#2021JLID

Voneinander lernen

Die Rabbiner Yehuda Pushkin, Avichai Apel und Zsolt Balla (v.l.) Foto: ORD

Im Festjahr zu »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« setzen orthodoxe Rabbiner auf fruchtbare Begegnungen zwischen Juden und Nichtjuden.

»Wir wünschen uns, dass das Festjahr trotz Corona dazu beiträgt, dass beide Seiten viel mehr übereinander erfahren und voneinander lernen und am Ende des Jahres festgestellt wird: Das sind ja genauso normale Menschen wie wir auch«, erklärten am Freitag für den Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) die Rabbiner Avichai Apel (Frankfurt), Zsolt Balla (Leipzig) und Yehuda Pushkin (Stuttgart).

Das Festjahr unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Sonntag in Köln offiziell eröffnet. Die ARD überträgt den Festakt aus der Kölner Synagoge ab 16.30 Uhr.

Berührungspunkte Viele Menschen hierzulande hätten bisher wenig oder gar keine Berührungspunkte mit jüdischem Leben gehabt und seien noch nie in einer Synagoge gewesen. Auch hätten sie häufig keine jüdischen Bekannten und Freunde.

So sei das Festjahr ein »sehr erfreuliches Ereignis«, betonten die Rabbiner. »Gerade in diesen Tagen, wo Antisemitismus, Hass auf Juden und andere Minderheiten wieder drohen, salonfähig zu werden, ist es der eindrucksvolle Beweis, dass jüdisches Leben hierzulande blüht und ein fester, selbstverständlicher und lebendiger Bestandteil unseres Landes ist.«

»Dieses Festjahr soll auch Anlass sein, nach vorne zu schauen und in ganz Europa für eine nachhaltige Zukunft jüdischen Lebens einzutreten.«

Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, warf einen Blick über Deutschland hinaus: »Das Festjahr soll nicht nur ein Rückblick auf 17 Jahrhunderte jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland sein, die nach dunkelsten Epochen dieses Landes heute neu zu blühen beginnt. Dieses besondere Festjahr soll auch Anlass sein, nach vorne zu schauen und in ganz Europa für eine nachhaltige Zukunft jüdischen Lebens einzutreten.«

Schächten Goldschmidt mahnte zugleich die Religionsfreiheit an. »Wenn Europa will, dass seine verbliebenen Juden weiter in Europa bleiben, dann müssen die Rechte von religiösen Minderheiten und die Möglichkeit, ihren Glauben frei zu praktizieren, sichergestellt sein, wie es etwa in Deutschland und Österreich der Fall ist.«

Zuletzt hatte die CER die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs kritisiert, wonach EU-Länder eine Betäubung von Tieren auch bei rituellen Schlachtungen vorschreiben dürfen. Die Rabbinerkonferenz sieht darin das Recht auf freie Religionsausübung infrage gestellt. kna

Feiertage

Pessach ist das jüdische Fest der Freiheit - und der Frauen

Die Rolle und Verdienste von Frauen würdigen - dafür ist Pessach eine gute Gelegenheit, sagen Rabbinerinnen. Warum sie das meinen und welchen Ausdruck diese Perspektive findet

von Leticia Witte  11.04.2025

Exodus

Alle, die mit uns kamen …

Mit den Israeliten zogen noch andere »Fremde« aus Ägypten. Was wissen wir über sie?

von Sophie Bigot Goldblum  11.04.2025

Zaw

Das Volk der Drei

Warum zwischen Priestern, Leviten und gewöhnlichen Israeliten unterschieden wurde

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  11.04.2025

Stärke

An den Prinzipien festhalten

In der Haggada heißt es, dass Juden in jeder Generation Feinde haben werden. Klingt entmutigend? Soll es nicht!

von Rabbiner Raphael Evers  11.04.2025

Talmudisches

Ägypten

Was unsere Weisen über das Land des Auszugs der Israeliten lehrten

von Chajm Guski  11.04.2025

Chametz-Verkauf

Der etwas andere Broterwerb

Juden dürfen an Pessach gesäuertes Getreide weder essen noch besitzen. Das führte in der Geschichte zu existenzbedrohenden Problemen. Die Rabbiner fanden kreative Lösungen

von Rabbiner Dovid Gernetz  10.04.2025

Talmudisches

Birkat HaIlanot

Warum für unsere Weisen mit dem Anblick der blühenden Bäume nicht nur eine visuelle Freude verbunden ist

von Rabbinerin Yael Deusel  04.04.2025

Geschichte

Das Rätsel der christlichen Kabbala

In einer Dorfkirche im Schwarzwald hängt ein außergewöhnliches Gemälde. Unser Autor ist hingefahren, um die evangelische Sicht auf die jüdische Mystik zu verstehen

von Valentin Schmid  04.04.2025

Rabbinerausbildung

»Wenn es kriselt: durchatmen«

Dmitrij Belkin ist Vorstand der neuen Nathan Peter Levinson Stiftung. In seinem ersten Semester am Potsdamer Standort, der durch den Homolka-Skandal vorbelastet ist, hat er gelernt, Ruhe zu bewahren

von Mascha Malburg  03.04.2025 Aktualisiert