Herr Lewitan, Sie haben bei der Tagung für Religions- und Hebräisch-Lehrerinnen und -lehrer einen Vortrag über Resilienz und Selfcare gehalten. Wie bleibt man eigentlich resilient in diesen Zeiten?
Gerade Lehrer arbeiten in einem Beruf, der sehr viel von ihnen fordert. Daher habe ich ein paar Tipps zusammengestellt, die ihnen helfen können, auch belastende Phasen besser zu bewältigen. Ein Tagebuch zu führen zum Beispiel, worin man das Positive würdigt und festhält. Das kann beispielsweise eine gute Unterrichtsstunde sein oder auch das Lob eines Schülers. Von vielen Momenten bleibt oftmals nur das Negative hängen. Wichtig ist aber, sich auf das Positive zu fokussieren.
Ein Teil Ihres Workshops umfasst auch das Thema Selfcare. Was genau ist damit gemeint?
Auf sich achten und für seine Gesundheit Verantwortung übernehmen, sich etwas Gutes zu gönnen. Eine Pause zu machen, ein Gespräch zu führen und Rückzugsmöglichkeiten wahrzunehmen. Sich in Schwung zu bringen durch Sport, aber auch bei Überforderung rechtzeitig Grenzen zu setzen. Lehrkräfte sind in Pandemiezeiten über den gewöhnlichen Stress hinaus zusätzlich zwischen Online- und Präsenzunterricht hin- und hergerissen. Daher ist das Priorisieren von Aufgaben wichtig. Also: Ade Multitasking. Sie sollten sich fragen: Was ist wichtig? Was dringlich? Coaching und Supervision sind da hilfreich.
Hat das Bedürfnis nach Selfcare und Resilienz in den vergangenen zwei Pandemiejahren zugenommen?
Diese Krise ist ja keine Spitze, sie ist ein Plateau. Und es gibt drei Grundbedürfnisse, die derzeit auf Eis gelegt sind: die Autonomie, seinen Alltag zu bestimmen, das Bedürfnis nach Sicherheit und Planbarkeit. Flexibilität ist angesagt, nicht Perfektionismus. Humor bietet sich besonders dazu an. Sich mal einen Witz erzählen, sich untereinander über etwas Fröhliches austauschen. Und immer wieder: das Positive würdigen.
Worauf haben Sie sich bei diesem Workshop am meisten gefreut?
Menschen wieder in vivo zu sehen und mit ihnen zu sprechen und eine Atmosphäre zu ermöglichen, wo Lehrkräfte sich gegenseitig informieren und inspirieren können.
Mit dem Stress-Experten, Coach und Autor sprach Katrin Richter.