#2021JLID

»Alle Hoffnungen übertroffen«

Sylvia Löhrmann Foto: Jörn Neumann

Frau Löhrmann, das Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« ist um ein halbes Jahr verlängert worden. Wie kam es zu der Entscheidung?
Pandemiebedingt konnten nicht alle Veranstaltungen wie geplant stattfinden. Insofern war die Verlängerung Wunsch des Vereins und vieler Projektpartner – auch vor dem Hintergrund des großen Interesses der Menschen am Festjahr. Die Bundesregierung ist dem dankenswerterweise gefolgt.

Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?
Wir sind jetzt deutschlandweit bei 2300 Projekten: Das ist eine Resonanz, die alle Hoffnungen und Erwartungen übertroffen hat – ein Verdienst der Menschen vor Ort, die sich haben inspirieren lassen und etwas auf die Beine gestellt haben. Es ist eine große Freude, gemeinsam mit ihnen allen daran mitwirken zu können.

Welche Bedeutung hat das Jubiläumsjahr für das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden?
Das Festjahr hat zahlreiche Räume der Begegnung geschaffen. Es hat jüdisches Leben und jüdische Perspektiven sichtbar gemacht – wichtig für ein neues Miteinander. Zentralratspräsident Josef Schuster sagte kürzlich, dass das Festjahr dazu beigetragen hat, Juden aus der »Opferrolle« herauszuholen.

Welches Projekt hat bei Ihnen besonderen Eindruck hinterlassen?
Mich hat die Resonanz rund um den Tag der Deutschen Einheit in Halle sehr beeindruckt. Zu »Sukkot XXL« stand mitten in Halle eine Sukka. Das hat mich sehr bewegt – gerade vor dem Hintergrund des Anschlags auf die Synagoge zwei Jahre zuvor. Aber es gab viele besondere Momente: so auch in Schwetzingen, wo die Torarolle an die Jüdische Gemeinde Heidelberg übergeben wurde. Ich sehe bei vielen Kommunen eine verstärkte Sensibilität – ein gutes Zeichen, denn dort findet das Leben statt und dort wird das Miteinander gestaltet.

Können Sie etwas zu den Reaktionen nichtjüdischer Besucher sagen?
Wir erhalten zahlreiche E-Mails beispielsweise von Lehrkräften, die den Podcast entdeckt haben und ihn nun im Unterricht einsetzen; von Menschen, die zum ersten Mal an einem jüdischen Fest teilgenommen haben, und von den Projektpartnern, die von erfolgreichen Veranstaltungen vor Ort berichten. Es ist eine positive Neugier zu spüren. Viele Menschen möchten mehr über jüdisches Leben heute erfahren.

Was wird für die Verlängerung geplant?
Vor allem werden zahlreiche Projekte, die coronabedingt nicht stattfinden konnten, nachgeholt, um noch mehr Menschen zu erreichen. Podcasts und digitale Impulse des Vereins laufen weiter. Und wir überlegen mit wichtigen Partnern, wie man die gewonnenen Erfahrungen verstetigen kann – mit dem Ziel, jüdisches Leben dauerhaft sichtbar und erlebbar zu machen.

Mit der Generalsekretärin des Vereins »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« sprach André Anchuelo.

Chanukka-Umfrage

»Wir brauchen das Licht«

Was für Lieblingssymbole haben Gemeindemitglieder? Und wie verbringen Familien das Fest, wenn ein Partner Weihnachten feiern möchte? Wir haben nachgefragt

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt  25.12.2024

Berlin

Wenn Hass real wird

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss sozialer Medien

von Alicia Rust  23.12.2024

Interview

»Wir sind neugierig aufeinander«

Amnon Seelig über die erste Konferenz des Kantorenverbandes, Lampenfieber und das Projekt Call a Kantor

von Christine Schmitt  22.12.2024

Porträt der Woche

Ein Signal senden

David Cohen ist Geschäftsführer eines Unternehmens und setzt sich gegen Judenhass ein

von Matthias Messmer  22.12.2024

Soziale Medien

In 280 Zeichen

Warum sind Rabbinerinnen und Rabbiner auf X, Instagram oder Facebook – und warum nicht? Wir haben einige gefragt

von Katrin Richter  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Ehrung

Verdiente Würdigung

Auf der Veranstaltung »Drei Tage für uns« wurde der Rechtsanwalt Christoph Rückel ausgezeichnet

von Luis Gruhler  19.12.2024