Am 25. Dezember leuchten Kerzen nicht nur am Tannenbaum: Wenn für Christinnen und Christen Weihnachten ist, beginnt in diesem Jahr auch das jüdische Lichterfest Chanukka. Manche sprechen dann ironisch bis liebevoll von »Weihnukka« - wozu Grußkarten mit Weihnachtsbaum und Davidstern, Chanukka-Symbole als Schmuck für den Tannenbaum, bedruckte T-Shirts, Bücher und allerlei anderes im Angebot sind. Ohnehin liegen beide Feste nah beieinander, und manchmal überlappen sie sich. In diesem Jahr dauert Chanukka, ein mehrtägiges Fest mit beweglichen Daten, bis zum 2. Januar. Es ist ein jüdisches Fest, das nach außen hin besonders sichtbar ist.
Denn in manchen Städten gesellen sich zu den Weihnachtsbäumen auf öffentlichen Plätzen Chanukka-Leuchter, an denen jeden Abend ein neues Licht aufscheint. Der neunarmige Leuchter heißt Chanukkia, die neunte Kerze »Schamasch« (Diener), die zum Anzünden der anderen acht Lichter verwendet wird. Besonders bekannt ist der etwa zehn Meter hohe Leuchter, der in Berlin vor dem Brandenburger Tor steht. Das ist eine jährliche Aktion der orthodoxen Organisation Chabad, die 2023, etwa zwei Monate nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, Kanzler Olaf Scholz (SPD) zum Entzünden der ersten Kerze gewonnen hatte.
Leuchter vorm Brandenburger Tor
In diesem Jahr wird der riesige Leuchter nach Angaben von Chabad am 23. Dezember aufgestellt. Das öffentliche Entzünden der Kerzen sei dann für den 29. Dezember geplant. Erwartet wird neben weiteren Gästen auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU).
Familien und Freundeskreise zünden in ihren Haushalten während Chanukka nach und nach die Kerzen über einen Zeitraum von acht Tagen am Leuchter an, beten, essen und feiern. Das Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels im Jahr 164 vor Christus in Jerusalem, nachdem dieser von syrisch-hellenistischen Eroberern durch »Götzendienst« sowie griechische Götterstatuen und Symbole entweiht worden war. Es weist auf den Sieg des jüdischen Volkes über die Besatzer hin.
»Weihnukka« hat nicht nur Freunde
Zurück zu »Weihnukka«. An dem Begriff scheiden sich gleichwohl die Geister. Es gibt Jüdinnen und Juden, die ihn und eine gewisse Vermischung von Traditionen mit Humor nehmen. Befürworter etwa in Deutschland verweisen darauf, dass sie in einem christlich geprägten Land lebten. Auch würden in religiös gemischten Familien beide Feste gefeiert. Immer wieder haben sich aber auch Rabbiner und offizielle Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Gemeinschaft kritisch zu dem Phänomen geäußert.
Immerhin schaffte es das Phänomen 2005/2006 in eine Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin. Aus Sicht des Ausstellungshauses haben beide Feste einiges gemeinsam, etwa das Anzünden von Lichtern in der dunklen Jahreszeit. »Beide Feste entwickelten sich zwischen Tradition, Familienfeier und Konsumspektakel.« Und: »Weihnukka« sei »ein ironischer Begriff, der die Vermischung der Festtraditionen von Chanukka und Weihnachten« bezeichne. Neue Bräuche seien wegen sozialer Veränderungen entstanden, Kommerzialisierung und Säkularisierung hätten zudem eine »oberflächliche Annäherung« beider Feste ermöglicht.
Für viele Jüdinnen und Juden steht Chanukka seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auch mit Blick darauf für die Hoffnung auf den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. So schreibt Rabbiner Jonah Sievers im Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin: »Die Fratze des ewig alten Antisemitismus ist wieder deutlich sichtbar, nicht nur hier, sondern auch weltweit.« Chanukka lehre, dass die Menschen in dunklen Zeiten nicht verzweifeln dürften: Mit dem Entzünden der Chanukka-Kerzen werde Licht in die Welt gebracht.