Über zwei Millionen Besucher kommen pro Jahr in die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Der Erinnerungsort, der die Geschichte der Schoa dokumentiert, wurde vor fast 60 Jahren, am 19. August 1953, als staatliche Behörde gegründet. Seit 50 Jahren ehrt die Gedenkstätte Bürgerinnen und Bürger, die während der Nazi-Herrschaft Jüdinnen und Juden gerettet haben als Gerechte unter den Völkern.
Um 60 Jahre Yad Vashem und 50 Jahre Gerechte unter den Völkern zu würdigen, hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Mittwochnachmittag zu einem Empfang in das Rathaus geladen. Neben Yakov Hadas-Handelsman, dem Botschafter des Staates Israel, war auch Hildegard Müller, die Vorsitzende des Freundeskreises von Yad Vashem, und Arik Rav-On, Direktor für Yad Vashem in den deutschsprachigen Ländern, geladen.
Gerechte Scholz dankte im Namen des Senats und der Stadt Hamburg Yad Vashem und dem Freundeskreis dafür, dass sie »die Erinnerungen an die Opfer und ihre Zeit, und auch an die, die, die nicht mitgetan, nicht zugeschaut, sondern als ›Gerechte unter den Völkern‹ geholfen haben«, wachhielten. Zudem erinnerte der Bürgermeister an sieben Frauen und Männer, die als »Gerechte unter den Völkern« in Yad Vashem verzeichnet sind.
Darunter Elli Fullmann, die »in den letzten Kriegswochen eine junge Jüdin« verbarg. Die junge Frau konnte aus einem Transportzug mit dem Ziel Flossenbürg entkommen. Oder an den Hamburger Geschäftsmann Richard Moser, der »bei der Gestapo die Freilassung seines jüdischen Angestellten aus einem KZ erwirken« konnte. Scholz appellierte in seiner Rede, dass es die Aufgabe der Nachgeborenen sei, dem »Zivilisationsbruch« sowie dem »Rassendünkel und was aus ihm folgt« keine Chance zu geben.
Verantwortung Die Vorsitzende des Freundeskreises von Yad Vashem, Hildegard Müller, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Seit meinem ersten Besuch bei der Gedenkstätte in Jerusalem 1996 hat mich das Thema sehr berührt. Und mir ist es besonders wichtig, dass das Grauen der Schoa auch der jüngeren Generation bewusst ist und dass sie ihre Verantwortung erkennt.«
Auch sie verwies auf die Bedeutung der Gerechten unter den Völkern. Inzwischen seien über 24.800 Menschen aus 47 Ländern mit diesem Titel ausgezeichnet – darunter sind rund 525 Deutsche, betonte Müller. »Bei den Zeremonien, die in Deutschland zu Ehren der ›Gerechten‹ abgehalten werden, begegnen sich Familien der Retter und die Familien der Überlebenden.« Die Gegenwart zeige, dass die »Gerechten« heute oft nur noch posthum ausgezeichnet werden können. Die hinter den Ehrungen liegenden Ereignisse beeindruckten noch heute zutiefst.
Der deutsche Freundeskreis Yad Vashem hat es sich zur Aufgabe gemacht, unter anderem durch seine nachhaltige pädagogische Arbeit die Fundamente der Werte jüngerer Menschen zu festigen. Müller betrachte es als wichtige Aufgabe, »dass auch die nachwachsenden Generationen in Deutschland das Bewusstsein und den Wunsch nach besonderen Beziehungen zu Israel entwickeln«. ja
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