Die Rucksäcke und Taschen sind bereits gepackt, die Handyladekabel und der Laptop im Handgepäck verstaut, der Reisepass auf seine Gültigkeit überprüft. Es kann losgehen.
»Ich freue mich sehr auf den Jugendkongress in Israel«, sagt Benjamin Sobol aus Heidelberg. Bereits mehrmals war der 27-Jährige in den vergangenen acht Jahren dabei, nur in der Vergangenheit schaffte er es aufgrund seines Medizinstudiums nicht mehr: »Desto mehr freue ich mich jetzt.«
Das Studium hat er soeben abgeschlossen, und er könne so frei und unbeschwert reisen. Einen Blick ins Programm hat er bereits geworfen. »Es klingt alles sehr spannend: Besuche in der Wüste, in Tel Aviv und in Jerusalem. Dazu interessante Workshops und Begegnungen.«
nachwuchs Der Jugendkongress sei das wichtigste gesellschaftliche Event für den jungen jüdischen Nachwuchs, meint Aron Schuster, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), die den Kongress gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden initiiert hat. Traditionell findet dieser in Anlehnung an die Gründungsjubiläen alle fünf Jahre in Israel statt.
Diaspora und Israel seien unweigerlich miteinander verbunden. »2023 begehen wir eine Premiere: Der Jugendkongress findet erstmals zu Jom Hasikaron und Jom Haazmaut statt. 200 Teilnehmende werden die wichtigsten nationalen Gedenk- und Feiertage Israels hautnah miterleben.« Zwischen 18 und 35 Jahren sind die Teilnehmer alt.
»Es klingt alles spannend: Besuche in der Wüste, Tel Aviv und Workshops.«
Benjamin Sobol
Das fünftägige Programm sieht Ausflüge, Besichtigungen, Begegnungen und Diskussionen zur wechselhaften Geschichte, über die facettenreiche Gesellschaft, aber auch gegenwärtige politische Herausforderungen vor. Die Politik der aktuellen Regierung treibe auch die hier lebende junge Generation sehr um, so Schuster. Die Reise führe zunächst in den Negev. Das offizielle Programm beginne mit einer Zeremonie am Grab des Gründungsvaters und ersten Ministerpräsidenten David Ben Gurion.
Anschließend stehen mehrere Optionen zur Verfügung, die eines gemeinsam haben: Sie führen in die Wüste, wie beispielsweise in den Kibbuz Gvulot – dort findet die Veranstaltung »Kibutz Quo vadis?« statt, und es werden dann die Geschichte, das Heute und die Zukunft der Gemeinschaft beleuchtet. Ebenso können die Teilnehmer in die Beer Sheva City & Gateway to the Negev fahren. Dort heißt es: »We build the desert«. Alternativen sind Netafim, Carmey Avdat oder eine Tour zur Naot Farm.
ZEREMONIE Am Dienstag steht die Jom- Hasikaron-Zeremonie in Latrun im Mittelpunkt. Für den Abend ist ein Treffen mit Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Botschafter Steffen Seibert vorgesehen. Am Mittwoch folgt eine Diskussion mit israelischen Journalisten zur Frage, ob Israel eine Demokratie bleibt, und am Donnerstag fahren alle in die Gedenkstätte Yad Vashem und besuchen anschließend die Inklusionseinrichtung »Shalva«.
Zwei Jugendkongresse in Berlin haben Jacob Horowitz so begeistert, dass er auch zum Treffen nach Israel mitreisen möchte. Der Medizinstudent aus Düsseldorf weiß schon im Vorfeld, dass der Kongress ein Erlebnis wird. Er hat vier Jahre in Israel gelebt und ist dort zur Schule gegangen. »Und jetzt fliege ich mit tollen Leuten wieder hin.« Worauf er sich besonders freut, das sei nicht der Strand, sondern die Teilnahme an der Gedenkzeremonie für gefallene Soldaten.
»Ohne unsere Soldaten würde es keinen jüdischen Staat geben.«
Jacob Horowitz
Das werde für viele eine besondere Erfahrung sein, ist er sich sicher. Schließlich würde es so etwas in Deutschland nicht geben. Und die Zeremonie sei sehr ergreifend, er sei schon mehrmals dabei gewesen. »Ohne unsere Soldaten würde es keinen jüdischen Staat geben, das möchte ich mir immer vor Augen halten.« Und diese besondere Zeit mit Jom Hasikaron und Jom Haazmaut sei eben eine spezielle. Eher nebenbei locken Jacob Horowitz auch Hummus, Falafel und das Meer.
Benjamin Sobols Familie spricht Hebräisch, und er habe etliche Verwandte in Israel. »Mein Vater kam als Student nach Deutschland und ist geblieben.« Israel sei seine zweite Heimat. Jede freie Minute möchte er in den Tagen nutzen, um anderen zuzuhören und sie kennenzulernen. Die Abende verbringen alle gemeinsam. Vielen neuen Leuten könne er dabei begegnen – aber auch etliche alte Bekannte wiedertreffen.
In der Jugendarbeit der ZWST hatte er sich engagiert und war jahrelang mit auf Machanot gefahren. Seit der Pandemie war er nicht mehr in Israel und denkt nun mit großer Vorfreude daran, über die Strandpromenade in Tel Aviv zu spazieren. Eines weiß er aber auch schon vor dem Hinflug: Er wird mit vielen neuen Erkenntnissen zurückkommen.