Covid-19

Auf unbekannte Zeit verschoben

Wegen der Pandemie sind viele Termine ausgefallen, wann sie nachgeholt werden ist ungewiss

von Jérôme Lombard  30.04.2020 09:24 Uhr

Wie lange das Coronavirus noch die Terminplanung beeinflussen wird, weiß niemand. Foto: Getty Images / istock

Wegen der Pandemie sind viele Termine ausgefallen, wann sie nachgeholt werden ist ungewiss

von Jérôme Lombard  30.04.2020 09:24 Uhr

Ausgangsbeschränkungen, Distanzregeln, Maskenpflicht: Im April hatte die Corona-Pandemie das öffentliche Leben bundesweit fest im Griff. Auch für die jüdische Community hatte die anhaltende Virus-Krise weitreichende Folgen.

Events, Treffen und Feierlichkeiten wurden abgesagt. Die Jüdische Allgemeine gibt einen kleinen Überblick über vier wichtige Veranstaltungen, die im zurückliegenden Monat notgedrungen gecancelt werden mussten, die aber so schnell wie möglich nachgeholt werden sollen.

Frankfurt Um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, musste die I. E. Lichtigfeld-Schule in Frankfurt ihren Umzug verschieben. »Wenn es nach unserem ursprünglichen Plan gegangen wäre, hätten wir den ersten Schultag im Neubau am 21. April begangen«, sagt Schulleiterin Noga Hartmann.

Der Neubau sei im Wesentlichen bezugsfertig und »wirklich wunderschön« geworden. »Die Entscheidung, den vom Lehrerkollegium, den Eltern und den Schülern gleichermaßen ersehnten Eröffnungstermin zu verschieben, ist dem Schulträger nicht leichtgefallen, war in der aktuellen Situation aber unumgänglich«, sagt Hartmann.

Ein neuer Eröffnungstermin für die Lichtigfeld-Schule in Frankfurt ist jetzt für den Sommer geplant.

Geplant ist die Eröffnung nunmehr für den Sommer. Ob das vor oder während der Sommerferien, die in Hessen am 6. Juli beginnen, der Fall sein wird, kann die Schulleiterin nicht sagen. »Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt.« Priorität habe in diesen Tagen die Rückkehr der Abschlussjahrgänge an die Schule.

Mundschutzmasken »Wir werden unsere ohnehin kleinen Klassen halbieren und haben ausreichend Desinfektionsmittel sowie Mundschutzmasken für unsere Lehrer- und Schülerschaft parat«, sagt Hartmann. »Wir wollen dieses Schuljahr gesund und so gut wie möglich zu Ende bringen.«

Etwa 13 Millionen Euro kostet der Schulneubau dem Vernehmen nach. Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt beteiligen sich mit jeweils vier Millionen Euro. Rund fünf Millionen Euro steuert die Schule, die von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt betrieben wird, aus eigenen Mitteln bei.

Im Philanthropin wird voraussichtlich im Sommer 2021 der erste Abiturjahrgang die Abschlussprüfungen absolvieren.

Der sich seit dem Frühjahr 2018 im Bau befindliche neue Schultrakt zwischen der Westend- und der Savignystraße soll Platz für die Grundschule inklusive Eingangsstufe der Lichtigfeld-Schule bieten. Dafür wird im Philanthropin, dem historischen Standort der Lichtigfeld-Schule im Frankfurter Nordend, Raum für das Gymnasium geschaffen.

Im Philanthropin wird voraussichtlich im Sommer 2021 der erste Abiturjahrgang die Abschlussprüfungen absolvieren – zum ersten Mal seit 1939. Damals hatten die Nationalsozialisten das Abitur an der Schule verboten.

Würzburg In der Stadt in Unterfranken wurde die Eröffnung einer neuen Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus der Region wegen Corona abgesagt. Eigentlich sollte der »DenkOrt Deportationen« am 21. April mit einer großen Gedenkzeremonie im Beisein des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, eröffnet werden.

