Schemini Atzeret

Segen bringt Regen

Gebete für das dringend benötigte Nass in Israel zeigen die Sorge der Juden um ihr Land

von Rabbiner Berel Wein  28.09.2010 09:20 Uhr

Gut beschirmt durch Jerusalem Foto: Flash 90

Gebete für das dringend benötigte Nass in Israel zeigen die Sorge der Juden um ihr Land

von Rabbiner Berel Wein  28.09.2010 09:20 Uhr

Dieser Artikel wurde an einem nasskalten, verregneten Tag in New York geschrieben. Regen in New York ist ein ganz normales Ereignis. In Israel hingegen sind Niederschläge eine verhältnismäßig seltene Erscheinung. Sieben Monate im Jahr regnet es fast gar nicht, und der Regen in den übrigen Monaten des Jahres ist unregelmäßig und ungewiss.

Die Tora selbst thematisiert das Problem. In ihr heißt es, das Land Israel sei ganz anders als das Land Ägypten, wo das Volk Israel jahrhundertelang gelebt hatte. In Ägypten bewässert der große Nil die Äcker und versorgt die Bevölkerung mit Wasser. Es gibt in Israel keine großen Flüsse im eigentlichen Sinn.

Abhängigkeit Darüber hinaus hebt die Tora hervor, dass das Land Israel fast gänzlich von den Regenfällen abhängig ist – von Wolken, Tiefdruckfronten, Winden, alles Bedingungen, über die wir Menschen wenig Kontrolle haben und die wir auch nur eingeschränkt voraussehen und identifizieren können.

Es kann daher nur wenig Zweifel daran bestehen, dass göttliches Eingreifen und göttliches Wohlwollen, wenn es um Regen im Land Israel geht, keine Frage von spirituellem Luxus ist, sondern eine lebenswichtige Notwendigkeit. Und so ist der Regen ein ewiger Streitpunkt unter Juden. Was in unserem Verhalten bringt reichlichen Regen, und was wirkt sich im Gegensatz dazu negativ auf die Niederschläge aus? Und dann gibt es diejenigen, die das Thema fröhlich ignorieren und das Problem dem Schicksal, dem Wettergeschehen, der Erderwärmung und anderen Symptomen zuschreiben, die mit den Grundursachen nichts zu tun haben. Regen ist irgendwie der Lackmustest für jüdischen Erfolg im Land Israel.

Regenzeit Zu den täglichen Gebeten des jüdischen Volkes das Jahr hindurch gehören auch Gebete um reichlichen Regen, der auf das Land Israel fallen soll. In der Regenzeit ändern sich diese Gebete in ihrer Intensität und Sprache. Die in New York lebenden Juden ducken sich unter ihre Regenschirme und Hüte und beten für Regen im Land Israel, denn dort ist der Regen ein wesentlicher Faktor für ein erfolgreiches Überleben.

An Schemini Atzeret beten Juden überall auf der Welt für eine regenreiche Jahreszeit in Israel. Im Frühjahr, während Pessach, beten sie für Tau im Land Israel. Ob bewusst oder unbewusst machen sich Juden immer Sorgen um die Situation im Land Israel. Das Verhältnis der Juden zum Land Israel kann man mit dem Ausspruch des großen chassidischen Rebben von Berditschew über Gott vergleichen: »Man kann für Gott sein. Man kann gegen Gott sein. Aber keiner kann ohne Gott sein!«

Der einzelne Jude kann für das Land Israel sein. Er kann, aus welchem Grund auch immer, gegen das Land Israel sein. Aber er kann nicht ohne das Land Israel sein. Und deshalb machen sich Juden nicht nur Sorgen um die Sicherheit, den Wohlstand, die soziale Lage, politische Entwicklungen und die Regierungspolitik in Israel – sie machen sich auch Sorgen ums Wetter.

Ihre Gebete und ihr Gewissen erzwingen diese Besorgnis ohne große vorherige Überlegung. Man kann kein wirklich traditioneller Jude sein, ohne sich andauernd Gedanken über die Niederschläge im Land Israel zu machen. Wir sind wahrhaftig ein einmalig seltsames und wunderbares Volk!
Himmel Die großen Wundertäter, deren Taten der Talmud für uns aufgezeichnet und unsterblich gemacht hat, sind fast alle Regenmacher. Der große Choni (Choni Hamaagal, talmudischer Gelehrter) war sogar in der Lage, den Regenfall genauestens abzustimmen und so anzupassen, dass er nichts als nutzbringend war und sonst das Alltagsleben nicht störte. Er wurde für seine Kühnheit, dem Himmel gegenüber so hartnäckig aufzutreten, sehr kritisiert. Der Himmel selbst aber, so scheint es, hieß seine Bemühungen zugunsten des Volkes und des Landes Israel gut und segnete ihn und sein Treiben.

Der Himmel sieht Sachen immer anders, als wir Menschen es tun. Der Regen ist ein Symbol des himmlischen Interesses und des Wohlwollens gegenüber den Menschen. Es ist uns allen bewusst, wie notwendig Regen ist, damit das Leben weitergeht. Dem Kalender zufolge hat die Regenzeit im Land Israel offiziell begonnen.

Ob die Wolken selbst vorher in den Kalender schauen, ist ein Gegenstand ausführlicher Diskussionen und ein Mysterium. Doch unsere Gebete erinnern uns an die Jahreszeit und daran, dass das Land Israel dringend Regen braucht. Den Menschen wird klar, dass der Himmel uns helfen muss, auf jeden Fall, was den Regen im Heiligen Land angeht. Möge die kommende Regenzeit uns allen Segen bringen.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors, www.rabbiwein.com

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Wajeschew

Familiensinn

Die Tora lehrt, dass alle im jüdischen Volk füreinander einstehen sollen – so wie Geschwister

von Rabbiner Jaron Engelmayer  19.12.2024

Berlin

Protest gegen geplantes Aus für Drei-Religionen-Kita

Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist demnach ein Lernort geplant, in dem das Zusammenleben der verschiedenen Religionen von frühester Kindheit an gelebt werden soll

 16.12.2024

Feiertage

»Weihnukka« - Weihnachten und Chanukka beginnen am selben Tag

In diesem Jahr starten ein hohes christliches und ein bekanntes jüdisches Fest am selben Tag, am 25. Dezember. Ein Phänomen, das manche »Weihnukka« nennen

von Leticia Witte  16.12.2024

Wajischlach

Wahre Brüder, wahre Feinde?

Die Begegnung zwischen Jakow und Esaw war harmonisch und belastet zugleich

von Yonatan Amrani  13.12.2024

Talmudisches

Licht

Was unsere Weisen über Sonne, Mond und die Tora lehren

von Chajm Guski  13.12.2024

Hildesheimer Vortrag

Das Beste im Menschen sehen

Der Direktor der Yeshiva University, Rabbiner Ari Berman, zeigt einen Ausweg aus dem Frontendenken unserer Zeit

von Mascha Malburg  13.12.2024