Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen hat Proteste angekündigt, sollte der Reformationstag zum neuen Feiertag in dem Bundesland werden.
Eine Entscheidung für den 31. Oktober wäre »eine Belastung und ein Affront« für das christlich-jüdische Verhältnis, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes, Michael Fürst, der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« (Donnerstag). Er hätte von der evangelischen Kirche »mehr Demut erwartet angesichts der Tatsache, was Christen im Anschluss an Luthers antisemitische Ausfälle angerichtet haben«.
Luther »Dieser Tag ist ohne Luther nicht denkbar, und Luthers gnadenloser Antisemitismus hat Jahrhunderte überdauert und schließlich in den Holocaust geführt«, äußerte sich Fürst vor Kurzem in der Jüdischen Allgemeinen. Die Nazis hätten die Worte des Reformators wortwörtlich umgesetzt. Die Evangelische Kirche habe an ihrem Problem mit Luther wahrhaftig gearbeitet, aber »reinwaschen« könne sie Luther nicht.
Grundsätzlich begrüßt Fürst einen neuen gesetzlichen Feiertag, »wenn er den interreligiösen Dialog fördert und Schranken zwischen den Menschen abbaut«. Aus seiner Sicht kommen der Buß- und Bettag, der 8. Mai oder der 27. Januar dafür infrage.
Die Landesregierung in Niedersachsen strebt eine gemeinsame norddeutsche Lösung an. Die Hamburgische Bürgerschaft beschloss am Mittwoch den Reformationstag am 31. Oktober als neuen Feiertag. Bereits in diesem Jahr wird er arbeitsfrei sein. Auch Schleswig-Holstein hat sich dafür ausgesprochen, Bremen tendiert ebenfalls zum Reformationstag. ja/epd