Lange haben sie darauf gewartet. Mit der Einweihung eines neuen Abschnitts des Jüdischen Friedhofs in Emmendingen können nun auch Ehepaare, von denen ein Partner nicht der jüdischen Gemeinde angehört, beieinander beerdigt werden. Um 44 Grabstätten, die entsprechend rabbinischer Vorschriften für diese Fälle angelegt wurden, ist er nun erweitert worden.
Es sei eine Verpflichtung, auch Menschen, die nicht jüdischen Glaubens sind, »unter uns mit Ehre zu begraben«, erklärte Rabbiner Moshe Navon, der das Grabfeld sieben Mal umrundete. Im Gedenken an vor Kurzem Verstorbene und die Toten auf dem jüdischen Friedhof sprach Navon das Kaddisch. An der Zeremonie nahmen auch zahlreiche Gäste teil.
Platz »Eine gute jüdische Gemeinde richtet zuerst einen Friedhof ein, bevor sie eine Synagoge baut«, zitierte Viktoria Budyakova Landesrabbiner Benjamin Soussan. Zwar gebe es noch Platz für etwa 50 bis 60 Gräber auf dem Friedhof, doch bestand bislang nicht die Möglichkeit, dort interkonfessionelle Paare nebeneinander zu bestatten. »Gemischte Ehen sind für uns aber ein großes Thema«, so das Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde.
Budyakova dankte Ute Teschemacher, der ehemaligen Vorsitzenden der Gemeinde, die bis zuletzt mit der Stadt über das Grundstück verhandelt hatte. Um die Einhaltung der religiösen Regeln kümmerte sich Rabbiner Navon, beraten von den Kollegen Benjamin Soussan und Moshe Flomenmann. So wurden zwei, nur durch eine kleine Hecke getrennte Grabfelder angelegt, von denen das für Juden etwa fünf Zentimeter höher liegt. Das neue Grundstück befindet sich auf der ehemaligen Schopfanlage der Stadtgärtnerei. Gemeindemitglieder hatten bei der Anpflanzung der Hecke geholfen.
Dass Vertreter christlicher Gemeinden sowie der türkisch-islamischen Gemeinde zur Feier gekommen waren, wertete Budyakova als Zeichen der Toleranz. Solange jedoch jüdische Friedhöfe verschlossen blieben, Synagogen und Gemeindehäuser als sicherheitsrelevante Objekte der höchsten Kategorie eingestuft werden müssten, könne und dürfe jedoch das Engagement für eine freiere, tolerantere und vor allem gewaltfreie Gesellschaft nicht nachlassen.