Sie sei »ein zartes Pflänzchen, das noch viel begossen werden muss«: Diese Metapher prägte der hessische Landesrabbiner Isaak Emil Lichtigfeld, als er am 18. April 1966 in Frankfurt die erste jüdische Schule in Deutschland nach der Schoa eröffnete.
Gut ein halbes Jahrhundert später griff der hessische Kultusminister Ralph Alexander Lorz dieses Bild erneut auf. Das fleißige Gießen habe sich als äußerst erfolgreich erwiesen, sagte der Minister am Mittwoch in seiner Ansprache während des Festakts anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Lichtigfeld-Schule und versprach: »Vielleicht wird daraus bald sogar ein Baum.« Damit spielte er auf die für 2018 geplante Erweiterung der Schule um eine gymnasiale Oberstufe bis zum Abitur an.
Gäste Zur Geburtstagsfeier konnte Gemeindevorsitzender Salomon Korn zahlreiche Gäste im Frankfurter Gemeindezentrum begrüßen, darunter viele ehemalige und heutige Schüler sowie Lehrkräfte. Zentralratspräsident Josef Schuster würdigte die Bedeutung jüdischer Bildungseinrichtungen, die neben Elternhaus und Gemeinde der »wichtigste Ort« seien, um eine jüdische Identität zu entwickeln, und wünschte der Lichtigfeld-Schule eine »goldene und sichere Zukunft«.
Oberbürgermeister Peter Feldmann verwies auf die mehr als 200 Jahre alte Tradition jüdischer Bildung in Frankfurt, die einst von der Aufklärung beeinflusst worden sei und heute – »Gott sei Dank«, so der SPD-Politiker – auch wieder das Studium des Talmud im Lehrplan enthalte. »Dieses Jubiläum feiern zu können ist ein Glück für uns alle«, schloss Feldmann.
Die jüdische Schule in Frankfurt war 1966 zunächst im Westtrakt der Westend-Synagoge untergekommen, doch schon bald wuchs die Schülerzahl derart an, dass sie in das 1986 neu eröffnete Gemeindezentrum umziehen musste. 2006 konnte die Schule dann in ihr angestammtes Gebäude, das sogenannte Philanthropin, zurückkehren, das bis zur Schließung 1942 durch die Nationalsozialisten die gleichnamige berühmte jüdische Bildungsstätte beherbergt hatte.