Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) und die Allgemeine Rabbinerkonferenz (ARK) haben das Wirken des verstorbenen katholischen Theologen Hans Küng gewürdigt.
»Hans Küng war eine ganz wichtige Stimme des interreligiösen Dialogs. Wie kaum ein anderer hat er sich mit seinem Projekt ›Weltethos‹ für eine international verbindliche ethisch-moralische Grundlage eingesetzt, die für alle Menschen gelten sollte«, erklärte das Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, Rabbiner Jehoschua Ahrens.
Zudem habe Küng mit seinem Buch Das Judentum: Die religiöse Situation der Zeit die jüdische Religion und Kultur »in ihrer ganzen Vielfalt für viele Menschen zugänglich und verständlich gemacht«, so der Mitteleuropa-Direktor des Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation weiter.
versöhnung »Heute trauern wir um einen streitbaren Mahner, der Schule gemacht hat, ohne selbst von seiner Kirche rehabilitiert worden zu sein«, erklärte der Vorsitzende der ARK, Rabbiner Andreas Nachama, am späten Dienstagabend in Berlin. Anlässlich des 92. Geburtstags von Küng habe die ARK im vergangenen Jahr an Papst Franziskus appelliert, ein »deutliches Zeichen der Versöhnung« zu setzen.
Nachama erinnerte an die Worte von Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham Geiger Kollegs, die er 2018 an Küng gerichtet habe, als dieser den Preis für Zivilcourage des Heine-Kreises Düsseldorf erhielt: »Wo andere mit ihrem Gott am Ende sind, zeigen Sie uns den Ansatz für einen neuen Anfang.«
Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, war am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen gestorben. In den vergangenen 30 Jahren engagierte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im »Projekt Weltethos«. 1979 hatte ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen seiner Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Der Wissenschaftler erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden. ja/kna