Mehr als 200 junge Juden aus Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland sowie Gäste aus anderen europäischen Ländern und Israel sind seit Donnerstag zu Gast bei der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Nürnberg. Anlass ist die PT-Convention, eine von der Jewish Agency gemeinsam mit der IKG veranstaltete viertägige Jugendkonferenz.
Thema und Anlass ist der 70. Jahrestag der Nürnberger Prozesse. Im Oktober 1946 wurden die Urteile im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher verkündet, es folgten insgesamt zwölf sogenannte Nachfolgeprozesse. Die Teilnehmer sind Studenten und junge Berufstätige im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Die meisten von ihnen haben schon an Programmen der Jewish Agency teilgenommen. Viele waren bereits auf einer Taglit-Reise durch Israel, insofern steht der Titel der PT Convention für »Post Taglit«.
»Wir glauben, dass für die heutige Generation der jüdischen Jugend in Deutschland das Thema des Nürnberger Prozesses zu einem fruchtbaren Nährboden für einen tiefen Dialog und gleichzeitiger Suche werden kann«, sagt Michael Yedovitzky, Direktor der Jewish Agency für Zentraleuropa.
Terror Die Teilnehmer sprechen vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse über die Vergangenheit und aktuelle Herausforderungen wie Krieg, Massenflucht und Terror. Sie besuchen authentische Orte, diskutieren mit Juristen, wie Oberstaatsanwalt Jens Rommel und Richter Jan-Robert von Renesse, sowie mit Schoa-Überlebenden wie der ungarischen Philosophin Ágnes Heller. Am Sonntag wird auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die PT-Convention besuchen.
Bei der Eröffnung der Konferenz betonte Jo-Achim Hamburger von der IKG Nürnberg die Aktualität und Bedeutung der ausgewählten Themen und appellierte an die junge Generation, »gemeinsam Profil zu zeigen gegen jegliche Art von Hetze«.
Herausforderung Jens Rommel, Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, sagte, dass sich die Verurteilung bei den Nürnberger Prozessen als besonders schwierig erweise, da Unterlagen fehlen würden, um die Schuld juristisch beweisen zu können. Für die Teilnehmer, so Rommel, sei es demnach eine besondere Herausforderung, in diesen vier Tagen Ergebnisse dazu auszuarbeiten und eine Lösung zu finden.
Auf dem Programm der Jugendkonferenz stehen Workshops, Vorträge, Diskussionen und Besichtigungstouren, unter anderem zu Orten jüdischer Geschichte in der Frankenmetropole. Und zur PT-Convention gehören auch gemeinsame Schabbatfeiern sowie Gottesdienste und ein Kulturprogramm. Die jährliche Jugendkonferenz fand zuvor unter anderem in Israel, Budapest, Maastricht und Warschau statt.
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