Im Talmudtraktat Beitza 7a erörtern unsere Weisen die Beschaffenheit von Eiern und erläutern, welche als koscher gelten und wir daher verzehren dürfen.
Doch zuvor einige Betrachtungen zum Huhn. Es ist unklar, wann es im Land Israel domestiziert wurde. Das hebräische Wort für Huhn – »Tarnegol« – findet sich nicht im Tanach. Vor allem wegen der Produktion von Eiern waren Hühner jedoch bereits in der Antike weit verbreitet. Sie zu halten, konnten sich sogar die Ärmsten leisten, denn man muss nicht viel Geld für Futter ausgeben.
Kaschrut Doch sehen wir uns zuerst die Kaschrutgesetze an: Die Vorschrift, Fleisch und Milch nicht miteinander zu vermischen, geht zurück auf den Toravers: »Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.« Weil dieser Satz in der Tora dreimal vorkommt (2. Buch Mose 23,19 sowie 34,26 und 5. Buch Mose 14,21), deuteten ihn die Rabbinen so, dass Fleisch und Milch weder zusammen gegessen noch zusammen gekocht oder zusammen aufbewahrt werden dürfen.
Eier fallen weder in die eine noch in die andere Kategorie. Eier gelten als neutral, als parve. Die Speisegesetze unterteilen die Lebensmittel bekanntlich in drei Kategorien: Fleisch und Fleischprodukte, Milch und Milchprodukte sowie parve oder neutrale Lebensmittel. Parve bezieht sich auf Lebensmittel, die in keine der Kategorien von Fleisch oder Milchprodukten fallen. Dazu gehören neben Eiern zum Beispiel jegliches Obst und Gemüse, Reis, Nudeln oder auch Wein. Diese Lebensmittel können sowohl zusammen mit Fleisch- als auch mit Milchprodukten zubereitet und verzehrt werden, was für traditionelle Juden, die die Kaschrut einhalten, besonders vorteilhaft ist.
Hühner Aber woher kommen die Eier? Sie werden doch im Inneren von Hühnern gebildet, und die wiederum gelten als »fleischig«. Die Rabbiner des Talmuds mussten daher genau entscheiden, wann ein Ei von der Kategorie »fleischig« in die Kategorie »parve« übergeht.
Unsere Weisen haben entschieden, dass dies von der Entwicklung der Schale des Eis abhängt. Hatte das gelegte rohe Ei eine Schale, wurde es nicht mehr als fleischig, sondern als parve eingestuft und konnte sowohl zusammen mit Milch- als auch mit Fleischprodukten verzehrt werden.
In ihren Diskussionen erörtern die Rabbiner die unterschiedlichen Stadien der Entwicklung der Eier. Sie legten Folgendes fest: Zunächst bildet sich im Eierstock der Henne ein Knäuel winziger Eier, für das sie dasselbe Wort wie für eine »Weintraube« verwendeten, hebräisch »eschkol«.
Diesem Stadium folgt quasi eine Kette von Dottern, die von einer Membran umschlossen und aneinandergereiht sind. In Suppenhühnern findet man manchmal eine Reihe von Eiern, die noch keine Schale entwickelt hatten. Diese kamen ebenfalls in die Suppe und galten als große Delikatesse. Heute werden solche älteren Hühner leider nur noch selten zum Verzehr verkauft.
Die Rabbiner des Talmuds stellen auch fest, dass der Geschmack eines Eis, das in einer Henne gefunden wird, sich von dem eines tatsächlich gelegten Eis unterscheidet.
Auf die »Eierkette« folgt die dritte Entwicklungsphase eines Eis, nämlich ein ganzes Ei in einer Membran, und schließlich das letzte Stadium: ein vollständig geformtes Ei mit Schale.
Dieses gelegte Ei galt als neutral und gehörte nicht zur Kategorie Fleisch. Selbstverständlich gelten nur Eier von erlaubtem Geflügel als koscher. Dazu gehören Hühner, Enten, Gänse, Truthähne, Tauben und Wachteln.
Blut Grundsätzlich verbietet die Tora nur den Verzehr von Blut aus Fleisch, nicht aber den von Blut aus Eiern. Dennoch besteht die Sorge, dass ein Blutfleck in einem Ei auf den Beginn der Bildung eines Kükenembryos hindeuten könnte. Obwohl ein geschlüpftes Küken zum Verzehr zugelassen ist, wenn es ordnungsgemäß geschlachtet wurde, ist der Embryo eines Kükens im Ei eines Vogels, selbst eines koscheren Vogels, zum Verzehr verboten.