Walferdingen

Abdrücke für die Ewigkeit

Mahnmal zum Begehen in Walferdingen Foto: levygraphie

Ein 16 Meter langes begehbares Monument aus schwarzem Granit. Auf dem Boden erscheinen Schuhabdrücke und Fußspuren, die wieder verschwinden. Die Symbolik des von Bildhauer Tom Flick geschaffenen Mahnmals soll Unsterblichkeit ausdrücken: Der Mensch wird geboren, lebt, geht und stirbt, doch seine Spuren bleiben erhalten.

Dies gilt besonders auch für die jüdischen Flüchtlinge aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die in den 30er-Jahren in den Ort flohen, hier lebten, arbeiteten, zur Schule gingen und während der deutschen Besatzung wieder verschwanden: Spuren der Deportation oder einer weiteren Flucht.

Kollaboration Das ist eine Erweiterung der Perspektive. Das im Herbst 1949 in Walferdingen entstandene Mahnmal »Monuments aux Morts« erinnerte nur an die für die Wehrmacht zwangsrekrutierten Männer. An die ermordeten Juden dachte damals niemand, und die Kollaboration blieb jahrzehntelang ausgeblendet.

Premierminister Xavier Bettel von der Demokratischen Partei (DP) wiederholte nun sein Diktum, dass nicht alle Luxemburger Helden waren. Das Mahnmal »Les traces ineffaçables de l’être humain« (Die unauslöschlichen Spuren des Menschen) soll nach dem Willen der jungen Bürgermeisterin Joëlle Elvinger (DP) zudem an alle Flüchtlinge erinnern, nicht nur an jene, die in Walferdingen Zuflucht fanden.

In einem Begleitbuch zum Mahnmal – mit Vorworten von Luxemburgs Oberrabbiner Alain Nacache und dem Präsidenten von MemoShoah, Claude Marx – werden die Lebensdaten der jüdischen Flüchtlinge erfasst. Viele Leben endeten in Auschwitz, doch ihre Spuren bleiben jetzt bewahrt und erhalten.

Warnung Die Ministerin für Familien und die Großregion, Corinne Cahen (DP), warnte jüngst in ihrer Rede zur Eröffnung des Mahnmals vor dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte in Deutschland. Der Aufstieg der AfD sei beängstigend.

Luxemburg wurde im 20. Jahrhundert zweimal von Deutschland besetzt. Als AfD-Politiker in internen E-Mails jetzt über eine »Verschiebung von Außengrenzen« räsonierten, blieb das in Luxemburg nicht unbeachtet.

Obwohl das Land noch nie eine rechtspopulistische Partei im Parlament erleben musste, tauchen immer wieder antisemitische Stereotype und flüchtlingsfeindliche Aussagen in Büchern und in sozialen Netzwerken auf. Die luxemburgische Justiz verfolgt diese Delikte jedoch gewissenhaft.

Das neue Mahnmal regt nicht nur zum Nachdenken über Spuren an, die Menschen hinterlassen und die man selbst hinterlässt. Die Besucher sollen das Mahnmal im wahrsten Sinne des Wortes auch begehen.

Soziale Medien

In 280 Zeichen

Warum sind Rabbinerinnen und Rabbiner auf X, Instagram oder Facebook – und warum nicht? Wir haben einige gefragt

von Katrin Richter  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Ehrung

Verdiente Würdigung

Auf der Veranstaltung »Drei Tage für uns« wurde der Rechtsanwalt Christoph Rückel ausgezeichnet

von Luis Gruhler  19.12.2024

Chabad

Einweihung des größten Chanukka-Leuchters Europas in Berlin

Der Leuchter wird auf dem Pariser Platz in Berlin-Mitte vor dem Brandenburger Tor aufgebaut

 18.12.2024

Berlin

Neue Töne

Beim Louis Lewandowski Festival erklingen in diesem Jahr erstmals nur orientalische Melodien

von Christine Schmitt  18.12.2024

»Coffee with a Jew«

Auf ein Käffchen

Das Münchener Projekt ist ein großer Erfolg - und wird nun fortgesetzt

von Luis Gruhler  18.12.2024

Wirtschaft

»Weichen gestellt«

Jacques Weller über ein von der Industrie- und Handelskammer initiiertes Netzwerktreffen mit jüdischen Unternehmern

von Ralf Balke  17.12.2024