Kahal Adass Jisroel

Beistand in der Brunnenstraße

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (M.) und Iris Spranger im Gespräch mit den Betern Foto: Gregor Zielke

Die gute Nachricht zuerst. »Unsere Sicherheitsmaßnahmen haben gegriffen«, erklärte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Mittwochnachmittag vergangener Woche vor dem Gebäude der Gemeinde Kahal Adass Jisroel.

In der Nacht zuvor hatten zwei vermummte Personen Molotowcocktails auf das Gemeindezentrum an der Brunnenstraße geworfen. Am frühen Morgen geschah dann ein weiterer Anschlagsversuch. Ein Mann mit einem Palästinensertuch vor dem Gesicht wollte sich Zugang zu dem Gebäude verschaffen, wurde aber umgehend festgenommen. »Innerhalb von drei Minuten waren die Sicherheitskräfte vor Ort«, berichtete Spranger.

Schlimmeres konnte also rechtzeitig verhindert werden. Personen kamen nicht zu Schaden. Der eine Molotowcocktail war auf dem Gehweg explodiert, der andere zerschellte und erlosch sofort. »Trotzdem ist die Verunsicherung groß«, bringt es die Innensenatorin auf den Punkt. Vor dem Hintergrund der Spannungen im Nahen Osten und den gewalttätigen Ausschreitungen in Berlin habe man bei den Sicherheitsmaßnahmen deshalb nochmal nachgelegt.

Zusätzliche Polizeikräfte in der Hauptstadt

Auch aus anderen Bundesländern würden nun zusätzliche Polizeikräfte in die Hauptstadt verlegt – schließlich sei man angesichts der Dimensionen der Krawalle vor allem in Neukölln sowie der Vielzahl der zu beschützenden Objekte personell längst am Limit angelangt. Sprangers Botschaft an die jüdische Gemeinschaft hierzulande: »Ja, Deutschland ist sicher!« Doch die Molotowcocktails konnten geworfen werden, so lautet die schlechte Nachricht. Anschläge auf jüdische Einrichtungen und Personen scheinen also möglich. Die Sicherheitslage bleibt weiterhin ernst.

»Deshalb war es mir wichtig, mit den Gemeindemitgliedern von Kahal Adass Jisroel zu sprechen«, betonte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU). »Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass es in meiner Amtszeit Brandanschläge auf Synagogen gibt«, so Wegner weiter. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Senats war er bereits wenige Stunden nach den Geschehnissen zur Brunnenstraße gefahren, um der Gemeinde das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht alleine dasteht.

»Brandanschläge auf Synagogen sind Brandanschläge gegen uns alle«, sagte Wegner und hob noch einmal hervor, dass es ihm gerade in Berlin mit seiner Geschichte und seiner heute sehr diversen Gesellschaft eine Verpflichtung sei, auch jüdisches Leben zu schützen.

Dem konnte sich Joe Chialo (CDU) nur anschließen. »Die Büros unserer Senatsverwaltung befinden sich in Sichtweite«, so der Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. »Nicht nur deshalb wollten wir hier auf der Brunnenstraße nicht einfach nur unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen, sondern konsequenten Beistand leisten.« Berlin, so seine Forderung, darf sich nicht in ein »Schlachtfeld« verwandeln, wenn es auf der Welt Konflikte gibt.

Pavel Lyubarsky, Vorsitzender von Ka­hal Adass Jisroel, zeigte sich tief betroffen von den Anschlägen auf die Gemeinde und hoffte, dass sich trotz der Vorkommnisse ein friedliches Miteinander der Menschen verschiedener Religionen in Berlin verwirklichen lasse. Wie schwierig das ist, konnte man live miterleben. Während der Regierende Bürgermeister und Mitglieder des Senats vor Ort ihre Solidarität zum Ausdruck brachten, hörte man immer wieder aus Autos, die an der Synagoge vorbeifuhren, laute Freudenrufe sowie die Slogans »Viva Palästina« und »Free Palestine«.

Magdeburg

Magdeburg erhält 800. Stolperstein

2007 wurde der erste Gedenkstein für den früheren Magdeburger Bürgermeister Herbert Goldschmidt verlegt

 31.03.2025

Berlin

Initiatoren halten an »Drei-Religionen-Kita« fest

Aufgrund von Sparmaßnahmen strich der Senat im vergangenen Dezember die Fördergelder

 31.03.2025

Todestag

Wenn Worte überleben - Vor 80 Jahren starb Anne Frank

Gesicht der Schoa, berühmteste Tagebuch-Schreiberin der Welt und zugleich eine Teenagerin mit alterstypischen Sorgen: Die Geschichte der Anne Frank geht noch heute Menschen weltweit unter die Haut

von Michael Grau, Michaela Hütig  31.03.2025

Porträt der Woche

In der Rolle aufgehen

Nelly Pushkin hat Mathematik studiert – und ist Rebbetzin aus Leidenschaft

von Brigitte Jähnigen  30.03.2025

Buch

Die Zeit festhalten

Der Fotograf Stephan Pramme hat für die »Objekttage« des Jüdischen Museums Berlin Jüdinnen und Juden in Deutschland porträtiert. Sie zeigten ihm Erinnerungsstücke, die für ihre Familien- und Migrationsgeschichte stehen

von Katrin Richter  30.03.2025

Reportage

Rinderschulter und Pastrami

Im Berliner Westend eröffnen ungleiche Freunde die einzige koschere Fleischerei Deutschlands. Ein Besuch im Kälteschrank

von Mascha Malburg  30.03.2025

Bücher

Stöbern, ausleihen, lesen

In den Bibliotheken der jüdischen Gemeinden finden sich Romane, religiöse Literatur oder Geschichten für Kinder. Mitglieder und Besucher können sich in Ruhe auf die Suche nach ihrer Lieblingslektüre machen

von Christine Schmitt, Katrin Richter  27.03.2025

Berlin

Geschichte sichtbar machen

Eine neue Gedenktafel erinnert an das ehemalige Logenhaus von B’nai B’rith Berlin

von Christine Schmitt  27.03.2025

Berlin

Zwischen allen Welten

Die private Fotosammlung der Chemnitzer Erzieherin Käte Frank von 1928 – 1942 ist Zeugnis einer abenteuerlichen Flucht

von Sabine Schereck  26.03.2025