EILMELDUNG! Papst Franziskus ist tot

Großbritannien

Rabbiner Dayan Chanoch Ehrentreu ist tot

Rabbiner Dayan Chanoch Ehrentreu bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an ihn, Berlin 2018 Foto: imago/photothek

Einer der führenden europäischen Rabbiner der Nachkriegszeit ist tot: Dayan Chanoch Ehrentreu starb am Donnerstag im Alter von 89 Jahren in einem Londoner Krankenhaus. Das teilte die charedische Nachrichtenseite »Hamodia« mit.

Der am 27. Dezember 1932 in Frankfurt geborene Ehrentreu war über viele Jahre einer der führenden orthodoxen Rabbiner in Europa. Als Achtjähriger erlebte er hautnah mit, wie während der Novemberpogrome 1938 die Synagoge in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main in Brand gesteckt wurde.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ehrentreus Großvater war Oberrabbiner Münchens während des Hitler-Putsches 1923. Sein Vater Harav diente als Rektor einer jüdischen Hochschule. Nach seiner zwischenzeitlichen Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau floh Harav Ehrentreu mit der Familie nach Großbritannien. Dort studierte Chanoch an Jeschiwot in Sunderland und Gateshead. Später gründete er das Sunderland Kollel. 1984 wurde er Mitglied des Beit Din in London, später sogar Oberhaupt des Beit Din der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER).

ERUW Im Jahr 2009 fungierte Chanoch Ehrentreu dann als Rektor des gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Ronald S. Lauder Foundation eröffneten Rabbinerseminars zu Berlin, das während der NS-Zeit 1938 geschlossen worden war.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

In seinen Auffassungen stand Ehrentreu zeitlebens für einen eher konservativen Kurs. Als sein größter Erfolg wird oft die Einrichtung des ersten öffentlichen Eruws Großbritanniens im Nordwesten Londons bezeichnet. Die 2003 fertiggestellte, elf Meilen lange Umzäunung erleichtert insbesondere religiösen Familien mit kleinen Kindern im Kinderwagen oder älteren Menschen im Rollstuhl das Leben am Schabbat.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ehrentreu war auch maßgeblich an der Verbesserung der Situation der Agunot beteiligt, jüdischer Ehefrauen, deren Männer sich weigerten, ihnen den sogenannten Get (Scheidebrief) zu gewähren. Der Rabbiner setzte sich erfolgreich für ein Parlamentsgesetz ein, das 2003 verabschiedet wurde und Männern die zivile Ehescheidung so lange verwehrt, wie sie den Get verweigern.

bildungsinitiative Unter Ehrentreus Ägide wurde zudem entschieden, dass Frauen in der Leitung orthodoxer jüdischer Gemeinden mitarbeiten, dort aber nicht den Vorsitz führen dürfen. Die jüdische Bildungsinitiative Limmud sah Ehrentreu dagegen eher kritisch.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Für seine Rolle beim Wiederaufbau des jüdischen Lebens in Deutschland und des Berliner Rabbinerseminars erhielt Ehrentreu 2018 vom damaligen Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) das Bundesverdienstkreuz verliehen. Es war Gabriels letzte Amtshandlung als Kabinettsmitglied. Er sagte damals über Ehrentreu: »Sie haben nicht nur Licht gebracht, Sie sind der Leitstern der jüdischen Bildung in Deutschland.«

überlebenswille Ehrentreu erinnerte in seiner Dankesrede an die Pogromnacht von 1938 und sagte, er sehe die Flammen der brennenden Torarollen noch heute vor seinem geistigen Auge. Er sprach auch vom jüdischen Überlebenswillen. Die Tora und ihr Geist seien »ewig und unsterblich«. Dass es in Berlin wieder eine lebendige und wachsende Gemeinde mit verschiedenen Bildungseinrichtungen gebe, sei ein Beleg dafür.

Der Zeitung »Jewish Chronicle« sagte einer von Ehrentreus Studenten im Jahr 2013, der Rabbiner habe sich »wie kein Zweiter in den letzten 100 Jahren« um das Wiedererblühen jüdischen Lebens in London verdient gemacht.

CER-Präsident Rabbiner Pinchas Goldschmidt bezeichnete Ehrentreu in einer Würdigung als einen »wahren Giganten der Tora.« Der Beitrag des Verstorbenen zur Klärung komplexer Fragen der Halacha sei »von unvergleichlicher Bedeutung«, so Goldschmidt weiter. »Als Av Beth Din des Europäischen Beth Din der Konferenz der europäischen Rabbiner ist sein Tod ein großer Verlust für uns alle.«

Chol Hamoed

Nur Mosche kannte die Freiheit

Warum das Volk Israel beim Auszug aus Ägypten ängstlich war

von Rabbinerin Yael Deusel  17.04.2025

Geschichte

Waren wir wirklich in Ägypten?

Lange stritten Historiker darüber, ob die Erzählung vom Exodus wahr sein könnte. Dann kamen die Archäologen

von Rabbiner Igor Mendel Itkin  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Feiertage

Pessach ist das jüdische Fest der Freiheit - und der Frauen

Die Rolle und Verdienste von Frauen würdigen - dafür ist Pessach eine gute Gelegenheit, sagen Rabbinerinnen. Warum sie das meinen und welchen Ausdruck diese Perspektive findet

von Leticia Witte  11.04.2025

Exodus

Alle, die mit uns kamen …

Mit den Israeliten zogen noch andere »Fremde« aus Ägypten. Was wissen wir über sie?

von Sophie Bigot Goldblum  11.04.2025

Zaw

Das Volk der Drei

Warum zwischen Priestern, Leviten und gewöhnlichen Israeliten unterschieden wurde

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  11.04.2025

Stärke

An den Prinzipien festhalten

In der Haggada heißt es, dass Juden in jeder Generation Feinde haben werden. Klingt entmutigend? Soll es nicht!

von Rabbiner Raphael Evers  11.04.2025

Talmudisches

Ägypten

Was unsere Weisen über das Land des Auszugs der Israeliten lehrten

von Chajm Guski  11.04.2025