Die meisten Menschen würden gern etwas weniger arbeiten, um etwas weniger Stress in ihrem Leben zu haben. Wir leben in einer immer schneller werdenden Welt, die Arbeit ist stets präsent, man ist immer und überall erreichbar. Zusätzlich haben wir noch viele andere Dinge zu tun, meist müssen wir es selbst erledigen.
Einige wenige privilegierte Menschen können andere dafür bezahlen, ihnen einen Teil der Arbeit abzunehmen. Doch die meisten von uns müssen die täglichen Aufgaben, ob im Beruf oder zu Hause, selbst erledigen und sind davon erschöpft.
Tatsächlich gibt es jedoch einen Weg, wie jeder in sein eigenes Leben etwas mehr Ruhe bringen kann. Die meisten wissen es, doch es wird nicht so ernst genommen, und so schaffen es viele nicht, hinter dieses Geheimnis zu blicken.
ARBEIT In unserem Wochenabschnitt, Paraschat Wajakhel, geht es hauptsächlich um den Mischkan, das transportable Heiligtum in der Wüste. Es wird jedes bauliche Detail erklärt, und wir lesen auch etliches über den Leuchter, die Menora.
Das Erste jedoch, was in der Parascha erwähnt wird, ist der Schabbat: »Sechs Tage sollst du arbeiten, und der siebte Tag soll für euch heilig sein« (2. Buch Mose 35,2). Der Schabbat wird schon etwas früher erwähnt. In Paraschat Jitro, in den Zehn Geboten, heißt es: »Du sollst den Schabbat ehren; sechs Tage wirst du arbeiten und all deine Arbeit erledigen.« Es stellt sich die Frage: Warum wiederholt sich die Tora hier?
Die Antwort darauf finden wir, wenn wir uns den Vers ganz genau ansehen. Es steht dort nicht »ta’ase« mit dem Vokal Patach unter dem ersten Buchstaben, sondern te’ase mit der Punktierung zerej. Dies ändert die Bedeutung: »Die Arbeit wird sechs Tage gemacht, und der siebte Tag soll euch heilig sein.« Anstelle von »die Arbeit erledigen« geht es nun darum, dass die Arbeit »gemacht« wird.
Dazu erklärt Rabbenu Yosef Chaim, der Autor des Buches Ben Isch Chai (1835–1909), dass G’tt uns hier verspricht: »Sechs Tage wird die Arbeit gemacht«. Es ist also ein wenig wie bei den oben erwähnten Privilegierten, die Helfer haben, die für sie arbeiten und sich etwas ausruhen können. So etwa fühlt es sich für uns an, wenn wir den »siebten Tag heiligen«, also den Schabbat halten.
Wenn man sich dies verinnerlicht, fest an G’tt und die Wahrheit der Tora glaubt, ist schon die erste Voraussetzung erfüllt, um durch das Halten der Schabbatgebote mehr Pausen und mehr Ruhe in das gestresste Leben zu bringen.
UNTERSCHIED Das Thema Schabbat ist wohl eines der umfangreichsten Themen in unseren Schriften. Schließlich handelt es sich um eines der wichtigsten Gebote des Judentums. Den Schabbat zu halten, ist die Mizwa, die uns von allen anderen Völkern am meisten unterscheidet. Ohne die Tora und den Schabbat gäbe es keinen Unterschied zwischen dem Volk Israel und den anderen Völkern.
Es steht im Talmud: »G’tt sagt zu Mosche: ›Ein gutes Geschenk habe ich in meiner Schatzkammer, es heißt Schabbat, und Ich bitte dich, gib es dem Volk Israel, geh und benachrichtige sie‹!« (Schabbat 10,2).
Der Zohar schreibt: »Der ganze Segen von oben und unten hängt vom siebten Tag ab«, und dann lesen wir dort, wie man den Schabbat ehren soll: mit königlichen Mahlzeiten, und das drei Mal.
Wir finden im Talmud und im Zohar viele weitere wichtige Stellen über den Schabbat. Einige Beispiele möchte ich hier nennen.
Im Talmud (Schabbat 119,2) sagt Rav Chasda im Namen von Mar Ukwa: »Jeder, der am Freitagabend betet und Wajechulu sagt, wird von den zwei Engeln begleitet. Sie legen ihre Hände auf ihn und sagen: ›Und deine Strafe wird genommen, und deine Sünde wird gesühnt‹ (Jeschajahu 6,7).« Es steht dort, dass einer, der Wajechulu am Schabbat sagt, ein Partner G’ttes bei der Erschaffung der Welt ist.
Wir lesen im Midrasch Bereschit Rabba, Parascha 11,8: »Rabbi Schimon Bar Jochai sagte: ›Der Schabbat kam vor G’tt und sagte: Herr der Welten, jeder hat einen Ehepartner, und ich habe keinen.‹ Darauf sagte G’tt zu ihm: ›Das jüdische Volk ist deine Gemahlin.‹ Und da Israel vor dem Berg Sinai stand, sagte G’tt zu ihnen: ›Denkt an das, was Ich dem Schabbat gesagt habe: ›Israel ist deine Gemahlin.‹ Und das ist, was gesagt wird: ›Erinnere dich daran, den siebten Tag zu heiligen.‹«
WUNDER Wir haben so viele Geschenke von G’tt erhalten. Wir können unsere Augen öffnen und sehen: Wir wachen jeden Morgen auf, wir bewegen uns, wir sind umgeben von kleinen Wundern – doch wir scheinen so daran gewöhnt zu sein, dass wir gar nicht darauf achten und nicht dankbar dafür sind.
Manchmal stellen sich uns Hindernisse in den Weg, oder wir stoßen auf Schwierigkeiten und meinen gleich, es ist etwas Schlechtes. Doch im Grunde erkennen wir nur noch nicht, was dahintersteckt.
Im Talmud lesen wir, dass wir auf eine schlechte Nachricht »Baruch Dajan Ha’emet!« (Gesegnet sei der wahre Richter) antworten sollen. Aber in der Zukunft, in der Zeit des Maschiach, werden wir auf die schlechte Nachricht, die wir einst erhalten haben, sagen: »Baruch Hatov we Hametiv!« (Gesegnet sei der Gute und der Wohltäter).
Was können wir daraus folgern? Momentan, in der Situation, in der wir uns gerade befinden, können wir das Gute nicht immer erkennen. Aber eines Tages, in den Zeiten des Maschiach, werden wir die ganze Wahrheit und das Gute daran sehen.
Und so ist möglicherweise auch der Schabbat etwas, in dem nicht jeder sofort etwas Gutes erkennen kann. Doch es ist ein Geschenk G’ttes, der nur Gutes für uns Menschen möchte. Der Schabbat ist eine besondere Zeit für Familie und Freunde, eine Zeit der Freude und vor allem der Ruhe für die Seele.
Wer die besondere und einzigartige Atmosphäre eines wahren Schabbats einmal erlebt hat, möchte sie nicht mehr missen. Schabbat Schalom!
Der Autor studiert am Rabbinerseminar zu Berlin.
inhalt
Im Wochenabschnitt Wajakhel werden die Israeliten daran erinnert, dass sie das Schabbatgesetz nicht übertreten sollen. Die Künstler Bezalel und Oholiab sollen aus freiwilligen Spenden Geräte für das Stiftszelt herstellen, und es wird die Bundeslade angefertigt.
2. Buch Mose 35,1 – 38,20