Der Landesverband Jüdischer Gemeinden in Sachsen-Anhalt hat die stadtweiten Neonazi-Schmierereien in Salzwedel scharf verurteilt. Die Schmierereien, die am Donnerstag entdeckt wurden, zeigten, wie notwendig Aktionen der Gesellschaft gegen Nazi-Propaganda und zur Erinnerung an den Holocaust seien, erklärte der Verband am Freitag in Magdeburg.
Unbekannte hatten in der Nacht zum 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, das Stadtgebiet von Salzwedel in der Altmark mit Farbschmierereien überzogen. Laut Polizei handelt es sich um mindestens 42 Fälle, bei denen zum Teil jeweils mehrere Flächen und Objekte beschmiert sind. Die Schriftzüge und Symbole wurden unter anderem an Mauern, Haltestellen, Hauswänden und Schildern angebracht.
ERmittlung Die Beamten gehen ersten Hinweisen auf die oder den Täter nach. Nähere Angaben machte die Polizei jedoch wegen der laufenden Ermittlungen nicht.
Der Landesverband Jüdischer Gemeinden forderte, »diese Tat nicht nur als reine Kriminalangelegenheit zu betrachten«. Stattdessen müsse den Tätern mit Zivilcourage eindeutig gezeigt werden, dass sie von der absoluten Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr geduldet würden.
In Salzwedel gebe es heute keine jüdische Gemeinde mehr, nur eine Gedenktafel für die ehemalige Synagoge, hieß es weiter. Dennoch sei auf dieser Tafel das Wort Synagoge mit schwarzer Farbe überstrichen worden. Auch Hass auf den Staat Israel hätten die Täter mit Schriftzügen zum Ausdruck gebracht.
Orte in der Altmark waren in den vergangenen Jahren häufig von NS-Schmierereien betroffen, darunter auch die Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune bei Gardelegen. Erst im Januar hatten Unbekannte Kreuze herausgerissen und damit ein NS-Symbol geformt. Die Gedenkstätte erinnert an die mehr als 1000 Todesopfer eines Nazi-Massakers im April 1945. epd