Westliche Touristen lassen sich in Ägypten vor den Pyramiden oder bei einer Wüstentour gern mit einem Kamel fotografieren. Dieses Tier ist mit einigen Regionen Afrikas und Asiens fest verbunden. Und so verwundert es nicht, wenn uns Kamele bereits im Tanach und im Talmud begegnen.
Es gibt heute einen erbitterten wissenschaftlichen Streit darüber, ob Kamele zur Zeit der Patriarchen bereits domestiziert waren. Wir lesen, dass Awram vom Pharao neben Schafen und Rindern auch Kamele erhielt (1. Buch Mose 12,16), und wie Riwka Jizchak, ihrem zukünftigen Mann, auf einem Kamel entgegenritt und bei seinem Anblick hinunterfiel (24,64). Manche Übersetzungen lassen sie hinuntergleiten oder sich verbeugen. Vielleicht saß Riwka auf einem speziellen Kissen für Kamelreiter, das einige Kapitel später erwähnt wird (31,34), wo wir davon lesen, wie Rachel Götzenbilder in diesem Kissen versteckt.
Lasten Später dann, in der Mischna und im Talmud, ist das Kamel Bestandteil des Alltags und keine Besonderheit. Da es nicht koscher ist, begegnet es uns vor allem als Nutztier. Dies spiegelt sich in einem damals vermutlich bekannten Sprichwort wider, das in Ketubot 67a zitiert wird: »Dem Kamel entsprechend ist die Last.«
In Bawa Kamma 22a wird diskutiert, was passiert, wenn der Flachs, mit dem ein Kamel beladen ist, Feuer fängt. Ist es in ein Gebäude gelaufen und die Ladung hat dort Feuer gefangen, hafte der Besitzer des Kamels dafür. Entzündet sich die Ladung aber draußen, weil ein Ladenbetreiber dort eine Lampe entzündet hat, dann sei dieser haftbar.
Eine denkbare Ladung auf dem Rücken eines Kamels wäre laut der Mischna interessanterweise auch eine Sukka (Sukka 2,3). Dies wäre eine Einrichtung für längere Reisen mit dem Kamel und auch nur für die Zwischenfeiertage.
Reisen Kamelreisen am Schabbat waren nicht möglich. Der Talmud diskutiert, ob ein Kamel am Schabbat überhaupt mit einer Satteldecke herumlaufen dürfe (Schabbat 54a). Weitere Diskussionen weisen auf längere Strecken hin. So sagt Rabbi Jehuda im Namen von Abba Gurja: »Die meisten Eseltreiber sind böse, da sie sich mit Betrug beschäftigen, und die meisten Kameltreiber sind von gutem Charakter. Die meisten Seeleute sind fromm« (Kidduschin 82a). Alle genannten Berufe erfordern längere Reisen.
Einen weiteren Hinweis finden wir im Traktat Ketubot, wo darüber diskutiert wird, wie häufig Männer bestimmter Berufsgruppen ihren ehelichen Pflichten nachkommen müssen: Kameltreiber kommen auf »ein Mal in 30 Tagen«, während Seeleute zu einem Mal in sechs Monaten verpflichtet waren (61a).
Doch zurück zum Kamel. Das Aussehen oder das Verhalten des Tieres diskutiert der Talmud kaum. Es scheint allgemein bekannt gewesen zu sein. Lediglich in einer scherzhaften Auseinandersetzung findet das Kamel Erwähnung: Rabbi Se’ira traf Rabbi Jehuda vor der Tür seines Schwiegervaters und stellte ihm ein paar seltsame Scherzfragen, heißt es in Schabbat 77b. Unter anderem, weshalb das Kamel einen kurzen Schwanz habe. Rabbi Jehudas Antwort: »Weil es Dornen frisst.« Gemeint ist hier, der Schwanz sei kurz, damit es nicht in den Dornen hängen bleibt.
Träume Als Alltagstier tauchte das Kamel zuweilen in Träumen auf. Wem dies passierte, der wusste laut Berachot 56b, was dies bedeutete: »Wer ein Kamel im Traum sieht, über den wurde im Himmel der Tod verhängt, und man hat ihn davon errettet.«
Unheimlich ist ein Ereignis, von dem im Traktat Sanhedrin (67b) erzählt wird. Raw berichtet davon seinem Freund Rabbi Chija: »Ich sah einmal, wie ein Araber ein Kamel mit einem Schwert zerschnitt. Dann trommelte er auf einer Trommel, und das Kamel richtete sich wieder auf.« Rabbi Chija will natürlich wissen, was übrig blieb. Er fragt: »Fandest du dort Blut und Mist?« und schließt mit: »Dann war es nichts weiter als eine Augentäuschung.« Raws Antwort darauf ist nicht überliefert.
Mehr Exotik bietet uns der Talmud nicht, dafür viele Einsichten in das Alltagsleben mit dem Kamel.
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