»Es wird heiter, das Niederschlagsrisiko liegt bei 34 Prozent, dabei gibt es sieben bis neun Sonnenstunden«: Die Wetterprognose für den Werbellinsee stimmt zuversichtlich (zumindest von Donnerstag bis Samstag), und überhaupt haben die Organisatoren des siebenten Limmud-Lernfestivals in Deutschland allen Grund, sich auf das verlängerte Wochenende zu freuen. 400 Teilnehmer haben sich angemeldet – mehr als im Vorjahr, als etwa 360 Menschen zu Limmud nach Brandenburg kamen.
Über 180 Seminare, Diskussionsrunden und Lern-Sessions werden auf dem Gelände der Europäischen Jugendbegegnungsstätte angeboten, und Jonathan Marcus, Limmud-Vorsitzender, freut sich sogar über Platzprobleme: »Wir haben so viele Veranstaltungen, dass die Räume nicht ausreichen!« Die Lösung: eine mongolische Königsjurte, die auf dem Gelände zur Verfügung steht. Passenderweise soll in der Jurte auch ein Meditations-Workshop abgehalten werden.
Hebrew Space Neu in diesem Jahr sind ein »Philosophisches Café«, in das sich Teilnehmer zu Gesprächen zurückziehen können, sowie der »Hebrew Space«, ein spezielles Angebot für Israelis, die in Deutschland leben, aber auch für alle anderen, die an der hebräischen Sprache interessiert sind. Es gibt tägliche Iwrit-Klassen für Anfänger, Kabbalat Schabbat auf Hebräisch sowie Lyrik-Sessions und Aktivitäten für Kinder. Neben Deutsch, Englisch und Russisch ist Hebräisch in diesem Jahr die vierte offizielle Limmud-Sprache.
Als prominentester Gast gilt der amerikanische Rabbi und Bestsellerautor Shmuley Boteach, der am Freitagabend einen Vortrag zum Thema »Koschere Lust« halten und seine These zur Diskussion stellen will, warum Lust und nicht Liebe die Grundlage einer erfolgreichen Ehe sei. Am Schabbat bietet Shmuley Boteach weitere Workshops an – während seine Frau Debbie Boteach, Mutter von neun Kindern, über die Rolle einer Mutter in einem jüdischen Haushalt spricht. Außerdem referiert Gusti Yehoshua-Braverman, Vorsitzende der Abteilung für Diaspora-Aktivitäten der World Zionist Organization (WZO), über Beziehungen zwischen Israel und der Diaspora. Auch Mitarbeiter des Zentralrats (»Jews Go Green«, »Mitzvah Day«), der Jewish Agency und Studenten mit ELES-Stipendien gestalten das Festival mit.
Kinderbetreuung Weil viele Familien mit Kindern kommen, ist die Kinderbetreuung in diesem Jahr noch weiter ausgearbeitet worden. Es gibt jetzt Angebote für »Limmud Bambinim« (bis sechs Jahre), »Limmud Kids« (sieben bis elf Jahre) und »Limmud Teens« (ab zwölf Jahre). Ein besonderer Programmpunkt: Unter der Anleitung von Sebastian Haupt können die Jugendlichen eine Limmud-Zeitung gestalten, die noch während des Festivals gedruckt wird.
Längst ist Limmud ein fester Bestandteil im jüdischen Kalender. Die Idee kommt ursprünglich aus England, seit der Gründung 2006 ist der deutsche Ableger zu einer Institution geworden. Dazu gehört auch die praktisch fehlende Grenze zwischen Organisatoren und Teilnehmern – und die Offenheit gegenüber allen religiösen Strömungen. Wie im Vorjahr gibt es wieder orthodoxe, liberale, Masorti- und Kindergottesdienste. Erwartet werden die Rabbiner Arie Folger, Nathanel Wurmser, Walter Rothschild, Gesa Ederberg, Tovia Ben-Chorin, Adrian Michael Schell und die Kantorin Jalda Rebling.