Die Holocaust-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch ist am Dienstag mit dem diesjährigen Nationalpreis ausgezeichnet worden. Ihr Bemühen um Verständigung, vor allem mit jungen Deutschen, ihr Eintreten gegen Antisemitismus und gegen Ausgrenzung seien ein Verdienst für das Land, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Ansprache zur Preisübergabe in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin.
Steinmeier appellierte, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht abreißen zu lassen. »Eine historische Schuld kann nicht beglichen oder aufgerechnet werden, aber sie muss uns leiten in der Gegenwart«, sagte er. »Mit dem wiederauflebenden Antisemitismus werden wir uns niemals abfinden.« Antisemitische Straftaten hatten in den vergangenen Jahren in Deutschland konstant zugenommen.
ORCHESTER Lasker-Wallfisch gehörte als Cellistin zum sogenannten Mädchenorchester des Vernichtungslagers Auschwitz. Die Kapelle musste unter anderem beim Ein- und Ausmarsch der Arbeitstrupps spielen, bei der Ankunft Gefangener oder zur Unterhaltung des Wachpersonals.
Die 1925 geborene Lasker-Wallfisch war gemeinsam mit ihrer Schwester Renate in den Vernichtungslagern Auschwitz und Bergen-Belsen inhaftiert. Beide überlebten vor allem dank ihres Mitwirkens im Frauen-Orchester. Kurz nach Kriegsende emigrierte Anita Lasker-Wallfisch nach Großbritannien, wo sie bis heute lebt.
»Eine historische Schuld kann nicht beglichen oder aufgerechnet werden, aber sie muss uns leiten in der Gegenwart.«
MUSLIME Der Nationalpreis wird von der Deutschen Nationalstiftung vergeben und ist mit 30.000 Euro dotiert. Der mit einem Preisgeld von 20.000 Euro verbundene Förderpreis ging an die Initiative »JUMU – Juden und Muslime«, die sich für ein gutes Zusammenleben von Juden und Muslimen engagiert.
Die Deutsche Nationalstiftung wurde 1993 von Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) gemeinsam mit einflussreichen Freunden in Weimar gegründet. Als ihre Aufgabe versteht es die Stiftung ist, das Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland zu fördern und die nationale Identität der Deutschen in einem vereinten Europa zu stärken. epd