Zum 13. Mal haben in diesem Jahr Kommunen, Verbände, Initiativen, Museen, Gedenkstätten und jüdische Gemeinden zum Europäischen Tag der Jüdischen Kultur eingeladen. Mehr als 30 Städte beteiligten sich mit interessanten Programmen.
Zum ersten Mal in Emmendingen
Die Jüdische Gemeinde von Emmendingen, zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl gelegen, hat sich erstmals am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur beteiligt. »Wir wollen unseren Nachbarn zeigen: Hallo, wir sind ein Teil von Euch, ein Teil der Stadt, wir sind fröhlich und können feiern«, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Gemeinde, Viktoria Budyakova, selbstbewusst. In Workshops zum israelischen Tanz, Vorträgen und einer Lesung mit der jüdisch-russisch-deutschen Schriftstellerin Lena Gorelik gelang der Gemeinde die Premiere.
Jahrestag in Mainz
Genau vor einem Jahr, am 3. September 2010, hatte die Jüdische Gemeinde Mainz die lang ersehnte Eröffnung ihres Synagogenneubaus feiern können. Und auch ein Jahr danach ist der Andrang auf das architektonisch aufsehenerregende Bauwerk groß. Kleine Ausbesserungen, die immer noch anstehen, kommentiert Gemeindevorsitzende Stella Schindler-Siegreich mit einem Augenzwinkern. »Als Gemeinde müssen wir uns in den großen Räumen zurechtfinden, aber das Gebäude funktioniert. Und dass es keine gerade Wand gibt, das wussten wir vorher.« Die Gäste staunten ab 11 Uhr bei stündlich stattfindenden Führungen und beim koscheren Brunch, Kaffee und Kuchen.
Weiblich in Sulzburg
Die beiden jüdischen Lyrikerinnen Nelly Sachs und Selma Meerbaum-Eisinger standen im Mittelpunkt der Theaterproduktion Herzkeime von Martina Roth und Johannes Cohen. »Mit großer Sensibilität verwandelt Roth die Lyrik der Dichterinnen in kleine Theaterinszenierungen«, so urteilten die Zuschauer beieindruckt. Denn Herzkeime vermischt Schauspiel, Gesang und Film, in- dem die emotionale Kraft der Bilder den gesungenen oder gesprochenen Worten eine nachhaltige Dimension verleiht.
Spurensuche in Haigerloch
Neben der Dauerausstellung »Spurensicherung: Jüdisches Leben in Hohenzollern« ist im Haus der Geschichte Württemberg ein neu zusammengestellter Film zu sehen: Flucht in die Schweiz. Er erzählt aus der Lebensgeschichte von Gertrud und Lothar Fauser. Den Film hatten Schüler des Gymnasiums Haigerloch gedreht und erstmals bei der Mitgliederversammlung des Gesprächskreises ehemalige Synagoge Haigerloch gezeigt. Beim Europäischen Tag der Jüdischen Kultur konnten ihn auch die Besucher anschauen.
Jugend in Überlingen
Zum dritten Mal hat sich das badische Überlingen am Bodensee am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur beteiligt. Diesmal wurde er vor allem von Jugendlichen gestaltet. Realschüler erarbeiteten unter anderem eine Fotoausstellung, die auf einem visuellen Rundgang durch Überlingen Spuren jüdischer Geschichte dokumentiert. »Es hat uns interessiert, wie jüdisches Leben so ist«, erklärt Anja Straub, warum sie sich an dem Projekt beteiligt hat. Gymnasiasten drehten einen Film mit dem Titel Juden in Überlingen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? Außerdem trafen sich junge Deutsche und Israelis in der Martin-Buber-Jugendherberge beim deutsch-israelischen Jugendaustausch.
Zeitzeugnis in Erfurt
Die Thüringische Landeshauptstadt Erfurt wählte den 4. September zur Eröffnung ihres neuen Ausstellungs-Highligts: die mittelalterliche Mikwe. Vor 800 Jahren nutzten Frauen das Bad zur rituellen Reinigung. Heute ist es nur nach Voranmeldung in der Alten Synagoge zu besichtigen. Die Mitarbeiter sind auf Führungen vorbereitet. Nur so, begründet die Leiterin der Alten Synagoge, Ines Beese, sei es möglich, die Sicherheit und den intimen Charakter des Ortes zu wahren. Am 4. September konnte sie besichtigt werden. hso