Morgens schaut Shoshannah als Erstes schnell im Internet, ob die frühen Unterrichtsstunden ausfallen und sie erst später zur Schule gehen muss. Manchmal ist auch früher Schluss, weil die letzten Stunden gestrichen werden müssen. Als »krass« empfindet Shoshannah, Schülersprecherin des Helene-Habermann-Gymnasiums in München, derzeit die Situation.
»In einer Klasse sind gerade so viele mit Corona infiziert, dass sie nur noch online unterrichtet werden, und in meiner Klasse sind nur noch sechs Schüler anwesend«, erzählt die Zehntklässlerin. Auch Lehrer seien mit Omikron infiziert und würden deshalb mindestens eine Woche zu Hause bleiben. Wobei die jüngeren Schülerjahrgänge von der jetzigen Corona-Welle mehr betroffen seien als die oberen, da unter den älteren bereits viele geimpft seien.
Hygienekonzept »Wir haben nach wie vor Präsenzunterricht nach den geltenden Corona-Vorgaben«, teilt Noga Hartmann, Direktorin der Frankfurter I. E. Lichtigfeld-Schule mit. Michael Anger, Schulleiter des Albert-Einstein- Gymnasiums in Düsseldorf, sagt: »Wir befinden uns weiterhin in voller Präsenz, und das Hygienekonzept greift noch.« Erleichternd sei, dass das Gymnasium als eine der wenigen weiterführenden Schulen in Düsseldorf über Virenfilter in allen Klassenräumen verfüge.
»Ich finde es mittlerweile auch problematisch für die Klassengemeinschaft«, sagt Shoshannah aus München.
»Ich finde es mittlerweile auch problematisch für die Klassengemeinschaft«, sagt Shoshannah aus München. Es sei eine anstrengende Situation für die Schüler, viele seien besorgt und müssten dennoch gleichzeitig den Lernstoff bewältigen. »Es ist nicht die beste Schulzeit«, meint sie. Sie würde sich eine Entlastung wünschen, indem vielleicht nicht so viele Tests und Arbeiten geschrieben werden, und dass die Schüler mehr Unterstützung bekommen. »Viele sind am Ende ihrer Kraft.«
Hinzu komme, dass es so wenig Ablenkung gebe. »Wenn wir nicht über Schulaufgaben reden, dann sprechen wir über Corona.« Die Fahrt nach Berlin ist verschoben, ebenso die Ausflüge. »Es gibt keine Möglichkeit, etwas Tolles zu machen.« Sie freue sich schon, wenn mal ein anderes Thema auftauche. Immerhin: Die Pullover mit dem Logo und dem Schulnamen sind in Auftrag gegeben. »Ich hoffe, dass sie nun bald kommen und Corona nicht auch diese Firma lahmlegt.«
Berlin »Die Präsenzpflicht in der Berliner Schule und damit auch am Jüdischen Gymnasium und der Jüdischen Oberschule ist auf Geheiß der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie bis zunächst zum 28. Februar ausgesetzt«, heißt es auf der Homepage des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn. Eltern oder volljährige Schülerinnen und Schüler werden gebeten, die Klassenleitungen oder Tutoren schriftlich vorab mit einem formlosen Schreiben über ihre Entscheidung zu informieren. »Bitte berücksichtigen Sie, dass dies eine prinzipielle Entscheidung für den gesamten Zeitraum ist.«
Prüfungen und Klausuren finden statt. Im Rahmen des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause wird Distanzunterricht zwar angeboten, aber ein Anspruch darauf bestehe nicht. Wer aus Sicherheitsgründen nicht zur Schule kommt, dem wird das als entschuldigte Fehlzeit eingetragen.
Oftmals gibt es nur zwei Themen: Hausaufgaben oder Corona.
»Mir persönlich ist es wichtig, in die Schule zu gehen und beim Unterricht dabei sein zu können«, sagt Sofie, die mit Hanna, Ruven und Matan dem vierköpfigen Schülervertreterteam angehört. Sie war vor Kurzem mit dem Coronavirus infiziert und musste zu Hause bleiben. Da habe sie festgestellt, dass ihr der mündlich überlieferte Schulstoff fehle, so die Elftklässlerin. Und die Woche sei sehr langweilig gewesen.
App Nach sieben Tagen Quarantäne konnte das Virus nicht mehr nachgewiesen werden, sodass sie sich wieder auf den Weg zur Großen Hamburger Straße machen konnte. Mittlerweile schaut sie morgens und abends auf die App, die das Jüdische Gymnasium eingerichtet hat und auf der sich der digitale Stundenplan befindet. »Früher hing der Vertretungsplan in der Schule aus, aber die Zeiten sind vorbei.« Online zu checken, welcher Unterricht stattfindet, sei extrem praktisch.
Dennoch sei alles andere anstrengend, egal, ob es sich um einen Besuch in einem Restaurant handelt oder wie man derzeit Geburtstage feiern kann. Drei Wochen vor der geplanten Schul-Skifahrt wurde diese abgesagt, was die Schüler zwar verstehen konnten, aber was sie dennoch enttäuschte. »Ich hoffe, dass die Kursfahrt wenigstens stattfinden kann.«
Sofies größte Hoffnung ist derzeit, dass die Schule im Präsenzunterricht bleibt. Allerdings sei es auch mitunter schwierig, mit den Inhalten mitzukommen. Beispielsweise sei ein Lehrer, den sie im Leistungskurs hat, eine Woche lang ausgefallen – wegen Omikron. »Das sind fünf Wochenstunden, die wir nun aufholen mussten.« Er hat sich sehr viel Mühe gegeben, alles noch unterzubringen. »Wir schreiben ja ein Zentralabitur – da wird es keine Entschuldigungen mehr geben, wenn man etwas nicht weiß.«
An allen Berliner Schulen wird seit Ende der Winterferien täglich getestet.
Und ihre Gedanken sind auch bei den jüngeren Schülern, denen es noch schwerer als den größeren fallen würde, die Mimik der anderen hinter den Masken deuten zu können. Obwohl sie gerade genesen ist, möchte sie weiterhin jeden Tag einen Antigentest machen.
Tests An allen Berliner Schulen wird seit Ende der Winterferien täglich getestet. »Wir behalten unsere täglichen Testungen für alle Schüler und Lehrkräfte bei«, heißt es auch auf der Homepage.
Auch für die Ferienbetreuung der ersten und zweiten Klasse in Stuttgart sind Tests Voraussetzung, um an ihr teilnehmen zu können. Der Träger der Jüdischen Grundschule Stuttgart plant für die Ferien ab dem 28. Februar eine Betreuung und lädt die Erst- und Zweitklässler zu einem Iwrit-Crashkurs ein, bei dem auch Spiele, Basteln, Malen und Tanzen auf dem Programm stehen. »Es gelten die gleichen Covid-Bestimmungen wie während der Schulzeit«, heißt es auf dem Flyer.