Feiertag

»Am Feiertag schlafe ich aus«

Marie und Tiffany sind Freundinnen, und das schon ihr ganzes zehnjähriges Leben lang. Ihre Eltern sind eng befreundet; die Wohnungen der beiden Familien liegen nahe beieinander. Die beiden Mädchen haben zusammen den jüdischen Kindergarten und die jüdische Grundschule besucht. Jetzt haben sie die Schule gewechselt und gehen gemeinsam in die 5. Klasse eines staatlichen Gymnasiums in Frankfurt. Zum ersten Mal feiern die Mädchen Rosch Haschana nicht in der Schule.

Tiffany und Marie, habt ihr schon mit euren Eltern darüber gesprochen, ob ihr euch an den Feiertagen vom Unterricht beurlauben lasst?
Tiffany: Noch nicht, aber wenn es nach mir ginge, würde ich an Neujahr gerne freinehmen.

Marie: Ich möchte gerne frei haben an den Feiertagen. Denn meine Familie und ich, wir werden auf jeden Fall an Rosch Haschana in die Synagoge gehen. Wir gehen auch an jedem Schabbat dorthin. Und weil der Gottesdienst an Rosch Haschana sehr lange dauert, hoffe ich schon, dass ich am nächsten Morgen ausschlafen kann. Ich weiß noch, dass ich früher, als kleines Kind, an den Hohen Feiertagen bei meinen Großeltern immer Mittagschlaf halten musste.

Tiffany: Vielleicht darf ich ja mit euch in die Synagoge …

Feiert ihr zu Hause Rosch Haschana?
Tiffany: Leider nein. Mein Vater ist nicht jüdisch, aber wenn wir feiern würden, würde er mitmachen.

Würdet ihr euren Mitschülern erklären, warum ihr an bestimmten Tagen nicht in die Schule kommt?

Marie: Momentan möchten wir es noch geheim halten, dass wir jüdisch sind. Wir haben sehr viele muslimische Mitschüler in unserer Klasse …

Tiffany: Wir sagen es niemandem, dass wir jüdisch sind.

Wirklich niemandem?
Beide: Doch, der Lehrerin würden wir das schon sagen.

Hannah ist 15 Jahre alt und hat die neunte Klasse auf der I.E.Lichtigfeld-Schule abgeschlossen. Seit einigen Wochen besucht sie ein staatliches Gymnasium. Sie möchte sich nicht fotografieren lassen.

Hannah, per Gesetz steht es dir zu, an den Hohen Feiertagen vom Unterricht befreit zu werden. Machst Du davon Gebrauch?
Ja, ich werde einige Tage freinehmen. An Rosch Haschana und Jom Kippur gehen wir abends immer in die Synagoge.

Sind dir diese Feiertage wichtig?

Auf jeden Fall. Es ist wie eine Mizwa, zu hören, wenn das Schofar geblasen wird.

Erklärst du dann deinen Mitschülern, warum du an Rosch Haschana und an Jom Kippur in der Schule fehlen wirst?
Bisher habe ich nichts gesagt. Aber ich glaube, einige denken sich bestimmt, dass ich jüdisch bin, weil ich weder am christlichen Religions- noch am Ethikunterricht teilnehme, sondern außerhalb der Schule den jüdischen Religionsunterricht besuche.

Die Interviews führte Barbara Goldberg.

Chanukka-Umfrage

»Wir brauchen das Licht«

Was für Lieblingssymbole haben Gemeindemitglieder? Und wie verbringen Familien das Fest, wenn ein Partner Weihnachten feiern möchte? Wir haben nachgefragt

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt  25.12.2024

Berlin

Wenn Hass real wird

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss sozialer Medien

von Alicia Rust  23.12.2024

Interview

»Wir sind neugierig aufeinander«

Amnon Seelig über die erste Konferenz des Kantorenverbandes, Lampenfieber und das Projekt Call a Kantor

von Christine Schmitt  22.12.2024

Porträt der Woche

Ein Signal senden

David Cohen ist Geschäftsführer eines Unternehmens und setzt sich gegen Judenhass ein

von Matthias Messmer  22.12.2024

Soziale Medien

In 280 Zeichen

Warum sind Rabbinerinnen und Rabbiner auf X, Instagram oder Facebook – und warum nicht? Wir haben einige gefragt

von Katrin Richter  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Ehrung

Verdiente Würdigung

Auf der Veranstaltung »Drei Tage für uns« wurde der Rechtsanwalt Christoph Rückel ausgezeichnet

von Luis Gruhler  19.12.2024