Bad Sobernheim

Aus Israel in die Gemeinden

Alljährlich im Herbst sendet Bnei Akiva, die größte jüdische Jugendbewegung der Welt, neue Delegierte (Schlichim) aus, um in Gemeinden weltweit zwölf Monate lang die drei Werte zu vertreten, für die Bnei Akiva steht: Orthodoxie, Zionismus und Moderne. Sechs Schlichim kamen in diesem Jahr nach Deutschland.

Elios Paz ist der Deutschlandbeauftragte für Bnei Akiva. 50 neue und alte europaweit tätige Schlichim trafen sich im Max-Willner-Heim in Bad Sobernheim zu einem Vorbereitungsseminar. Paz war selbst Gesandter in Deutschland. Seither wirbt der Israeli unermüdlich in seinem Heimatland um neue Freiwillige.

»Deutsche jüdische Gemeinden stehen durch die Überalterung vor großen Herausforderungen«, sagt Elios Paz. »Junge Israelis bringen da neuen Schwung und neue Motivation hinein«, weiß er und zählt weiter auf: Stärkere Religiosität, Identität und Identifizierung mit Israel seien den Botschaftern auf Zeit ein Herzensanliegen.

familien Neben Einzelpersonen bewerben sich auch Ehepaare und Familien mit Kindern als Schlichim. Dieses Jahr kommen zwei Familien nach Deutschland, deren Schlichim-Zeit sogar mit zwei bis drei Jahren erheblich länger dauern wird. Entsprechend lebendig ging es beim Seminar in Bad Sobernheim zu: Überall tobten die Kinder und verwandelten den Versammlungsraum des Heims in ein Kinderzimmer.

Elios Paz kennt die Gratwanderung der Delegierten in ihren Gemeinden: einerseits die Energie aufzubringen, um verkrustete Strukturen aufzubrechen, und andererseits nicht zu missionarisch und revolutionär vorzugehen – gerade weil viele Gemeinden in Deutschland an Überalterung leiden.

Elios Paz’ Bemühungen, in Israel Schlichim zu finden, die freiwillig nach Deutschland ziehen, gleiche einer alljährlichen Sisyphusarbeit. Doch erinnere er sich gut an den Moment, als er von Bnei Akiva selbst ebenjenen Vorschlag erhielt. »Ich bot ihnen an, dorthin zu gehen, wo man mich am meisten brauchen würde. Als man mir dann Deutschland vorschlug, war ich zuerst geschockt.« Doch der angehende Ingenieur, der an einer lebensbedrohlichen Krankheit litt, stellte sich der Herausforderung. »Bald habe ich gemerkt, dass Schlichim hier tatsächlich am meisten bewirken können«, erzählt Paz.

Schock So wie er reagierten die allermeisten jungen Israelis, wenn das Stichwort Deutschland falle, sagt Paz: geschockt und zunächst ablehnend. Der heutige Deutschlandbeauftragte kommentiert: »Sehr viel Überzeugungsarbeit ist nötig.«

Umso mehr freut er sich, dass es ihm auch in diesem Jahr gelungen ist, sechs Freiwillige zu finden: Batel Weiss und Reut Bachar sind beide in Düsseldorf eingesetzt. »Man vermisst schon die Gesichter und Bräuche der Heimat«, sagte Batel als Resümee nach sechs Wochen im Ausland.

Doch dann halte einem der Alltag immer ganz gut auf Trab: Mitarbeit im Kindergarten, in der Schule, im Jugendzentrum; dann die Vorbereitung der Schabbatmenüs; und nicht zuletzt organisiert Batel einen »Tag der israelischen Armee«. Denn kurz bevor sie als Schlicha loszog, beendete sie noch ihre Armeezeit in Israel. »Ich wollte auch einmal aus meiner Komfortzone heraus«, sagt Batel Weiss, »und dass ich nach Deutschland kam, dazu brauchte es schon eine treibende Kraft. Und das war Elios Paz.«

Unterschiede Doch die Unterschiede zwischen dem jüdischen Leben in Israel und Deutschland seien schon gravierend: Juden ohne Kippa anzutreffen, Juden, die noch nie koscher gegessen haben, andere wiederum, die noch nie Hebräisch gehört hätten oder denen auch bekannte Gebete fremd seien. Reut Bachar brachte es auf den Punkt: »Die jüdischen Gemeinden wollen und brauchen unsere Unterstützung.«

Die Themen der Vorträge und Diskussionsrunden während des Seminars im Max-Willner-Heim waren klassischer Natur: Judentum in Deutschland, Spendensammeln, Werbung richtig gemacht; Hachschara und Schlichim. Und zur Auflockerung gab es einen Ausflug ins Umland. Auf Facebook resümiert Bnei Akiva nach den vier Tagen in Rheinland-Pfalz: »Wir haben das europäische Schlichim-Seminar in Bad Sobernheim erfolgreich organisiert und nun hinter uns. Jetzt brechen wir auf voller Energie und Tatendrang zu unserer Mission, weiter großartige Arbeit für die Gemeinden zu leisten. Shavua tov!«

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Zeitz

Reinhard Schramm warnt vor Zweckentfremdung von Spendengeldern

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen wirbt im Spendenstreit für Simon-Rau-Zentrum

 28.10.2024

Stuttgart

Lebensbejahende Botschaft

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs feierte das Neujahrsfest

von Brigitte Jähnigen  27.10.2024

München

Wunden, die nicht heilen

Tausende zeigten auf dem Odeonsplatz Solidarität mit Israel. Die IKG lud am Jahrestag des Hamas-Massakers zu einem Gedenkakt in die Synagoge

von Luis Gruhler  27.10.2024

Oper

Kammeroper »Kabbalat Shabbat« in Berlin

Die Zuschauer werden zu einem Schabbatmahl eingeladen. Die Oper ist die erste, die auf Hebräisch in Deutschland interpretiert wird

von Christine Schmitt  23.10.2024

Kunstatelier Omanut

Beschallung mit wunderbaren Stimmen

Judith Tarazi über das erste Inklusions-Konzert, Vandalismus und offene Türen

von Christine Schmitt  22.10.2024

Jüdische Gemeinde Frankfurt

Erstmals eine Doppelspitze

Die neuen Gemeindechefs Benjamin Graumann und Marc Grünbaum wollen Vorreiter sein

von Christine Schmitt  22.10.2024

Potsdam

Gründer des Abraham Geiger Kollegs verstorben

Rabbiner Walter Jacob starb mit 94 Jahren in Pittsburgh

 21.10.2024

Mitzvah Day

Zeit zu verschenken

Jeder ist eingeladen, sich am Tag der guten Taten einzubringen. Anmeldeschluss ist der 1. November

von Christine Schmitt  21.10.2024