Der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn hat sich für weitere Umbenennungen von Straßen in der Hauptstadt ausgesprochen. »Die Nazis haben Straßen systematisch nach antisemitischen Kriterien umbenannt«, sagte er der »Berliner Morgenpost« (Sonntag). Und auch wenn der aktuelle Name scheinbar unproblematisch sei, stecke in ihm eine Geschichte und damit die Frage, wie man sich dieser stellt.
Nötig sei ein stärkeres historisches Bewusstsein. Juden aus dem Straßenbild zu streichen, sei ein erster Schritt auf dem langen Weg der antisemitischen Entrechtung gewesen.
Antisemitische Bezüge Eine von Salzborn 2021 in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie sieht bei 290 Straßen- und Platznamen in Berlin problematische, antisemitische Bezüge. Salzborn begrüßte die durch die Studie ausgelöste Debatte. »Dass die teils sehr kontrovers geführt wird, ist Zeichen einer pluralen Gesellschaft und notwendig«, sagte der Antisemitismusbeauftragte.
Neben antisemtischen gebe es überdies eine Reihe weiterer problematischer Bezüge etwa zu völkischen, militaristischen oder sexistischen Dimensionen. Ferner sei das Straßennamenbild nach wie wir sehr männlich geprägt. Für geplante Umbenennungen regte Salzborn an, nach Jüdinnen und Juden als Namensgebern zu suchen. »Das würde dem Vergessen vorbeugen und deutlich machen, wie wichtig jüdisches Leben für Berlin war und nach wie vor ist«. epd