Koscher-Fest

Auf den Geschmack gekommen

Das Jüdische Bildungszentrum in Berlin zeigte die Vielfalt der jüdischen Küche

von Ralf Balke  16.03.2015 16:47 Uhr

Machten Challe für alle: Besucherinnen des Koscher-Fests Foto: Marco Limberg

Das Jüdische Bildungszentrum in Berlin zeigte die Vielfalt der jüdischen Küche

von Ralf Balke  16.03.2015 16:47 Uhr

Ich glaube, meine Lungen sind gleich voller Mehl», sagt Rotem Reuveni lachend und bearbeitet eifrig den Teig für ihre Challe. «Für mich ist das geradezu eine spirituelle Erfahrung, mit so vielen anderen Menschen gemeinsam dieses ganz besondere Brot vorzubereiten.»

Doch nicht nur die 25-jährige Israelin, die in Berlin lebt und studiert, ist an diesem Sonntagvormittag beim Koscher-Fest des Jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitsch im Charlottenburger Hotel Intercontinental begeistert bei der Sache und knetet, was das Zeug hält. «Es sind ungefähr 300 Frauen hierhergekommen, um an diesem Mega-Challe-Back-Event teilzunehmen», berichtet Rabbiner Yehuda Teichtal voller Stolz. Und nicht nur Frauen, auch einige Männer versuchen sich mutig in der Kunst des Hefezopfflechtens – mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

Brachot «Nun kommt der wichtigste Moment für die Challe», verkündet Caroline Quesada, die Moderatorin des Spektakels. «Jetzt braucht die Challe ganz viel Ruhe.» Und in der Tat: Obwohl nur wenige Minuten zuvor noch lautstark israelischer Pop aus den Lautsprechern schallte und einige Dutzend Kinder zwischen den Tischen tobten, herrscht jetzt einen Augenblick lang andächtige Stille, und es werden die Brachot für die Challe gesprochen.

Aber wie man sich in den Sälen des Intercontinental selbst überzeugen konnte, ist koscheres Essen nicht einfach nur eine religiöse Pflicht, sondern auch eine Frage des Genusses. Die ganze Bandbreite koscherer Lebensmittel war dort ausgestellt. Angefangen von Zigarren aus Nicaragua über nach alten Rezepten hergestellte Schokolade und Wein aus Israel – das Angebot ließ keinen koscheren kulinarischen Wunsch offen.

«Gerade in Zeiten wie diesen ist der Dialog wichtiger denn je», bringt Rabbiner Teichtal die Motive auf den Punkt, das Koscher-Fest auszurichten. «Und was bringt die unterschiedlichsten Menschen und Kulturen am besten zusammen? Gutes Essen natürlich!»

Mitmachen Über mangelnde Resonanz jedenfalls konnten sich die Organisatoren nicht beklagen. Mehr als 1000 Besucher schauten im Verlauf des Tages beim Fest vorbei. Dort konnten sie Live-Koch-Shows besuchen und auch selbst in einem der angeboten Koch-Workshops unter kompetenter Anleitung Gerichte zubereiten. Für die Kinder gab es unter anderem das Angebot, gemeinsam mit Rabbiner Shmuel Segal Traubensaft herzustellen – Mitmachen war ausdrücklich erwünscht.

«Koscheres Essen steht auch für den Trend zu mehr gesunder Ernährung», erklärte Mishel Menasherov von Lampari, einem Anbieter koscherer Produkte in Berlin. Nach den Skandalen um Gammelfleisch suchten viele Verbraucher nach Lebensmitteln, denen sie vertrauen können. «Da bietet sich vielen koscheres Essen als Alternative an», findet Menasherov.

Politprominenz schaute ebenfalls vorbei, etwa Petra Pau von der Linkspartei. «Ich war einfach neugierig und hatte Lust, mal etwas Neues auszuprobieren», so die Vizepräsidentin des Bundestages. Andere kamen eher aus nostalgischen Gründen zum Koscher-Fest, so wie Eyal Glat. «Ich hatte Sehnsucht nach dem Essen, das ich in meiner Kindheit gern gegessen habe.»

Und weil Pessach vor der Tür steht, gab es bereits reichlich Mazzot zu kaufen. Der Verkaufsschlager an diesem Nachmittag: Mazzot mit Knoblauch- und Zwiebelgeschmack.

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024