Vertreter der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) möchten in der deutsch-schweizerischen Grenzstadt Lörrach eine Moschee bauen. Die Union, die sich selbst liberal nennt, ist die größte der drei muslimischen Gemeinschaften in der 50.000-Einwohnerstadt und hat nach eigenen Angaben 250 Mitglieder.
Für ihre wachsende Mitgliederzahl sucht sie ein Grundstück in der Nähe des zu klein gewordenen Betlokals, so Galip Caliskan, Berater des Vorstands in Sachen Moscheebau. Dabei käme ihr die Nachbarschaft zu einer Kirche oder Synagoge sehr gelegen. Schließlich diene eine gut sichtbare Moschee statt eines schlichten Betlokals in irgendeinem Hinterhof besser als »Begegnungsstätte der Religionen«, so Caliskan.
gottesdienst Daher wandte man sich an die jüdische Gemeinde, die im November 2008 ihre Synagoge zum Teil gegen den Protest von Nachbarn, die die Nähe des Gotteshauses als potenzielles Ziel für Terroranschläge fürchteten, eröffnet hatte. Mit diesen Erfahrungen könne er den Ditib-Vertretern mit Rat und Tat zur Seite stehen, meinte auch Wolfgang Fuhl, Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach. »Selbstverständlich hilft man da aus, wenn man angefragt wird.« Auch die Muslime hätten schließlich das Recht, ihre Gottesdienste in einem würdigen und angemessenen Rahmen zu feiern. Fuhl macht allerdings eine wichtige Einschränkung: »Den Muezzin-Ruf lehne ich ausdrücklich ab.« Dieser sei keine religiöse, sondern eine politische Manifestation, die er nicht befürworten könne, so Fuhl.
Um den Muezzin-Ruf war im vergangenen Herbst an der deutsch-schweizerischen Grenze Streit entstanden: Die türkisch-islamische Gemeinde von Badisch-Rheinfelden hatte durch ihren Vorbeter die Gläubigen per Lautsprecher zum Gebet gerufen. Der schallte über den Rhein bis in die Schweiz und wurde dort im Vorfeld der Abstimmung prompt zu einem Argument der Minarett-Gegner. Ob solches in Lörrach auch droht, muss sich noch zeigen. Dem Verein Ditip droht eher anderes Ungemach, muss er doch für seinen Moschee-Neubau finanziell selbst aufkommen. Der Bau wird darum ausschließlich mit Spenden der Mitglieder geplant.