Schüler der Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule hatten sie am vergangenen Donnerstag ins Auswärtige Amt mitgebracht – 16 kleine Koffer, die für die 16 Länder stehen, die an den Kindertransporten zwischen 1938 und 1939 beteiligt waren. Zudem verteilten die Kinder ein »goldenes Band der Erinnerung« an die Anwesenden – beides hatten die Schüler im Religionsunterricht erarbeitet. Es war ihr besonderer Beitrag, um der Kindertransporte vor 79 Jahren zu gedenken und den generationsübergreifenden Aspekt der Erinnerungskultur zu verdeutlichen.
»Die Koffer sind so klein, dass sie auch auf den Schreibtisch passen und daran erinnern«, sagte Lisa Sophie Bechner, Hauptinitiatorin und Vorsitzende des Vereins Kindertransport-Organisation Deutschland in ihrer Begrüßungsansprache.
Botschafter aus Norwegen, England, Belgien, Tschechien, Dänemark, Schweiz, den Niederlanden und anderen Ländern waren ins Auswärtige Amt gekommen, um an der Auftaktveranstaltung teilzunehmen.
Mehr als 15.500 Säuglinge, Kinder und Jugendliche konnten dank der sogenannten Kindertransporte zwischen dem 30. November 1938 und dem 31. August 1939 überleben. An die außerhalb Nazi-Deutschlands initiierten Rettungsaktionen möchte die Kindertransport-Organisation Deutschland von nun an zwei Jahre lang bis zum letzten – missglückten – Transport aus Prag am 1. September 1939 erinnern.
logistik Eigentlich wollte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) eine Gedenkrede halten – doch wegen der aktuellen politischen Situation war er verhindert. Stattdessen erinnerte Staatsminister Michael Roth (SPD) daran, dass die Kinder, um überleben zu können, von ihren Eltern und ihrer Heimat getrennt wurden.
Sir Sebastian Wood, britischer Diplomat, sprach von einer der beeindruckendsten Rettungsaktionen überhaupt, »die nicht zuletzt auch ein riesiges logistisches Unternehmen« war. Niederländische und britische Flüchtlingskomitees, allen voran die Quäker, hatten die Aktion in die Wege geleitet. »Es muss furchtbar gewesen sein, sich von seinen eigenen Kindern trennen zu müssen. Und es ist eine großartige Lebensleistung, ohne Eltern, ohne Sprachkenntnisse des jeweiligen Landes zurechtzukommen«, betonte Wood.
Bei der Auftaktveranstaltung waren auch mehrere Zeitzeugen zu Gast. »Ich bin kein Opfer«, betonte Walter Kaufmann, der an seinem 15. Geburtstag in England eintraf. »Ich hatte ein reiches, erfülltes Leben und werde bald 94 Jahre«, sagte der Schriftsteller aus Berlin bei der Gedenkveranstaltung im Auswärtigen Amt. »Opfer sind meine Eltern gewesen, denn sie haben die Nazi-Zeit nicht überlebt.«