Lauder Foundation

»Wir müssen aktiv als Juden leben«

Rabbiner Josh Spinner Foto: tomsand.com

Herr Rabbiner, in diesen Tagen feiert die Lauder Foundation den 30. Jahrestag ihrer Gründung 1987. Mit wie viel Geld hat sich die Stiftung seitdem in Europa engagiert?
Ronald S. Lauder hat über eine halbe Milliarde US-Dollar in jüdische Bildung in Europa investiert.

Was würden Sie als den größten Erfolg Ihrer Arbeit bezeichnen?
Die Normalisierung der jüdischen Schulbildung in Zentral- und Osteuropa.

Wie viele Schulen hat die Lauder Foundation gegründet?
Wir waren in viele Schulprojekte involviert, aber gegenwärtig konzentrieren wir uns auf zehn Städte: Athen, Berlin, Budapest, Köln, Moskau, Prag, Rom, Sofia, Warschau und Wien. Insgesamt besuchen etwa 3800 Kinder diese Schulen.

Wollen Sie in Zukunft weitere jüdische Schulen etablieren?
Ja, aber wir setzen jetzt andere Schwerpunkte als früher. Wir arbeiten zum Beispiel mit weiteren Stiftungen zusammen, um einen Ratgeber für die Sicherheit in jüdischen Kindergärten und Schulen herauszugeben. Und bei einem weiteren Projekt, »Educating for Impact«, arbeiten wir mit vier anderen Organisationen sowie mit dem israelischen Bildungsministerium zusammen, um jüdische Schulen in Europa auf einen strategischen Fokus auszurichten. Dazu gehört auch die jüdische Schule in Düsseldorf.

In Europa ist die Mehrheit der Juden mit Nichtjuden verheiratet. Sind diese Schulen auch für Kinder jüdischer Väter da, oder müssen Schüler halachisch jüdisch sein?
Wir machen als Stiftung keine Vorgaben, sondern halten uns an die Regelungen der jüdischen Gemeinden vor Ort. In einer Stadt wie Sofia darf jeder mit einem jüdischen Großelternteil Gemeindemitglied werden und seine Kinder in die jüdische Schule schicken. In Wien werden nur halachische Juden als Mitglieder akzeptiert, in Prag und Warschau ist es wiederum anders. Wir beziehen dazu keine Stellung.

Also wäre es Ihrer Ansicht nach falsch zu behaupten, dass die Lauder Foundation vor allem für orthodoxe Juden da ist?
Das wäre nachweislich falsch.

Man hört unter Juden immer häufiger die Ansicht, jüdisches Leben hätte wegen des zunehmenden Antisemitismus keine Zukunft in Europa. Was meinen Sie?
Das hängt in erster Linie von uns ab. Wenn wir als aktive Juden leben, uns weiterbilden und engagieren, dann wird es hier jüdisches Leben geben. Sonst nicht.

Und was ist mit der Umgebung?
Natürlich hängt es auch davon ab. Aber die wichtigste Frage ist, ob es in Zukunft Juden in Europa geben wird. Wenn wir unsere Kinder nicht dazu erziehen, jüdisch zu leben, dann wird es keine Juden in Europa geben, auch wenn der Antisemitismus gegen null ginge.

Mit dem Executive Vice President und CEO der Lauder Foundation sprach Ayala Goldmann.

Essay

Die gestohlene Zeit

Der Krieg zerstört nicht nur Leben, sondern auch die Möglichkeit, die Zukunft zu planen, schreibt der Autor Benjamin Balint aus Jerusalem anlässlich des Feiertags Simchat Tora

von Benjamin Balint  23.10.2024

Bereschit

Höhen und Tiefen

Sowohl Gut als auch Böse wohnen der Schöpfung inne und lehren uns, verantwortlich zu handeln

von Rabbinerin Yael Deusel  23.10.2024

Simchat Tora

Untrennbar verwoben

Können wir den Feiertag, an dem das Massaker begann, freudig begehen? Wir sollten sogar, meint der Autor

von Alfred Bodenheimer  23.10.2024

Deutschland

Sukkot in der Fußgängerzone

Wer am Sonntag durch die Bonner Fußgängerzone lief, sah auf einem zentralen Platz eine Laubhütte. Juden feiern derzeit Sukkot auch erstmals öffentlich in der Stadt - unter Polizeischutz

von Leticia Witte  20.10.2024

Laubhüte

Im Schatten Seiner Flügel

Für die jüdischen Mystiker ist die Sukka der ideale Ort, um das Urvertrauen in Gʼtt zu stärken

von Vyacheslav Dobrovych  16.10.2024

Freude

Provisorische Behausung

Drei Wände und ein Dach aus Zweigen – selbst eng gedrängt in einer zugigen Laubhütte kommt an Sukkot feierliche Stimmung auf

von Daniel Neumann  16.10.2024

Chol Hamoed

Körperlich herausfordernd

Warum das Buch so gut zu Sukkot und seinen Mizwot passt

von Rabbiner Joel Berger  16.10.2024

Talmudisches

Gericht und Reue

Was unsere Weisen über das Fasten an Jom Kippur und die Sünden zwischen den Menschen lehrten

von Vyacheslav Dobrovych  15.10.2024

Berlin

Zu Besuch in Deutschlands einzigem koscheren Hotel

Ilan Oraizers King David Garden Hotel ist ein Unikum in der Bundesrepublik

von Nina Schmedding  13.10.2024