Purim

Vier Mizwot

Purim 2016 in der Berliner Synagoge Rykestraße Foto: Rolf Walter

Das Purimfest (Fest des Loses) erinnert an Esther, die im Perserreich durch Einsatz ihres Lebens die Juden vor den Ausrottungsplänen Hamans rettete. Manche Bibelwissenschaftler stufen die Esther-Erzählung als historischen Roman ein, der die Wurzeln des Antisemitismus beschreibt: »Und Haman sprach zum König Achaschwerosch: Es gibt ein Volk, zerstreut und abgesondert unter allen Völkern (...), und ihr Gesetz ist anders als das aller Völker« (Esther 3,8).

Der Schabbat vor Purim heißt Schabbat Sachor. Wir gedenken der Mizwa, Amalek auszulöschen, der wie Haman danach trachtete, das Volk Israel zu vernichten. In Israel und in der Diaspora wird das Purimfest am 14. Adar (in diesem Jahr der 12. März) gefeiert. In Jerusalem wie in allen Städten, die zur Zeit Jehoschuas von einer Mauer umgeben waren, wird es am 15. Adar (Schuschan Purim) begangen.

Nachdem Esther von Hamans Vernichtungsplan gehört hatte, bat sie Mordechai: »So geh hin und versammle alle Juden (...) und fastet für mich« (4,16). Elf Monate vorher, im Nissan, hatte Haman begonnen, seine Vernichtungspläne gegen die Juden zu schmieden, wo er das Los (Pur) zog, das auf den 13. Adar fiel. Auch das Fasten (Taanit Esther) fällt auf den 13. Adar (diesmal der 11. März). Ist dieser ein Schabbat, fastet man am Donnerstag, dem 11. Adar (9. März). Manche kleiden sich festlich, da sich nach dem Minchagebet und dem Maariv die Lesung der Megilla anschließt.

Brauch Zu Purim ist es üblich, eine Spende zu geben. Dieser Brauch rührt aus der Zeit des Tempels, als von den Besuchern am ersten Tag des Monats Nissan für Opfer gespendet wurde. Man gibt dreimal einen halben Schekel, weil im Abschnitt Ki Tissa (2. Buch Mose 30,13) dreimal das Wort Teruma (Spende) erwähnt wird. Heute geht diese Spende an die Bedürftigen. Das Hallel entfällt an Purim, da sich das Wunder im Ausland ereignete. Arbeit ist erlaubt. Doch empfehlen die Rabbiner, diese nach Möglichkeit zu vermeiden: »Jeder, der eine Arbeit zu Purim verrichtet, trägt keinen Segen davon.«

Für den Brauch, sich zu Purim zu verkleiden, gibt es verschiedene Erklärungen. Eine davon ist: Wir nehmen uns Esther und Mordechai zum Vorbild, die sehr umsichtig, vorsichtig und auch verdeckt agiert haben, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Zum Teil mutet uns ihr Verhalten fremd bis mysteriös an. Indem wir uns verkleiden, in andere Rollen durch die Maskerade schlüpfen, ahmen wir ihr Verhalten nach. Unsere Weisen fanden eine Andeutung des Namens Esther in 5. Buch Mose 31,18: »Ich aber werde mein Antlitz verborgen halten.«

Vier Mizwot gibt es zu erfüllen, die im Buch Esther selbst genannt werden: Die Megilla ist am Tag des Fastens am Abend und ein zweites Mal nach dem Morgengebet am Tag darauf zu lesen. Aus Pergament bestehend wird sie wie ein Brief (Iggeret Purim) gerollt. Es wird empfohlen, die Megilla in der Synagoge vorzutragen. Besonders in der Diaspora, wo nicht alle das Hebräische beherrschen, kann sie in der gebräuchlichen Sprache gelesen werden. Sobald der Name »Haman« – 54-mal in der Rolle – oder der seiner zehn Söhne fällt, stampft man mit den Füßen, lärmt mit Rasseln und buht ihn aus. Damit wird die Auslöschung Hamans und der Amalekiter, deren Nachfahre er ist, in Szene gesetzt.

Amalek In der Tora im Abschnitt Beschalach lesen wir auch von Amalek. Wir erwähnen das Gebet »Al hanissim« im Achtzehngebet und im Tischgebet. Die zehn Söhne Hamans lesen wir in einem Atemzug. Eine anstehende Brit Mila wird nach der Megilla-Lesung vollzogen.

Die zweite Purim-Mizwa besteht in der Teilnahme an einem Festmahl, bei dem man zum Ausdruck der Freude reichlich Fleisch und Wein genießen soll. Dabei soll man so viel Wein trinken, dass man nicht mehr unterscheiden kann zwischen dem verfluchten Haman und dem gesegneten Mordechai.

Als drittes soll man Freunden mindestens zwei verschiedene Essen schicken. Die vierte Mizwa – Spenden an die Armen – soll den Aufwand für die Purim-Mahlzeit oder für die Geschenke an Freunde übersteigen.

Konzil

»Eine besondere Beziehung«

»Nostra Aetate« sollte vor 60 Jahren die Fenster der katholischen Kirche weit öffnen – doch manche blieben im christlich-jüdischen Dialog verschlossen. Ein Rabbiner zieht Bilanz

von David Fox Sandmel  21.11.2025

Toldot

An Prüfungen wachsen

Warum unsere biblischen Ureltern Hungersnöte und andere Herausforderungen erleben mussten

von Vyacheslav Dobrovych  20.11.2025

Kalender

Der unbekannte Feiertag

Oft heißt es, im Monat Cheschwan gebe es keine religiösen Feste – das gilt aber nicht für die äthiopischen Juden. Sie feiern Sigd

von Mascha Malburg  20.11.2025

Talmudisches

Gift

Was unsere Weisen über die verborgenen Gefahren und Heilkräfte in unseren Speisen lehren

von Rabbinerin Yael Deusel  20.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

Talmudisches

Torastudium oder weltliche Arbeit?

Was unsere Weisen über das rechte Maß zwischen Geist und Alltag lehren

von Detlef David Kauschke  14.11.2025