Es gibt wohl kaum jemanden, der in Düsseldorf so gut vernetzt ist wie Michael Szentei-Heise. Dementsprechend bunt war auch die Gästeliste, als sich der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde am vergangenen Mittwoch nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschiedete. Die reichte von NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) über den Karnevalswagenbauer Jacques Tilly bis zu Landgerichtspräsident Bernd Scheiff.
An die Beerdigung von Zentralratspräsident Paul Spiegel erinnert sich Szentei-Heise noch sehr genau.
Was waren Ereignisse in den vergangenen 33 Jahren, die Szentei-Heise am meisten bewegt haben? Der 65-Jährige braucht nicht lange nachzudenken: »Da fällt mir sofort die Beerdigung von Paul Spiegel ein. Dazu war auch der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble gekommen, der damals schon im Rollstuhl saß.« Man hatte einen Korridor geschaffen, damit Schäuble zur Trauerfeier bis in die erste Reihe fahren konnte.
Danach fragte Szentei-Heise den Innenminister, ob er einen Niederflur-Bus besorgen solle, damit Schäuble auch auf den Friedhof fahren kann. Der antwortete ihm: »Ich bin zwar für die Freiheit der Bürger in diesem Land verantwortlich, aber über meine eigene Freiheit entscheide ich schon lange nicht mehr.« Die werde von der Security bestimmt.
Wannsee-Villa Ein weiteres Erlebnis hatte Szentei-Heise in Berlin, als er am Wannsee an einer Tagung der Zentralwohlfahrtsstelle (ZWST) teilnahm. »Da bin ich morgens am Wannsee spazieren gegangen und sah einen orthodoxen amerikanischen Juden, der von einem Ufer auf das andere starrte« – auf die Villa, wo 1942 der Holocaust organisiert wurde. Dieses Bild habe ihn sehr beeindruckt.
Szentei-Heise hat in den vergangenen Jahrzehnten aus einer kleinen jüdischen Düsseldorfer Gemeinschaft eine Gemeinde mit 7000 Mitgliedern gemacht, die drittgrößte in Deutschland. Die wird inzwischen als integraler Bestandteil der Stadtgesellschaft wahrgenommen, zumal Szenztei-Heise die Gemeinde auch geöffnet hat.
Karneval Bis in den Karneval, wo er zu den Initiatoren des Toleranzwagens gehörte, auf dem Vertreter verschiedener Religionen am Rosenmontagszug teilnahmen. Auch die Gründung des ersten jüdischen Gymnasiums in der Stadt gehört zu den Erfolgen des scheidenden Verwaltungsdirektors.
Szentei-Heise wird weiter als »Außenminister« Termine für die Gemeinde wahrnehmen.
Aus dem Leben der Jüdischen Gemeinde wird der 65-Jährige sich in Zukunft nicht ganz zurückziehen. Vor allem als »Außenminister« wird er weiter aktiv sein, weil das von der Gemeinde so gewünscht wurde.
Rückzugsort In den Wintermonaten wird man aber wohl auf seine Dienste weitgehend verzichten müssen. 65 Kilometer nördlich von Malaga hat er eine Wohnung gemietet. Schon seit vier Jahren hat er den Jahreswechsel regelmäßig in Andalusien verbracht. »Da erlebe ich den 1. Januar bei einem Glas Rosé auf dem Balkon. Bei 21 Grad.« Auch eine Perspektive.