Die Entwürfe für einen jüdischen Garten waren so beeindruckend, dass ziemlich rasch die Idee aufkam, sie in einer Ausstellung zu zeigen. Gedacht, getan. Die Präsentation ist nun im Lichthof der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin-Mitte zu sehen.
Im vergangenen Herbst wurde der Gestaltungswettbewerb für den jüdischen Garten innerhalb der Gärten der Welt entschieden, bei dem das Team »atelier le balto Landschaftsarchitekten« um die beiden Architekten Marc Pouzol und Véronique Faucheur sowie die Künstler Manfred Pernice und Wilfried Kuehn den ersten Platz gewannen. Der erste Spatenstich ist für Herbst geplant.
Der Garten soll dazu einladen, das Judentum besser kennenzulernen.
Vor zwei Wochen wurde im Lichthof der Senatsverwaltung der Siegerentwurf vorgestellt. In weiteren Räumen wurden die anderen Entwürfe gezeigt, die jeweils ganz andere Schwerpunkte haben. Das liege unter anderem auch daran, so Manfred Kühne, Jurymitglied und Leiter der Abteilung Städtebau der Senatsverwaltung und Wohnen, dass es bislang »keine historischen Vorbilder für einen solchen Garten gibt«.
Der Siegerentwurf biete »symbolische Elemente, die Aufmerksamkeit für die Vermittlung von jüdischen Themen schafft«, betonte Kühne. Neben den Entwürfen werden auf Infotafeln auch die Hintergründe der Aufgabenstellung, das Naturverständnis im Judentum und die anderen Gärten in Marzahn erläutert.
DIALOG Die rot-rot-grüne Koalition habe sich »die besondere Förderung jüdischen Lebens auf die Fahnen geschrieben«, sagte Stefan Tidow (Die Grünen), Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz, bei der Eröffnung. Mit dem jüdischen Garten werde dieser Anspruch noch einmal deutlich. »Der Garten unterstreicht die historische und aktuelle Bedeutung jüdischen Lebens in Berlin. Er wird zum Austausch der Kulturen und Religionen einladen.« Ferner sei er als verbindendes Element konzipiert, als Ort der Begegnung.
1000 Quadratmeter werden ab Herbst umgestaltet.
Der Dialog von Kulturen und Religionen ist ein Kernelement der Gärten der Welt. »Wir freuen uns, dass der jüdische Garten die Darstellung der großen Weltreligionen und Weltanschauungen komplettieren wird«, sagte Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH, die für Parks und Grünanlagen in Berlin zuständig ist. »Es besteht nun eine Chance auf einen frischen Zugang zum Judentum. Offen und einladend soll er sein, nicht hinter Mauern versteckt und schwer zugänglich, Gartengenuss und künstlerisch-intellektuellen Anspruch verbindend«, formulierte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats des Juden in Deutschland, in einem Grußwort.
NATUR Der Zentralrat war gebeten worden, dieses Projekt zu begleiten. Ein Expertengremium hatte im Vorfeld viel diskutiert, welche Themen in dem Garten eine Rolle spielen sollten. Muss in ihm der Schoa-Opfer gedacht werden? Soll sich in ihm die 1700-jährige Geschichte der Juden in Deutschland widerspiegeln? Soll möglicherweise der Umgang mit der Natur in der Halacha im Mittelpunkt stehen?
Zu dem Gremium gehörten Hannah Dannel, Kulturreferentin des Zentralrats, Yael Kupferberg, Literaturwissenschaftlerin am Institut für Antisemitismusforschung, Tanja Petersen vom Jüdischen Museum Berlin, Ilan Kiesling von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die Rabbiner Andreas Nachama von der Allgemeinen und Julian-Chaim Soussan von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. Der Zugang über das Naturverständnis im Judentum sei laut Schuster mehrheitlich als ein gangbarer Weg erschienen.
Der Zentralrat war gebeten worden, dieses Projekt zu begleiten.
Und so lautete dann auch die Aufgabenstellung. »Es wird deutlich, dass es sich die Teilnehmer nicht einfach gemacht haben und unterschiedliche Zugänge und Darstellungsweisen gesucht und für sich gefunden haben. Wettbewerb und Beiträge sind sehr interessant, um den Prozess der Suche nach einem jüdischen Garten zu illustrieren«, so Schuster.
PFLANZEN Initiator für die Errichtung ist die Allianz Umweltstiftung. Sie hat bereits den orientalischen und christlichen Garten unterstützt. Auch die Axel Springer Stiftung und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördern das Projekt. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf eine Million Euro.
1000 Quadratmeter werden ab Herbst umgestaltet und in einem mehrjährigen Prozess zu einem jüdischen Garten wachsen. Eingebettet in ein Netz aus Wegen und kleinen Flächen werden Felder unterschiedlicher Größe und Form angelegt, in denen Pflanzen, die zur Geschichte der Berliner Juden gehören, ihren Platz finden. Zwei Pavillons mit Skulpturen vervollständigen die Anlage. Hier könne auch Sukkot gefeiert werden – so jedenfalls stellen es sich die Gestalter des künftigen jüdischen Gartens vor.
Die Ausstellung ist bis zum 4. April in den Räumen der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zu sehen. Am Köllnischen Park 3, montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr. Die Schau kann auch ausgeliehen werden. Kontakt: bettina.riese@gruen-berlin.de