Die gute Nachricht zuerst. »Unsere Sicherheitsmaßnahmen haben gegriffen«, erklärte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Mittwochnachmittag vergangener Woche vor dem Gebäude der Gemeinde Kahal Adass Jisroel.
In der Nacht zuvor hatten zwei vermummte Personen Molotowcocktails auf das Gemeindezentrum an der Brunnenstraße geworfen. Am frühen Morgen geschah dann ein weiterer Anschlagsversuch. Ein Mann mit einem Palästinensertuch vor dem Gesicht wollte sich Zugang zu dem Gebäude verschaffen, wurde aber umgehend festgenommen. »Innerhalb von drei Minuten waren die Sicherheitskräfte vor Ort«, berichtete Spranger.
Schlimmeres konnte also rechtzeitig verhindert werden. Personen kamen nicht zu Schaden. Der eine Molotowcocktail war auf dem Gehweg explodiert, der andere zerschellte und erlosch sofort. »Trotzdem ist die Verunsicherung groß«, bringt es die Innensenatorin auf den Punkt. Vor dem Hintergrund der Spannungen im Nahen Osten und den gewalttätigen Ausschreitungen in Berlin habe man bei den Sicherheitsmaßnahmen deshalb nochmal nachgelegt.
Zusätzliche Polizeikräfte in der Hauptstadt
Auch aus anderen Bundesländern würden nun zusätzliche Polizeikräfte in die Hauptstadt verlegt – schließlich sei man angesichts der Dimensionen der Krawalle vor allem in Neukölln sowie der Vielzahl der zu beschützenden Objekte personell längst am Limit angelangt. Sprangers Botschaft an die jüdische Gemeinschaft hierzulande: »Ja, Deutschland ist sicher!« Doch die Molotowcocktails konnten geworfen werden, so lautet die schlechte Nachricht. Anschläge auf jüdische Einrichtungen und Personen scheinen also möglich. Die Sicherheitslage bleibt weiterhin ernst.
»Deshalb war es mir wichtig, mit den Gemeindemitgliedern von Kahal Adass Jisroel zu sprechen«, betonte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU). »Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass es in meiner Amtszeit Brandanschläge auf Synagogen gibt«, so Wegner weiter. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Senats war er bereits wenige Stunden nach den Geschehnissen zur Brunnenstraße gefahren, um der Gemeinde das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht alleine dasteht.
»Brandanschläge auf Synagogen sind Brandanschläge gegen uns alle«, sagte Wegner und hob noch einmal hervor, dass es ihm gerade in Berlin mit seiner Geschichte und seiner heute sehr diversen Gesellschaft eine Verpflichtung sei, auch jüdisches Leben zu schützen.
Dem konnte sich Joe Chialo (CDU) nur anschließen. »Die Büros unserer Senatsverwaltung befinden sich in Sichtweite«, so der Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. »Nicht nur deshalb wollten wir hier auf der Brunnenstraße nicht einfach nur unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen, sondern konsequenten Beistand leisten.« Berlin, so seine Forderung, darf sich nicht in ein »Schlachtfeld« verwandeln, wenn es auf der Welt Konflikte gibt.
Pavel Lyubarsky, Vorsitzender von Kahal Adass Jisroel, zeigte sich tief betroffen von den Anschlägen auf die Gemeinde und hoffte, dass sich trotz der Vorkommnisse ein friedliches Miteinander der Menschen verschiedener Religionen in Berlin verwirklichen lasse. Wie schwierig das ist, konnte man live miterleben. Während der Regierende Bürgermeister und Mitglieder des Senats vor Ort ihre Solidarität zum Ausdruck brachten, hörte man immer wieder aus Autos, die an der Synagoge vorbeifuhren, laute Freudenrufe sowie die Slogans »Viva Palästina« und »Free Palestine«.