In gleich vier thüringischen Städten, nämlich Erfurt, Eisenach, Gotha und Weimar stehen die Achava Festspiele an. Am 5. Oktober beginnt die Veranstaltungsreihe, in der es den Organisatoren zufolge darum geht, jüdisches Leben und jüdische Kultur zu vermitteln.
Konkret geht es um »Erinnerung mit dem Blick nach vorn«, wie es in einer offiziellen Ankündigung heißt. »Humanistische Werte, Toleranz, Mitmenschlichkeit und Zivilcourage sind essentiell für ein friedliches Miteinander aller Menschen. Die Vergangenheit verstehen, um eine bessere Zukunft gestalten zu können.«
Vergangenheit vs. Gegenwart Gerade in Thüringen ist die politische Situation mehr als problematisch, was auch die Macher der Achava Festspiele wissen: »Aktuell scheint die Vergangenheit die Gegenwart einzuholen. 100 Jahre nach dem eigentlich Unwiederholbaren. Rechte Tendenzen erstarken wider besseres Wissen. Scheinbar einfache Lösungsansätze verschleiern komplexe Probleme.« In dem ostdeutschen Bundesland liegt die rechtsextremistische AfD in Umfragen auf Platz 1 - weit vor allen anderen Parteien.
»Wir glauben fest daran, dass der Mensch immer bei sich selbst anfangen sollte, die Welt ein Stück besser zu machen«, sagt Martin Kranz, der Intendant der Achava Festspiele Thüringen. »Das heißt auch, dass man Verantwortung übernimmt für sein Handeln. Dass man es sich auch zutrauen kann.«
In Eisenach habe eine Gruppe beispiellos engagierter Bürger das Festivalprogramm in die Hand genommen, hieß es. Im dortigen »E-Werk« sind Workshops für Schulen und Lesungen vorgesehen, sowie eine Party, Ausstellungen und Konzerte. Shelly Kupferberg wird am 17. Oktober ihren neuen Roman »Isidor« vorstellen.
Gipsy Style Gotha ist erst seit dem vergangenen Jahr Partnerin der Festspiele. Eines der dortigen Highlights ist das Konzert des Klarinettisten Helmut Eisel, der einst Schüler von Giora Feidman war. Mit Schülern der Musikschule »Louis Spohr« soll er am 22. Oktober ein Programm mit dem Titel »Jewish Land & Gipsy Style« auf die Bühne bringen.
Sowohl die kanadisch-israelische Sängerin Yael Deckelbaum als auch Tim Fischer geben in Erfurt Konzerte - am 7. und 8. Oktober. Deckelbaum und ihre Gruppe The Mothers liefern Emanzipations-Songs, während Fischer auf Lieder von Georg Kreisler zurückgreift. Und dies sind nur zwei von vielen Höhepunkten.
In Weimar sind die Events der Achava Festspiele ebenfalls vielfältig. Hier trifft die Stadtgesellschaft auf »Studierende und Lehrende«, wie es in einer offiziellen Ankündigung heißt - sowie auf Überlebende des Holocaust und Ron Prosor, den israelischen Botschafter in Deutschland. »Let’s dance meschugge« ist das Motto einer Party am Donnerstag.
Das gesamte Programm der Achava Festspiele in Thüringen ist hier einsehbar.
Friedliche Revolution Neben Begegnungen mit Zeitzeugen, die ihre Geschichten erzählen, will das Festival auch die deutsch-deutsche Geschichte, die friedliche Revolution und das Leben danach thematisieren. Es geht darum, dem Publikum, darunter auch Schülern, ein gutes Demokratieverständnis zu vermitteln.
Neben dem 17-tägigen Festival gehören »kleinere Satelliten« zu den Achava-Festspielen, darunter ein Sommerkino, Jazz-Konzerte im Dezember sowie separate Advents- und Chanukka-Konzerte in Weimar und Gotha am 13. und 16. Dezember. Der treffende Titel: »Light a Little Candle«. im