»Wir hatten uns ganz bewusst dieses Datum ausgesucht, weil der Tag in diesem Jahr mit dem Jom Haschoa in Israel zusammenfiel«, sagt Christine Hofstetter aus dem Vorstand des Vereins »DenkOrt Deportationen«, der sich für die Errichtung der Gedenkstätte einsetzt.

Die neue Würzburger Gedenkstätte soll nun im Herbst eröffnet werden.

Bis zu 700 Gäste, darunter viele Schulklassen, hatte man zur Eröffnung eingeladen. »Eine Veranstaltung in dieser Größenordnung ist in Corona-Zeiten undenkbar«, sagt Hofstetter. Man müsse die Entwicklung der Pandemie abwarten, plane derzeit aber, die Eröffnungsfeier im September nachzuholen. »Eine Gedenkstätte muss man physisch begehen können, so etwas geht nicht virtuell«, sagt Hofstetter.

Der neue Gedenkort im Stadtzentrum soll an die jüdischen Bürger Unterfrankens erinnern, die in den Jahren 1941 bis 1944 von zwei Bahnhöfen in Würzburg aus in die Lager im Osten deportiert wurden.

Lübeck In der Hansestadt hat die Corona-Pandemie die von der Jüdischen Gemeinde der Stadt lange ersehnte Wiedereröffnung der Synagoge in der historischen Altstadt torpediert. »Die Sanierungsarbeiten an den Wänden und Decken der Gebetshalle konnten fristgerecht abgeschlossen werden, aber das Virus hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht«, sagt Architekt Thomas Schröder-Berkentien.

»Die für den 2. April geplante Wiedereröffnung der Synagoge war leider nicht zu machen.« Eigentlich sollte die Synagoge in der St.-Annen-Straße im Beisein von Zentralratspräsident Josef Schuster und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) mit einem großen Festakt eröffnet werden.

Für die Bima in der Lübecker Synagoge kommen eigens Tischler aus Israel, wann, ist derzeit aber noch ungewiss.

»Wann wir das jetzt nachholen können, steht in den Sternen«, sagt der Architekt. Einen neuen Termin zu finden, sei auch deswegen schwierig, da man sechs Tischler aus Israel erwarte. »Die Tischler haben die Bima und andere Einrichtungsgegenstände aus Holz für den Gebetsraum angefertigt. Bei der Wiedereröffnung müssen sie unbedingt dabei sein«, sagt Schröder-Berkentien.

Ein neuer Termin für den Festakt hinge also auch von den Entwicklungen im internationalen Flugverkehr ab. »Da können wir aktuell keine Prognose geben.« Die umfangreichen Sanierungsarbeiten an und in der Synagoge haben sechs Jahre gedauert und über acht Millionen Euro gekostet. Finanziert wurden die Arbeiten von Bund, Land und der Possehl-Stiftung.

Bad KISSINGEN Der neue Name ist bereits gesetzt, der Festakt muss noch etwas warten: Das von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) im bayerischen Bad Kissingen betriebene Kurheim »Eden-Park« heißt seit April »Kurheim Beni Bloch«.

Der langjährige ZWST-Direktor Benjamin Bloch war im April 2019 verstorben.

Die neue Namensgebung zu Ehren des langjährigen ZWST-Direktors Benjamin Bloch, der im April 2019 verstorben war, erfolgte auf einen Beschluss des ZWST-Vorstandes. Die offizielle Umbenennung des Kurheims in Bad Kissingen sollte am 1. April bei einem Festakt im Kurheim erfolgen und musste wegen Corona verschoben werden.

»Der Festakt für das Kurheim Beni Bloch soll im Jahr 2021 auf alle Fälle nachgeholt werden«, teilt ZWST-Pressereferentin Heike von Bassewitz mit. Aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen ist das Erholungshotel für jüdische Senioren derzeit geschlossen. Wann wieder geöffnet werden kann, hängt von den Beschlüssen der Bundes- und Landesregierung über weitere Lockerungen der Einschränkungen ab.

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