Wenn es ganz schlimm kommt, das Wetter kalt und regnerisch ist, dann kann es passieren, dass Timur Grafmann aus Krefeld ganz allein in seiner Laubhütte sitzt und die Mahlzeiten dort einnimmt. Seine Frau und die beiden Kinder bleiben dann im Haus. »Natürlich hoffen wir auf gutes Wetter in diesen Tagen«, sagt er lachend. Die Familie hat die Sukka nun aus dem Keller geholt und in ihrem kleinen Garten aufgestellt.
Dabei handelt es sich um eine »geerbte«, die Bekannte vor sieben, acht Jahren an Grafmanns weitergaben, als sie sich eine aus Holz bauten. »Sie erinnert an ein Zelt, aber wir achten darauf, dass die Plane keinen Kontakt zum Metall hat – und natürlich bleibt sie oben offen«, so der 37-Jährige. Auch beim Aufbau konnte er schon seine Erfahrungen mit ungemütlichem Wetter machen. »Bei Wind und Regen musste ich die Planen befestigen.« Fast jedes Jahr fällt ihm ein, dass er sich vorgenommen hat, eine Hütte aus Holz zusammenzustellen. »Aber ich finde immer wieder Gründe, warum ich es nicht schaffe.« Wenn diese Idee Wirklichkeit werden sollte, dann würde er seine jetzige Sukka auch weitergeben.
Die beiden Kinder schmücken die Hütte mit Obst und Bildern. Zu viert finden sie darin genug Platz. »Manchmal bekommen wir auch Besuch, dann aber wird es eng.«
Die Erlanger Gemeinde besitzt seit einiger Zeit eine kleinere Hütte, die sie im Garten aufstellt
Morgenkaffee Vom Wohnzimmerfenster aus haben sie einen guten Blick auf die Laubhütte – und können sie in Sekunden erreichen, um dort die Mahlzeiten einzunehmen. Die Nachbarn wissen, dass sie jüdisch sind. »Wir sind als Juden gut erkenn- und hörbar, denn den ganzen Monat Elul über habe ich das Schofar geblasen.« Auch die Jüdische Gemeinde Krefeld baut eine Laubhütte, in der man gemeinsam essen und zusammensitzen kann. »Aber um den Morgenkaffee zu trinken, ist es bequemer für mich, in der eigenen zu sitzen und mir die 15 Minuten Anfahrt und die Parkplatzsuche zu ersparen«, meint Timur Grafmann schmunzelnd.
Keinen Garten, aber einen großen Balkon besitzt Familie Krol in Bad Homburg. »Als wir die Wohnung fanden, haben wir uns über den Balkon sehr gefreut«, sagt Naomi Krol, Mutter von fünf Kindern im Alter zwischen einem und 14 Jahren. Ihre Laubhütte besteht aus Holz, ihr Mann hat sie aufgebaut. Vorher musste er allerdings das Material aus dem Keller schleppen.
Ihre Kinder hängen Girlanden auf, schmücken die Wände mit Obst und Bildern. »Wenn das Wetter es zulässt, essen wir immer in der Sukka«, sagt die 37-Jährige. Aber auch bei ihnen sei es schon vorgekommen, dass ihr Ehemann allein bei Regen darin saß und das Essen hastig verschlang. Der Bau sei so luftig, dass dann alles nass ist.
Wenn Besuch kommt, dann könne es durchaus ein bisschen eng in der Laubhütte werden. »Aber die Kinder haben meistens nicht so viel Geduld, sich in ihr lange aufzuhalten.«
Die XXL-Sukka werden sie in diesem Jahr nicht aus dem Keller hervorholen, um sie in der Stadt aufzustellen, sagt Ester Limburg-Klaus, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen.
Jeder, der möchte, kann mitschmücken
Im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde das vor, aber dann kam der 7. Oktober. Die Stadt sagte die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen ab. In diesem Jahr bauten Rabbiner Reuven Guberman und Vorstandsmitglieder die kleinere Laubhütte im Garten der Gemeinde auf. Seit ein paar Jahren haben sie eine, die aus Zeltstoff besteht. »Seitdem ist der Aufbau nicht mehr so schwierig«, sagt die Vorsitzende. Nun müssen sie nicht mehr die großen, schweren Holzteile schleppen.
Jeder, der möchte, kann mitschmücken. »Manchmal sehe ich, dass wieder jemand da war und etwas hineingehängt hat«, sagt Ester Limburg-Klaus. Auch nach den Gebeten sitzen die Gemeindemitglieder in der Sukka gemeinsam an einem Tisch. »Wir sind mit 120 Mitgliedern wahrscheinlich die kleinste Gemeinde in Bayern«, bemerkt die Vorsitzende. In diesem Jahr wollen sie mit Musik feiern – und haben die Mitglieder ihres Freundeskreises dazu eingeladen.
Selik Broder hat an diesem Montag alle Hände voll zu tun, denn mit ein paar anderen Männern stellt er die Sukka der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden auf. Wie in den vergangenen 20 Jahren. »Drei bis vier Stunden brauchen wir schon dafür«, sagt er. Sie ist ebenfalls aus Stoff. Etwa 35 bis 40 Beterinnen und Beter finden in ihr Platz. Geschmückt wird die Hütte von den Gemeindemitgliedern.