Reise

Wo liegt der Berg Sinai?

Auf der Suche nach dem Ort, an dem die Tora übergeben wurde – mit Mosche aus Holon

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  20.05.2015 10:57 Uhr

Der Berg Sinai Foto: Thinkstock

Auf der Suche nach dem Ort, an dem die Tora übergeben wurde – mit Mosche aus Holon

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  20.05.2015 10:57 Uhr

Das waren noch Zeiten, als man noch problemlos in den Sinai fahren konnte! Ohne Warnungen vom Auswärtigen Amt wegen Terroristen, die seit der politischen Umbruchphase in Israels Nachbarland die ägyptische Halbinsel unsicher machen. Als ich das erste Mal dorthin fuhr, war ich Anfang 20. Meine Freundin und ich buchten eine Drei-Tages-Tour per Jeep: Mount Sinai, Katharinenkloster, Übernachtung im Beduinencamp, Kamelreiten in der Wüste und Chillen am Roten Meer.

Reisegruppe Unsere kleine Truppe war bunt zusammengewürfelt: Reiseleiter Boris, Kobi und Hila, zwei Studenten aus Tel Aviv, und Marion aus Köln, etwa in unserem Alter. Dann gab es noch Celine und Colette, zwei aufgestylte französische Teenager, die ihre High Heels gegen Wanderschuhe eingetauscht hatten, um zusammen mit ihren Eltern den Berg zu erklimmen, an dem sich Gott Moses offenbart haben soll.

Elfter im Bunde war schließlich Mosche. Nicht der Prophet, sondern Mosche aus Holon. Kein Witz! Er hieß wirklich so wie sein berühmter Namensvetter, der das jüdische Volk aus der ägyptischen Sklaverei ins Gelobte Land geführt hat. Auf dem Weg empfing er am Berg Sinai die Tora mit den Zehn Geboten. Aber wo genau? Diese Frage stellten wir uns alle. Umso gespannter brachen wir zum Gipfel auf.

Der Weg hinauf dauerte gut drei Stunden. Kein Wunder bei mehr als 2000 Metern Höhenunterschied! Celine und Colette wanderten, ohne zu murren. Marion ließ sich von Ajmen, einem ägyptischen Reiseleiter, der sich zu uns gesellt hatte, auf ein Kamel hieven.

Steine Und Mosche? Sammelte Steine. »Was willst du mit all den Steinen?«, fragte ihn Ajmen neugierig. »Andenken«, erwiderte Mosche keuchend. Der Rucksack wurde zusehends schwerer. »Aber wieso?«, beharrte Ajmen. »Wegen Mosche«, erklärte Mosche aus Holon. »Hier hat er die Tora bekommen. Ich will wissen, wie sich das angefühlt hat.«

»Soweit ich weiß, schleppte Mosche die Tafeln nicht den Berg hinauf, sondern brachte sie vom Gipfel mit hinunter«, mischte sich Boris ein: »Es hat schon seinen Grund, weshalb die jüdische Überlieferung uns die genaue Lage des Bergs nicht verrät.« Die Tora sei den Menschen gegeben. Eine Art Wallfahrtsort würde nur von der Erfüllung ihrer Gebote ablenken. Das leuchtete uns ein. Nur Mosche haderte noch mit Boris’ Erklärung. Doch oben angekommen, hatte er es plötzlich sehr eilig, seinen Rucksack zu leeren.

Gipfel Die Aussicht vom Berg Sinai war grandios, die Atmosphäre majestätisch. Christen und Muslime hatten auf dem Gipfel jeweils eine Kirche und eine Moschee erbaut. Nur jüdische Spuren gab es keine. Boris’ Interpretation schien sich zu bestätigen. Denn jeder der Nachbargipfel hätte ebenfalls der Berg sein können, auf dem Gott Mose als Stimme im brennenden Dornbusch erschienen war. Alles war vorstellbar, auch ohne Steinsouvenirs im Rucksack.

Ki Tissa

Aus Liebe zum Volk

Warum Mosche die Bundestafeln nach dem Tanz der Israeliten um das Goldene Kalb zerbrach

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  14.03.2025

Talmudisches

Der Turm in der Luft

Die Weisen der Antike diskutierten anhand eines besonderen Schranks über rituelle Reinheit

von Vyacheslav Dobrovych  14.03.2025

Purim

Doppelter Feminismus

Waschti und Esther verkörpern zwei sehr unterschiedliche Strategien des Widerstands gegen die männliche Dominanz

von Helene Braun  13.03.2025

Megilla

Wegweiser in der Fremde

Aus der Purimgeschichte leitete ein mittelalterlicher Rabbiner Prinzipien für das jüdische Überleben in der Diaspora ab, die erst in der Moderne wiederentdeckt wurden

von Rabbiner Igor Mendel Itkin  13.03.2025

Militärseelsorge

Militärrabbiner Ederberg: Offenes Ohr für Soldaten im Norden

Arbeit bei der Bundeswehr sei Dienst an der Gesellschaft insgesamt, den er als Rabbiner gerne tue, sagt Ederberg

 11.03.2025

Fest

Mehr als Kostüme und laute Rasseln: Purim startet am Donnerstagabend

Gefeiert wird die Rettung der Juden vor der Vernichtung durch die Perser

von Leticia Witte  11.03.2025

Tezawe

Kleider, die die Seele formen

Was es mit den prächtigen Gewändern der Hohepriester auf sich hat

von Rabbiner Jaron Engelmayer  07.03.2025

Talmudisches

Heilen am Schabbat

Was unsere Weisen über Notfälle und Pikuach Nefesch lehren

von Rabbinerin Yael Deusel  07.03.2025

Meinung

Übersehene Prophetinnen

Zum Weltfrauentag fordert die Rabbinatsstudentin Helene Braun mehr Sichtbarkeit für jüdische Vorreiterinnen

von Helene Braun  06.03.2025