Schuschan Purim

Wer die Megilla später liest

Lesung in der Belzer Jeschiwa, Jerusalem Foto: Flash 90

Die Megilla (Buch Esther 9, 20–22) erzählt, dass die Juden ihre Feinde am 13. Adar besiegten und dass sie am 14. Adar ihren Sieg feierten. Doch in der Hauptstadt Schuschan dauerte die Schlacht einen Tag länger, und das Fest wurde nicht am 14., sondern erst am 15. Adar gefeiert: »Aber die Juden von Susa (Schuschan) waren zusammengekommen am dreizehnten und vierzehnten Tage und ruhten am fünfzehnten Tage, und diesen Tag machten sie zum Tage des Festmahls und der Freude« (Esther 9,18). (In diesem Jahr fällt Schuschan Purim, der 15. Adar, auf Karfreitag, den 25. März – was bedeutet, dass in Jerusalem das Megilla-Lesen am Vormittag und die Karfreitagsprozession gleichzeitig stattfinden.)

Als unsere Weisen Purim als Feiertag einführten, zogen sie in Betracht, dass Schuschan, das biblische Susa, eine ummauerte Stadt war, und kamen zu folgender Übereinkunft: Während die meisten Städte Purim am 14. Adar feierten, sollten Städte, die zur Zeit von Jehoschua bin Nun von Mauern umgeben waren, ein spezielles Purimfest begehen – »Schuschan Purim« am 15. Adar.

Persien Ursprünglich hatten die Weisen daran gedacht, das Feiern von Schuschan Purim davon abhängig zu machen, ob eine Stadt zur Zeit des Königs Achaschwerosch von Mauern umgeben war. Um aber nicht eine persische Stadt mehr zu ehren als das Land Israel, das zur Zeit des Purimwunders in Trümmern lag, machten die Weisen das Feiern von Purim am 15. Adar davon abhängig, ob die betreffende Stadt zu Jehoschuas Zeiten ummauert war.

Die einzige Stadt, die zu dieser Zeit in Israel definitiv von einer Mauer umgeben war, ist Jerusalem. Bei anderen Städten in Israel wie Jaffo, Akko oder Hebron bestehen Zweifel, ob sie zur Zeit von Jehoschua ummauert waren. Auch bei Tiberias ist das nicht gesichert, weil es nur drei Mauern um die Stadt gab, die direkt am See Genezareth liegt. In diesen Städten wird Purim am 14. Adar gefeiert, und es gibt eine zusätzliche Lesung der Megilla am 15. Adar. In Jerusalem und seinen Vororten, von denen aus man die Altstadt sehen kann, wird Schuschan Purim ebenfalls gefeiert – und auch in Ansiedlungen, die weniger als einen Kilometer von den Mauern entfernt sind, selbst wenn man von dort aus die Stadt nicht sieht.

Tel Aviv Wenn ein Bewohner Tel Avivs, der Stadt ohne Mauer, sich am 14. Adar in Jerusalem aufhält und die Absicht hat, vor Tagesanbruch des 15. Adar nach Tel Aviv zurückzukehren (oder laut Überlieferung von Chason Isch bei Einbruch der Dunkelheit), dann liest er die Megilla am 14. Adar, falls er sich versehentlich verspätet hat. Wenn er aber die Absicht hatte, bis zum 15. Adar in Jerusalem zu bleiben, dann liest er die Megilla auch erst am 15. Adar. Umgekehrt liest ein Einwohner Jerusalems, der Tel Aviv besucht und vor Tagesanbruch des 14. Adar nach Hause zurückkehren wollte, die Megilla erst am 15. Adar – wenn er gegen seinen Willen in Tel Aviv festgehalten wurde.

Wenn er sich aber absichtlich am 14. Adar in Tel Aviv aufhält, liest er sie noch am selben Tag. Und wenn er am 15. Adar nach Jerusalem zurückkehrt, dann liest er sie wiederum am 15. Adar. Es gibt auch einen Sonderfall, wenn der 15. Adar auf den Schabbat fällt. Dann wird Purim drei Tage lang gefeiert – das nennt man »Purim mischulasch«.

Nutzung und Übersetzung des Texts mit freundlicher Genehmigung von www.aish.com

Wajigasch

Nach Art der Jischmaeliten

Was Jizchaks Bruder mit dem Pessachlamm zu tun hat

von Gabriel Umarov  03.01.2025

Talmudisches

Reich sein

Was unsere Weisen über Geld, Egoismus und Verantwortung lehren

von Diana Kaplan  03.01.2025

Kabbala

Der Meister der Leiter

Wie Rabbiner Jehuda Aschlag die Stufen der jüdischen Mystik erklomm

von Vyacheslav Dobrovych  03.01.2025

Tradition

Jesus und die Beschneidung am achten Tag

Am 1. Januar wurde Jesus beschnitten – mit diesem Tag beginnt bis heute der »bürgerliche« Kalender

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  01.01.2025 Aktualisiert

Chanukka

Sich ihres Lichtes bedienen

Atheisten sind schließlich auch nur Juden. Ein erleuchtender Essay von Alexander Estis über das Chanukka eines Säkularen

von Alexander Estis  31.12.2024

Brauch

Was die Halacha über den 1. Januar sagt

Warum man Nichtjuden getrost »Ein gutes neues Jahr« wünschen darf

von Rabbiner Dovid Gernetz  01.01.2025 Aktualisiert

Mikez

Schein und Sein

Josef lehrt seine Brüder, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie auf den Betrachter wirken

von Rabbiner Avraham Radbil  27.12.2024

Chanukka

Wie sah die Menora wirklich aus?

Nur Kohanim konnten die Menora sehen. Ihr Wissen ist heute verloren. Rabbiner Dovid Gernetz versucht sich dennoch an einer Rekonstruktion

von Rabbiner Dovid Gernetz  25.12.2024

Resilienz

Licht ins Dunkel bringen

Chanukka erinnert uns an die jüdische Fähigkeit, widrigen Umständen zu trotzen und die Hoffnung nicht aufzugeben

von Helene Shani Braun  25.12.2024