Rechtspopulismus

Rabbiner: Forderung nach Kippa- und Kopftuchverbot spaltet

Die französische Rechtspopulistin provoziert erneut mit der Forderung nach einem Verbot des islamischen Kopftuchs Foto: imago images/IP3press

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) hat die französische Politikerin Marine Le Pe scharf kritisiert.

ANGRIFF Le Pens Forderung nach einem Verbot von Kippa und Kopftuch im öffentlichen Raum sei »nichts anderes, als ein Angriff auf das Grund- und Menschenrecht der Religionsfreiheit«, sagte der Präsident der Konferenz und Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der Oberrabbiner reagierte auf ein Interview der »Zeit« mit Le Pen. Darin hatte die Parteichefin der rechtspopulistischen Nationalen Sammlungsbewegung Rassemblement National (RN) das Kopftuch als eine Störung der öffentlichen Ordnung bezeichnet. Es sei »Ausdruck des Islamismus, den wir ausradieren müssen«, so die Politikerin, die für die Präsidentenwahlen in Frankreich im Frühjahr 2022 als einzige ernsthafte Konkurrentin von Amtsinhaber Emmanuel Macron gilt.

Bisher gebe es bereits ein Kopftuchverbot an Schulen, sagte Le Pen, »also kann das Gesetz auf den gesamten öffentlichen Raum ausgeweitet werden.« Einen Haken habe die Sache allerdings, räumte die Tochter von Jean-Marie Le Pen ein. »In Frankreich kann man keine Gesetze gegen eine bestimmte Religion erlassen.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Daher müssten die Juden ein Opfer bringen und auf die Kippa, die traditionelle Kopfbedeckung der Männer, in der Öffentlichkeit verzichten. »Ich habe zu unseren jüdischen Mitbürgern gesagt, sie können die Kippa ja eh nicht mehr tragen, weil sie ständig angegriffen werden.«

Auf den Einwand, dass es Experten für unmöglich hielten, derartige Bestimmungen juristisch durchzusetzen, entgegnete die Politikerin: »Das sind dieselben Experten, die gesagt haben, es ist unmöglich, in Frankreich die Gurtpflicht im Auto einzuführen. Und sie sehen: Jetzt legen wir den alle an.«

SPALTUNG Oberrabbiner Goldschmidt sprach von einem falschen Signal an die in Frankreich lebenden Juden, Muslime und weitere religiöse Minderheiten. »Nicht das Kopftuch ist eine Störung der öffentlichen Ordnung, sondern Frau Le Pen.« Sie spalte die Gesellschaft, statt sie zu einen, und nehme dabei die jüdische Gemeinde bewusst als »Kollateralschaden in ihrem Kampf gegen die Kulturen« in Kauf.

Der radikale Islam, gegen den sich Le Pens Bestrebungen angeblich richteten, könne »auch in Jeans und mit unbedecktem Haar herumlaufen und ist der wirklich gefährliche, wie es Frankreich ja schon oft bitter erfahren musste«, so Goldschmidt weiter. »Statt den politischen Islam und seine Unterstützer anzugreifen, wird immer wieder ein religiöses Symbol angegriffen.« kna

Ethik

Eigenständig handeln

Unsere Verstorbenen können ein Vorbild sein, an dem wir uns orientieren. Doch Entscheidungen müssen wir selbst treffen – und verantworten

von Rabbinerin Yael Deusel  10.01.2025

Talmudisches

Greise und Gelehrte

Was unsere Weisen über das Alter lehrten

von Yizhak Ahren  10.01.2025

Zauberwürfel

Knobeln am Ruhetag?

Der beliebte Rubikʼs Cube ist 50 Jahre alt geworden – und hat sogar rabbinische Debatten ausgelöst

von Rabbiner Dovid Gernetz  09.01.2025

Geschichte

Das Mysterium des 9. Tewet

Im Monat nach Chanukka gab es ursprünglich mehr als nur einen Trauertag. Seine Herkunft ist bis heute ungeklärt

von Rabbiner Avraham Radbil  09.01.2025

Wajigasch

Nach Art der Jischmaeliten

Was Jizchaks Bruder mit dem Pessachlamm zu tun hat

von Gabriel Umarov  03.01.2025

Talmudisches

Reich sein

Was unsere Weisen über Geld, Egoismus und Verantwortung lehren

von Diana Kaplan  03.01.2025

Kabbala

Der Meister der Leiter

Wie Rabbiner Jehuda Aschlag die Stufen der jüdischen Mystik erklomm

von Vyacheslav Dobrovych  03.01.2025

Tradition

Jesus und die Beschneidung am achten Tag

Am 1. Januar wurde Jesus beschnitten – mit diesem Tag beginnt bis heute der »bürgerliche« Kalender

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  01.01.2025 Aktualisiert

Chanukka

Sich ihres Lichtes bedienen

Atheisten sind schließlich auch nur Juden. Ein erleuchtender Essay von Alexander Estis über das Chanukka eines Säkularen

von Alexander Estis  31.12.2024