In Johannesburg baute sich Max Halberstadt ein neues Atelier auf. Doch die Verdrängung und die Verfolgung durch die Nazis machten ihn krank. Er starb 1940 mit nur 58 Jahren in Johannesburg.
»Ich glaube nicht, dass diese Ausstellung der Schlusspunkt in Leben und Werk Max Halberstadts ist«, sagt Weinke. Ihm ist es sehr wichtig, weitere Fotografien von Max Halberstadt zu entdecken, und so bittet er, auf Bildern nach Hinweisen auf seine Urheberschaft zu suchen.
Der Vater eines liberalen Rabbiners aus New York schickte ihm sieben Originale von 80 bis 100 Jahre alten Fotos, allesamt von Halberstadt erstellt. »Die Familie ist so glücklich, dass ihre Geschichte jetzt in der Ausstellung präsentiert wird«, freut sich Weinke.
Die Ausstellung »Max Halberstadt« ist bis Jahresende zu sehen.