Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) ist am Donnerstagabend in Berlin mit dem Israel-Jacobson-Preis der Union progressiver Juden (UpJ) in Deutschland ausgezeichnet worden. Damit wurden seine Verdienste bei der Aufarbeitung und Bekanntmachung der NS-Vergangenheit von Spitzenbeamten des Bundesjustizministeriums in den Nachkriegsjahren geehrt werden.
Der Preis wurde Maas im Saal des Kammergerichts Berlin verliehen, wo in der Nazizeit der berüchtigte Strafrichter Roland Freisler am Volksgerichtshof NS-Gegner in den Tod schickte. Die Laudatio hält der frühere israelische Botschafter Avi Primor.
Reformer Der nicht dotierte Israel-Jacobson-Preis wird in der Regel alle zwei Jahre verliehen, in diesem Jahr zum siebenten Mal. Benannt ist er nach dem Reformer Israel Jacobson, dessen 1801 in Seesen eingerichtete Schule und Synagoge als Geburtsort des liberalen Judentums gilt.
Bisher wurde der Preis vergeben, um »Meilensteine des liberalen Judentums« zu würdigen. Sonja Guentner, Vorsitzende der UpJ, sagte, diesmal sei Maas als Preisträger ausgewählt worden, weil er sofort nach seinem Amtsantritt mit der Aufarbeitung der NS-Geschichte seines Ministeriums begonnen habe. Das »Rosenburg-Projekt« des Ministeriums zeige, dass die deutsche Justiz sich ihrer Vergangenheit stelle.
Dialog Abgesehen davon habe die Union progressiver Juden in diesem Jahr einen Preisträger außerhalb des liberalen Judentums ausgesucht, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass sie ihren Dialog mit Politik und Gesellschaft intensiviert habe, sagte Guentner. Mit der Zeremonie am Donnerstag begann die 20. Jahrestagung der UpJ unter dem Motto »Liberales Judentum heute«, die bis Sonntag in Berlin-Spandau stattfindet.
Als Teil einer Dankesrede zur Verleihung des Israel-Jacobson-Preises verurteilte Maas die antisemitischen Parolen auf Kundgebungen gegen den Gaza-Konflikt als »absolut unerträglich und durch nichts zu entschuldigen«. Meinungsfreiheit rechtfertige »keine Volksverhetzung und erst recht keine Gewalt», sagte Maas weiter. Es müsse alles getan werden, um jüdisches Leben in Deutschland zu schützen, betonte der Bundesjustizminister laut Redetext.
Preisträger Bisherige Träger des Israel-Jacobson-Preises waren unter anderen der Rektor des Abraham Geiger Kollegs, Walter Homolka, die Rabbiner Henry G. Brandt und William Wolff, der 2007 verstorbene Judaist und Historiker Ernst Ludwig Ehrlich sowie die Ehrenpräsidentin der Europäischen Union progressiver Juden, Ruth Cohen.
Im Jahr 2012 ging der Preis an den langjährigen Präsidenten des europäischen Verbandes, Leo Hepner, und an Jan Mühlstein, Mitbegründer der liberalen Jüdischen Gemeinde München Beth Shalom und langjähriger Vorsitzender der UpJ.
Die Union progressiver Juden in Deutschland vertritt insgesamt 24 Mitgliedsgemeinden sowie drei weitere liberale Organisationen in der gesamten Bundesrepublik und steht in der Tradition des in Deutschland begründeten aufgeklärten, liberalen Judentums. (mit epd)