Das war das beste Stück, das ich jemals gespielt habe», erklärt Daniyil Vilenkin, der 11-jährige Schauspieler von Lo-Minor, kurz nach der Premiere des Musicals Das Katzenhaus mit großer Begeisterung. Bis auf den letzten Platz war der Hubert-Burda- Saal des Münchener Gemeindezentrums mit Zuschauern besetzt, die begeistert der bunten Show aus Musik, lustigen Tänzen, grellen Kostümen, einer beeindruckenden Lichtregie und vor allem einer berührenden Geschichte folgten und sich mit lang anhaltendem Applaus für diesen mitreißenden Abend bedankten.
Das Katzenhaus, ein gereimtes Märchen, wurde von dem aus Russland stammenden jüdischen Schrifteller, Dichter, Kinderbuchautor und Übersetzer Samuil Marschak geschrieben. Marschak zählt zu den Klassikern des sowjetischen Kinderbuchs.
Für das von ihm gegründete Kindertheater in Russland schrieb Marschak 1922 sein Katzenmärchen. Im Mittelpunkt steht die reiche, adlige Katze Koschka. In ihrem prächtigen Haus hat sie Platz für alle ihre Freunde, nur nicht für ihre zwei kleinen Neffen, die schließlich nur arme Katzenwaisen sind.
freundschaft Ihr treuer Diener, der alte Kater Wassilij, verjagt die Kleinen immer wieder, wenn sie vorstellig werden. Als ein großes Feuer das Haus der vornehmen Katze zerstört, werden Koschka und Wassilij heimatlos. Auf der Suche nach einer Unterkunft klopfen sie bei allen ihren Freunden an, mit denen sie erst kurz zuvor noch gefeiert haben. Doch weder bei der Ziegenfamilie noch bei den Hühnern oder Schweinen finden sie Platz oder etwas zu essen. Erst in der alten, verfallenen Hütte der beiden kleinen Neffen gibt es einen Zufluchtsort. Tante Koschka und Wassilij sind hier herzlich willkommen. Die Neffen teilen alles, was sie haben, und Koschka versteht, was richtige Freundschaft bedeutet.
«Seit Langem wollte ich das Märchen auf die Bühne bringen», sagt Anastasija Komerloh, die Theatergruppenleiterin. «Ich finde, das Stück ist nicht nur eine Kindergeschichte, sondern auch eine gute Fabel, die schauspielerisch sehr interessant ist.» Eine anspruchsvolle Arbeit hat die erfahrene Theaterpädagogin damit für ihre jüngste Gruppe in Angriff genommen. Anfangs waren die Schauspieler gar nicht begeistert. Tierrollen zu spielen, war für die jungen Akteure nicht attraktiv. «Meine pädagogische Herausforderung war es, den Kindern zu zeigen, worin die wahre Kraft des Schauspiels liegt», erinnert sich Komerloh.
Um in ihre Rollen zu finden, mussten die Kinder damit beginnen, Tiere zu beobachten und kleine Etüden zu den Proben vorzubereiten. «Am Anfang wusste ich nicht, wie ich als Huhn sprechen soll», teilt die zehnjährige Viktoria Schörken mit, «aber dann habe ich es hingekriegt» Die gelungene Nachdichtung von Katharina Schmeer, die den Rhythmus der russischen Reime erhält, wurde für Komerloh der Ausgangspunkt für die weitere Arbeit. Sie schreibt auf Texte von Schmeer fünf Lieder, die von der Musikpädagogin Luisa Pertsovska bearbeitet und einstudiert werden.
Kostüme Die Kunstpädagogin Svetlana Durkova gestaltet die Bühne und inspiriert die Theaterleiterin mit vielen Ideen bei der Gestaltung der Kostüme. Der Choreograf Stanislav Kuharkov ist bei der Entwicklung der Tänze dabei. «Ich bin unendlich stolz auf die Leistung der Kinder und Jugendlichen der Theatergruppe», betont der Leiter des Jugendzentrums, Marat Schlafstein.
«Das, was Anastasija Komerloh ihnen beigebracht hat und wie sie umgesetzt haben, war große Klasse! Stolz macht es mich auch, weil es mir bestätigt, auf welch hohem Niveau unser Angebot im Jugendzentrum an die Kinder, Jugendlichen und Familien herangetragen wird! Ich blicke voller Zuversicht nach vorne!» Die sieben- bis 13-jährigen Akteure sind in den Augen von Komerloh an diesem Abend «keine Kinder, sondern Schauspieler».
Die Theaterpädagogin ist stolz auf ihre Schützlinge. Auf ganz erfahrene, wie die zwölfjährige Natalie Schörken, die ihre Hauptrolle meisterhaft spielt, ebenso wie auf die ganz neuen wie Daniel, der die Biber-Rolle erst kurz vor der Premiere übernommen hat. Es ist übrigens die einzige Rolle im Stück, für die Szenen erfunden worden sind, die sich mit Massenmedien und Politik beschäftigen.
Glücklich sitzt das Katzenhaus-Team nach der Premiere in einer Pizzeria und träumt davon, was als nächstes anstehen könnte. «Vielleicht fahren wir nach Würzburg oder sogar nach Berlin», sinniert der 12-jährige Mischa Ushakov, «wo wir das Musical noch einmal auführen können.»