Der Zentralrat der Juden in Deutschland, das Rabbinerseminar zu Berlin und die Fachhochschule Erfurt (FH) haben am Montag in Erfurt Pläne für eine Zusammenarbeit besiegelt. Mit dem Abschluss des neuen Kooperationsvertrages sei zudem das Studium »Jüdische Sozialarbeit« an der Fachhochschule Erfurt auf eine breitere Basis gestellt worden. Damit sollen die Studenten noch besser auf ihre zukünftige Tätigkeit in den jüdischen Gemeinden vorbereitet werden, hieß es.
Die Berliner Rabbinatsstudenten werden nun gleichzeitig an der Fachhochschule Erfurt eingeschrieben sein. Nach erfolgreicher Beendigung des Studiums würden sie neben der Ordination zum Rabbiner einen Bachelortitel in Sozialer Arbeit mit Schwerpunkt Jüdische Sozialarbeit erhalten. Insbesondere in seelsorgerischen Aufgaben müssten Rabbiner häufig auch als Sozialarbeiter wirken.
Gemeinden Dass damit für das innovative Studienangebot Jüdische Sozialarbeit an der Erfurter Fachhochschule ein weiterer Partner mit im Boot sitzt, erfreut den Vizepräsidenten des Zentralrats, Josef Schuster, besonders: »Wir brauchen gute Rabbiner, und wir brauchen für die Zukunft noch bessere Rabbiner«, denn charismatische Persönlichkeiten sorgen dafür, »dass die Arbeit in den jüdischen Gemeinden gesichert ist«.
Auch Rabbiner Joshua Spinner, Vorstandsvorsitzender des Rabbinerseminars, freut sich über die Eröffnung: »Die Tora kennt keinen Unterschied zwischen Kultus- und Sozialarbeit«, sagte er anlässlich der feierlichen Unterzeichnung in Erfurt.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) betonte, dass die Kooperation neue wissenschaftliche Akzente setze, um jüdische Geschichte und Kultur aufzuarbeiten. Sie trage außerdem dazu bei, die jüdischen Mitmenschen als Bereicherung und unverzichtbaren wie selbstverständlichen Bestandteil der Gesellschaft zu begreifen. Nötig sei »aufrichtiges Interesse aneinander und die Leidenschaft füreinander«, ebenso wie das Wissen von den unterschiedlichen Kulturen, sagte sie in einem Grußwort bei der feierlichen Vertragsunterzeichnung.
Dass der Hintergrund für Sozialarbeit immer auch ein theologischer ist, beflügelt den akademischen Kursleiter der Erfurter Fachhochschule, Doron Kiesel, in seiner Arbeit. Der von ihm und seiner Kollegin, Esther Weitzel-Polzer, geleitete Studiengang richtet sich vor allem an Migranten und leistet neben der fachlichen Bildung zudem wichtige Integrationsarbeit. ja (mit epd)