Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Das trifft auch auf die Gründung des neuen jüdischen Studentenverbandes »Jüdische Studierenden Union Deutschland« (JSUD) zu, der am Rande des Gemeindetages feierlich seine Satzung beschloss. Fast ehrfürchtig setzten die fünf Gründungsmitglieder aus ganz Deutschland – Benjamin Fischer, Arthur Bondarev, Lionel Reich, Dalia Grinfeld und Mike Delberg – am Donnerstagabend der Reihe nach ihre Unterschriften unter das vierseitige Dokument.
Es ist ein großer Schritt und ein längst überfälliger dazu. Denn die bisherige Vertretung, der Bund Jüdischer Studenten in Deutschland (BJSD), existiert de facto nur noch auf dem Papier. So haben schon seit Jahren keine Wahlen stattgefunden; jüdische Studierende haben damit weder in Deutschland noch europaweit und international eine Stimme.
vertretung Das will der Gründungsvorstand des JSUD ändern. »Junge jüdische Studierende zwischen 18 und 35 Jahren brauchen eine demokratisch legitimierte Vertretung – genau die hat bisher gefehlt«, sagt Benjamin Fischer, Präsident der European Union of Jewish Students (EUJS) in Brüssel und nun auch frisch gewählter JSUD-Gründungspräsident.
Die Ziele der neu gegründeten Studentenorganisation sind ehrgeizig: man wolle sowohl nach außen in die Gesellschaft hineinwirken als auch nach innen in die jüdische Gemeinschaft.
Der JSUD will bisherige, oftmals regional engagierte Studentenaktivitäten bündeln. Damit haben alle fünf Gründungsmitglieder Erfahrung: Arthur Bondarev als Sprecher des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES), Dalia Grinberg als Präsidentin des jüdischen Studentenverbandes in Heidelberg und Mike Delberg als Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin sowie als langjähriger Leiter des Jüdischen Studentenzentrums Berlin.
gemeindeleben »Der Grundgedanke ist: von jungen Leuten für junge Leute«, bringt Benjamin Fischer das Anliegen des JSUD auf den Punkt. »Wir verstehen uns als progressive, eigenständige, starke Stimme und als Anregung für das Gemeindeleben, denn wir wollen jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich aktiv in den Gemeinden einzubringen«, betont Fischer.
Das sei auch eine Reaktion auf die Altersstruktur in den Gemeinden. So will der JSUD junge Leute ermutigen, schon früh Verantwortung zu übernehmen und Gemeindeleben mitzugestalten – und damit die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.
Bei JSUD ist jeder willkommen – alle Denominationen, genderübergreifend. Der JSUD will »anecken, laut sein, sich einmischen in politische Debatten, vor allem aber wollen wir sichtbar sein«, sagt Mike Delberg.
Im März soll der Vorstand auf einer Urwahl demokratisch gewählt und legitimiert werden. Die fünf Gründer hoffen, dass es dann die Mitglieder sein werden, die weitere Themen und Ziele weiter konkretisieren.