Der Rabbiner Tovia Ben-Chorin und der muslimische Psychologe Ahmad Mansour sind am Dienstag in Stuttgart mit der Joseph-Ben-Issachar-Süßkind-Oppenheimer-Medaille ausgezeichnet worden.
Damit würdigten der baden-württembergische Landtag und die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg ihr Engagement gegen Minderheitenfeindlichkeit und Vorurteile in Wissenschaft und Publizistik, hieß es in einer Mitteilung des Landtags. Beide Preisträger verteidigten durch ihr »beherztes Eintreten« gegen Menschenfeindlichkeit die Demokratie, sagte Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) bei der Preisverleihung.
Frieden Tovia Ben-Chorin, 1936 geborener Sohn des Religionsphilosophen Schalom Ben-Chorin, ist den Angaben zufolge seit 2015 Rabbiner in St. Gallen. Sechs Jahre lang wirkte er in der jüdischen Gemeinde in Berlin, wo man ihn auch den »Dialog-Rabbiner« nannte. Aus seiner Sicht muss Religion ein Instrument des Friedens sein.
Ahmad Mansour, 1976 geborener Sohn arabischer Israelis, kam 2004 nach Berlin und arbeitet seit 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für demokratische Kultur. In den Medien bezieht er Position zu Themen wie Salafismus, Antisemitismus und psychosoziale Fragen bei muslimischen Migranten. Die deutsche Staatsbürgerschaft hat Mansour in diesem Jahr angenommen.
Einsatz Die Laudatio auf die Preisträger hielt Professor Michael Wolffsohn von der Hochschule der Bundeswehr in München. Die Medaille wurde vor zwei Jahren erstmals verliehen, damals bekam die Berliner Amadeu Antonio Stiftung für ihren Einsatz gegen Rechtsextremismus die Auszeichnung.
Der Namensgeber der Medaille, Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer, wurde 1738 Opfer eines judenfeindlichen Justizmords in Stuttgart. Vorausgegangen war ein Schauprozess, in dessen Verlauf es zu zahlreichen Rechtsbrüchen kam. Seine Geschichte wurde von den Nationalsozialisten mit dem Propagandafilm Jud Süß antisemitisch instrumentalisiert. epd