Wasser gehörte stets zu seinem Leben. »Maijm Chaim – das lebendige Nass«, wie es auf Hebräisch genannt wird. Alan Hoffmann, neuer Direktor der Jewish Agency for Israel (JAFI), ist sicher, dass diese Metapher eine besondere Bedeutung in Benjamin Blochs Vita hat. »Seine Mutter hat sich vor langer, langer Zeit um die Wasserversorgung von Jerusalem während der Belagerung der Stadt gekümmert«, erklärte er, »und für Benny passe das stetig fließende Wasser genau zu seinem Wirken«.
Der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) in Deutschland, Benjamin Bloch, ist am Dienstag in Israels Hauptstadt mit dem Max-M.-Fisher-Preis für Jüdische Bildung in der Diaspora ausgezeichnet worden. Der Preis wurde 1999 vom L. A. Pincus Fund ins Leben gerufen. Bloch ist damit für seine herausragende Arbeit im Hinblick auf jüdische Bildung in Deutschland geehrt worden. Es seien seine Werte und sein ganz besonderer Charakter, die ihn ausmachen, sagte Hoffmann über den frisch gebackenen Preisträger während des Kongresses der JAFI. »Dadurch hat er nicht nur Tausenden von Menschen geholfen, sondern ist auch zu meinem guten Freund geworden.«
Zweigstelle Seit 1987 ist Bloch Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle und führte die Organisation auch durch zwei Jahrzehnte Immigration von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Unter seiner Leitung eröffnete eine Zweigstelle für jüdische Bildung, die zu einer zentralen Einrichtung für jüdische Bildungsaktivitäten in Deutschland wurde. »Und genau dafür zeichnen wir ihn heute aus«, sagte Hoffmann. Max Fishers Tochter, die die Urkunde an Bloch überreichte, machte deutlich, dass ihr Vater stets daran geglaubt habe, die jüdische Zukunft hänge von jüdischer Bildung ab. »Und deshalb brauchen wir Menschen wie Benjamin Bloch.«
Die Angebote der ZWST sind weitreichend: von Jugendaktivitäten über Familienprogramme bis zu Erwachsenenbildung und Trainings für zukünftige Jugend- und Gemeindeleiter. Zudem bietet die ZWST Unter- stützung für jüdische Schulen und Kindergärten. Einige dieser Projekte werden vom Pincus Fund gesponsert. Derzeit ist Bloch außerdem Präsident des Jüdischen Nationalfonds in Deutschland, 2004 wurde er zum Vizepräsidenten des Europäischen Rates der Jüdischen Gemeinden gewählt. Er hatte, wie er selbst sagt, eine »typisch jüdische Geschichte« zu erzählen. Seine Eltern wanderten von Ägypten nach Palästina ein, der Sohn Benjamin wurde in Jerusalem geboren, wegen finanzieller Schwierigkeiten emigrierte die Familie 1958 jedoch nach Deutschland. Seit dieser Zeit lebt Bloch in Frankfurt.
Zusammenhalt Gerührt dankte der Preisträger all jenen, die extra aus der Heimat angereist waren, um sich mit ihm zu freuen: Familie und enge Freunde, darunter Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrates der Juden. Kaum zurückhalten konnte er seine Tränen, als er erzählte, dass seine Mutter, die Ima, bei der Zeremonie nicht dabei sein konnte, obwohl sie es gern gewollt hätte. Mit über 100 Jahren wäre die Reise nach Eretz Israel jedoch zu beschwerlich für sie gewesen. »Der besondere Zusammenhalt der jüdischen Familie hatte für uns schon immer eine besondere Bedeutung. Auch heute noch, für mich und meine Familie.«
Nach dem Holocaust sei die jüdische Bildung in Deutschland für ihn zur absoluten Priorität geworden, erzählte er den Zuhörern. »Deshalb habe ich mich völlig in diese Aufgabe gestürzt.« Glücklicherweise würde sich die jüdische Bildung heute in einer viel besseren Lage befinden als zu seiner Anfangszeit, auch da es die strategische Zusammenarbeit mit der JAFI und die Hilfe des Pincus Fonds für viele Projekte gibt, ist Bloch überzeugt. »120.000 registrierte Mitglieder haben die jüdischen Gemeinden Deutschlands heute. Allen, die sich beteiligen wollen, kann ich nur raten, sich ebenfalls einzusetzen und gemeinsam mit uns am Rahmenwerk für die jüdische Bildung zu arbeiten.«